Bangladesch schottet im Kampf gegen das Coronavirus eine Region mit Flüchtlingslagern und mehr als einer Million Rohingya-Muslimen ab.
Bangladesch schottet im Kampf gegen das Coronavirus eine Region mit Flüchtlingslagern und mehr als einer Million Rohingya-Muslimen ab. „Der Zutritt und das Verlassen des Cox’s-Bazar-Bezirks ist ab sofort verboten“, teilte der Verwaltungschef Kamal Hossain am Mittwoch mit. In Bangladesch gibt es bislang 218 bestätigte Fälle des Virus, 20 Menschen starben.
Die meisten der Rohingya-Muslime waren vor der Verfolgung im buddhistisch geprägten Myanmar nach 2017 ins Nachbarland geflohen. Hilfsorganisationen warnen vor einem Ausbruch von Covid-19 in einem der größten Flüchtlingslager der Welt, wo die Menschen dicht gedrängt leben. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR bestehen in Cox’s Bazar nur sehr begrenzte Möglichkeiten, Patienten intensivmedizinisch zu behandeln.
Indien verzeichnete unterdessen den bisher größten Anstieg von Infektionen und Toten im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit innerhalb von 24 Stunden. Regierungschef Narendra Modi deutete am Mittwoch an, dass eine komplette Aufhebung der dreiwöchigen Ausgangssperre ab dem 15. April unwahrscheinlich ist. „Wir müssen wachsam bleiben“, wurde Modi zitiert. Seit Ende März leben die 1,3 Milliarden Menschen in Indien im verordneten Stillstand, die Grenzen sind dicht. Bislang wurden 5274 Sars-CoV-2-Fälle verzeichnet, 149 Menschen kamen ums Leben.
Das Staatsbürgerschaftsgesetz in Indien hatte in den vergangenen Monaten für massive ablehnende Reaktionen bei Minderheiten gesorgt. Es diskriminiert Muslime, die aus mehrheitlich muslimischen Nachbarländern Indiens stammen. Sie sind von einer rascheren Einbürgerung ausgenommen, weil sie Muslime sind. Die Verbreitung von Corona in Indien hat die Hetzer auf Muslime verschärft. Auf Twitter verbreiteten sich Hashtags wie #CoronaJihad oder #MuslimVirus. Die Behörden werfen den aus dem Ausland eingereisten Muslimen vor, dass Virus eingeschleppt zu haben.
Covid-19 passe in die langjährige Propaganda der BJP und der extremistischen Hindugruppen, derzufolge die Muslime eine Art zerstörerischer Virus im hinduistischen Volkskörper sind, sagte der indisch-amerikanische Indienexperte Arjun Appadurai von der New York University dem „Time“-Magazin. Der BJP-Politiker Subramanian Swamy stellte Anfang April in einem Interview klar, dass der Verfassungsgrundsatz der Gleichheit aller Bürger nicht für Muslime gelte. (dpa/iQ)