Die Bundesregierung hat sich mit Religionsgemeinschaften zu einem Gespräch getroffen. Thema ist die Frage, wann und wie Gottesdienste in Zeiten der Corona-Krise wieder stattfinden können.
Das im Kampf gegen das Corona-Virus verhängte Gottesdienstverbot war an diesem Freitag Thema eines Treffens in Berlin. Innen-Staatssekretär Markus Kerber kam mit Vertretern der verschiedenen Religionsgemeinschaften zusammen. Bei dem Gedankenaustausch ging es unter anderem darum, wie Begräbnisse in Zeiten der Corona-Pandemie stattfinden und ob Gottesdienste künftig unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt werden können.
Die Bundesregierung hat die Lockerung der Beschränkungen für die Religionsgemeinschaften im Blick. In den kommenden Tagen solle ein Konzept erarbeitet werden, wie die „schrittweise Öffnung des religiösen Lebens“ möglich sein könne, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Freitag in Berlin. Dabei sollen neben den Religionsgemeinschaften und dem Bund auch die Länder beteiligt werden.
Zudem ist nächste Woche eine Unterredung von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und den Ministerpräsidenten mit Spitzenvertretern der Religionsgemeinschaften geplant. Bund und Länder hatten sich bei ihren Beratungen am Mittwoch darauf geeinigt, dass gemeinschaftliche Gottesdienste noch nicht wieder erlaubt werden. Der Generalsekretär der islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG), Bekir Altaş, hatte die Entscheidung als nicht nachvollziehbar kritisiert. „Es ist nicht nachvollziehbar, wenn Moscheen, Kirchen oder Synagogen geschlossen bleiben müssen, das Shoppen in der Stadt aber erlaubt sein soll“, erklärte Altaş in einer Pressemitteilung.
Die Bundesregierung hat das Engagement muslimischer Gemeinden gegen die Corona-Pandemie gewürdigt. Sie stünden durch die Einschränkung des religiösen Lebens vor großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten, sagte Staatssekretär Markus Kerber. „Daher bin ich dankbar dafür, wie verständnisvoll auch die Repräsentanten der Muslime in Deutschland die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus umsetzen, zumal auch der islamische Fastenmonat Ramadan in diesem Jahr im Schatten der Corona-Pandemie stehen wird.“
Die Muslime zeigten „ein hohes Maß an Verantwortungsgefühl und Solidarität für unsere Gesellschaft“, betonte Kerber. „Damit wird der Zusammenhalt in unserer Gesellschaft erneuert und gestärkt.“
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) ist für eine Öffnung von Gottesdiensten für die Allgemeinheit. „Gemeinsam wollen Landesregierung und Glaubensgemeinschaften in Nordrhein-Westfalen einen Weg aufzeigen, unter welchen Bedingungen öffentliche Gottesdienste in Zukunft wieder möglich sein können“, teilte die NRW-Staatskanzlei am Donnerstagabend in Düsseldorf mit. „Dieser Weg könnte Vorbild für ganz Deutschland werden.“
Der Ministerpräsident hatte sich zuvor mit Religionsvertretern zum weiteren Vorgehen in der Krise beraten. Die Teilnehmer kündigten nach dem Treffen an, in den kommenden Tagen gemeinsam Wege zu suchen, um die Einschränkungen des religiösen Lebens so schnell wie möglich zu lockern. Bisherige Erfolge im Kampf gegen das Virus sollen dabei nicht riskiert werden. „Wenn nun das soziale und öffentliche Leben wieder mehr geöffnet wird, muss das auch für das gemeinsame religiöse Leben gelten“, heißt es in einer Mitteilung.
Sprecher @Burhan_Kesici:Ich danke Herrn @ArminLaschet für das konstruktive und zuversichtlich stimmende Gespräch. Wir sind uns in der Einigkeit darin auseinandergegangen, dass #Religion #Frieden, #Trost und #Kraft spendet, daher zum Kern unseres Landes zählt +++ pic.twitter.com/oXCnrRiuPz
— Koordinationsrat der Muslime (@KRMuslime) April 16, 2020
KRM-Sprecher Kesici bedankt sich auf Twitter bei Minister Laschet für dessen Einsatz. „Ich danke Herrn Ministerpräsident Laschet für das konstruktive und zuversichtlich stimmende Gespräch. (…) Jetzt müssen wir uns Gedanken darüber machen, wie eine stufenweise Lockerung des Verbots der Gottesdienste aussehen könnte und wie sich Moscheen dafür vorbereiten können. Hierbei sind wir alle gefragt“, erklärt Kesici. (KNA, dpa, iQ)