Nach dem Anschlag in Hanau ergriff die Stadt diverse Maßnahmen zur Unterstützung der Angehörigen. Doch nun legt die Corona-Krise die Trauerarbeit auf Eis.
Hanau kann in der Corona-Krise keine angemessene kollektive Trauerarbeit nach dem Anschlag vom 19. Februar leisten. „Wir sind von einer Extremsituation direkt in die nächste gefallen. Auch wenn die Corona-Pandemie eine weltweite Krise ist, sind wir Teil davon, und die aktuellen Probleme überlagern alles andere in unserer Stadt“, sagte Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) in einer Mitteilung vom Donnerstag. Das Kontaktverbot bedeute für die trauernden Familienangehörigen und Freunde der Opfer eine kaum nachzufühlende Herausforderung.
„Die Familien der Getöteten werden davon ungleich härter getroffen, denn ihnen fehlt jetzt die Chance des kollektiven Trauerns und damit der Trost, der sich aus körperlicher Nähe und persönlicher Anteilnahme ergibt“, sagte Kaminsky weiter. In Hanau waren neun Menschen mit ausländischen Wurzeln Opfer eines rassistisch motivierten Anschlags geworden. Danach tötete ein 43 Jahre alter Sportschütze seine Mutter und sich selbst.
Vertagt werden musste eine für April angesetzte Sitzung mit den Angehörigen der Opfer. Bei dem Treffen wollte man über eine Gedenkstätte sprechen. Mit Mahnwachen, Trauermärschen und diversen Kundgebungen gegen Rassismus hatte die Stadt in den Tagen danach auf die Tat reagiert. Wegen der Pandemie legen derzeit nur einzelne Menschen Blumen am Brüder-Grimm-Denkmal nieder oder halten für einige Minuten inne.
Zuvor forderte der Ausländerbeirat der Stadt mehr Hilfe für die Angehörigen. Nach den schockierenden Ereignissen bedürfe es nun „einer noch intensiveren Betreuung der Angehörigen“, sagte die Vorsitzende, Selma Yılmaz-Ilkhan, in einer Mitteilung. Es sei eine Zeit mit vielen Tränen, viel Schmerz und Leid gewesen. Nicht nur für die Angehörigen der Opfer, sondern auch für viele weitere Menschen, die auf die eine oder andere Weise beteiligt und betroffen gewesen seien. Der Ausländerbeirat werde seinen Beitrag bei der Unterstützung der Opfer leisten, erklärte Yılmaz-Ilkhan.
Die Stadt Hanau ergriff nach dem Anschlag diverse Maßnahmen zur Unterstützung der Angehörigen. So wurden unter anderem Opferbeauftragte eingesetzt, die den Familien nach wie vor helfen. (dpa, iQ)