Hessen beendet die Zusammenarbeit mit der DITIB beim Islamunterricht. Die Zweifel an der grundsätzlichen Unabhängigkeit konnten nicht ausgeräumt werden. Die DITIB kritisiert die fehlende Kommunikation.
Die hessische Landesregierung beendet beim Islamunterricht die Zusammenarbeit mit der hessischen Landesvertretung der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB). Die Zweifel an der grundsätzlichen Unabhängigkeit von DITIB hätten nicht ausgeräumt werden können, sagte Kultusminister Alexander Lorz (CDU) am Dienstag in Wiesbaden zur Begründung. Das bedeute, dass ab dem neuen Schuljahr 2020/2021 dieser Religionsunterricht bis auf Weiteres nicht mehr erteilt wird.
Hintergrund für die Prüfung der Zusammenarbeit waren Zweifel des Landes an der Unabhängigkeit von DITIB. Der Landesverband musste deshalb eine Vielzahl von Fragen zur eigenen Struktur beantworten und Unterlagen einreichen. Der Kultusminister hatte die lange andauernde Prüfung zuletzt auch damit begründet, dass das Land eine rechtssichere Entscheidung wolle. Die Religionsgemeinschaft hat bereits angekündigt, bei einem Ende der Kooperation mit dem Land beim islamischen Religionsunterricht dagegen juristisch vorzugehen.
In einer Pressemitteilung zeigt sich die Religionsgemeinschaft enttäuscht über die Entscheidung des Landes. „Die Entscheidung der Landesregierung, den bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterricht gemäß dem sunnitischen Bekenntnis der DITIB Hessen einzustellen und die Kooperationspartnerschaft in der Schulpraxis zu beenden, ist eine bedauernswerte Entscheidung“, erklärt DITIB-Landesverband Hessen. Es sei eine Entscheidung, die entgegen den Interessen der Schüler, Religionslehrer sowie muslimischen Eltern herbeigeführt worden sei. „Sie ist ein falsches und fatales Zeichen“, die die politische Partizipation und gesellschaftliche Akzeptanz der Muslime um Jahrzehnte zurückwerfe.
Zudem kritisierte der Landesverband die fehlende Kommunikation mit dem Kultusministerium. So bliebe eine Rückmeldung im Sinne einer Evaluationsmöglichkeit aus, die die DITIB mit „Blick auf mögliche neue Impulse, weitere Handlungsempfehlungen und Verbesserungen im Rahmen der eingeleiteten Strukturreformen gerne erhalten und umgesetzt hätte“, betont DITIB. Die DITIB Hessen werde zeitnah mit den beteiligten Kooperationspartnern das Gespräch suchen und „keine Mühen scheuen, den Religionsunterricht zu erhalten, um dem verfassungsgemäßen Auftrag gerecht zu werden sowie die religionspädagogischen Vorzüge für die Schüler- und Lehrerschaft zu bewahren“, heißt es abschließend in der Pressemitteilung. , so die DITIB.
Als Konsequenz aus dem schwebenden Verfahren war der bisherige Islamunterricht in Hessen nur noch für Schüler bis zur Jahrgangsstufe sechs angeboten worden. Für die Schüler der Jahrgangsstufe sieben gibt es seit dem laufenden Schuljahr das neue Fach „Islamunterricht“ als sogenannter Schulversuch zunächst bis zum Ende des Schuljahres. Minister Lorz kündigte nun an, dass der laufende Schulversuch Islamunterricht im neuen Schuljahr 2020/2021 ausgebaut werden soll. (KNA, iQ)