Aufgrund der Corona-Krise sind in Italien alle Moscheen geschlossen. Gespräche über Lockerungen gab es nicht. Muslime fühlen sich diskriminiert.
Muslime in Italien fühlen sich von der Regierung in Sachen Corona-Krise übergangen. „Ministerpräsident Giuseppe Conte hat mit den katholischen Bischöfen über eine Lockerung des Gottesdienstverbots gesprochen. Aber wir wurden überhaupt nicht angehört“, sagte Imam Yahya Pallavicini ,Vorsitzender der islamischen Gemeinde Italiens, der Zeitung „La Repubblica“ (Mittwoch).
Es sei völlig unklar, wann die Moscheen nach dem Lockdown wieder geöffnet werden könnten. Wegen des aktuellen Fastenmonats Ramadan hoffe man auf eine schnelle Lösung vor dem 22. Mai. Er erwarte nicht, dass Conte über sämtliche Details des islamischen Glaubenslebens Bescheid wisse, so Pallavicini. Aber als italienischer Staatsbürger verlange er, dass der Regierungschef „wenigstens zuhört“. Die Muslime seien bereit zum Dialog. „Wir warten nur auf ein Signal.“
Er halte es für unzulässig, religiöse Aktivitäten im Vergleich zum Neustart der Wirtschaft hintanzustellen. „Die Religion, welche es auch sei, darf nicht in eine Art Zweite Liga des Gesellschaftslebens verbannt werden“, sagte der Imam. Pallavicini gilt in Italien als Vertreter eines eher gemäßigten Islam. Laut Schätzungen leben in dem Land, das von der Corona-Krise besonders betroffen ist, etwa zwei Millionen Muslime.
In Deutschland hat das Corona-Kabinett hat am Montag über Lockerungen für Gottesdienste beraten. In der vergangenen Woche haben dazu Religionsgemeinschaften insgesamt 16 Konzepte beim Bundesinnenministerium eingereicht. Der daraus entstandene Rahmenplan wurde zudem mit dem Robert-Koch-Institut erörtert und soll Grundlage für die Bund-Länder-Besprechung am Donnerstag sein. Er enthält lediglich Empfehlungen; die Entscheidung darüber liegt bei den Ländern.
Die Kirchen, die jüdische Gemeinden und die muslimischen Gemeinschaften in Deutschland sind aufgrund der Corona-Pandemie Selbstverpflichtungen eingegangen und haben die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus mitgetragen, auf Gottesdienste und andere religiöse Handlungen zu verzichten. Sie haben das gemeindliche religiöse Leben aus Infektionsschutzgründen maßgeblich umgestaltet und alternative Wege gefunden, wie die Religion trotz der Einschränkungen gelebt werden kann. Damit haben sie sich als starke Partner des Staates gezeigt und Verantwortung für die Gesellschaft übernommen. (KNA, iQ)