Norwegen

Moschee-Angreifer vor Gericht: Christchurch-Attentäter als Vorbild

Der Prozess gegen den Moschee-Angreifer in Norwegen hat begonnen. Der Angeklagte plädiert auf unschuldig. Inspiriert wurde er vom Terroranschlag in Christchurch.

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05
2020
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Moschee-Angriff in Baerum (Oslo)
Moschee-Angriff in Baerum (Oslo) © AA, bearbeitet by iQ.

Neun Monate nach dem Angriff auf eine Moschee in Norwegen hat der Prozess gegen den angeklagten Täter begonnen. Der 22-Jährige muss sich seit Donnerstag vor dem Bezirksgericht in Sandvika westlich von Oslo wegen Mordes und Terrorismus verantworten. Der Anklageschrift zufolge hatte er noch vor der Moschee-Attacke im August vergangenen Jahres seine Stiefschwester getötet. Der Norweger mit offen rechtsextremistischen und rassistischen Ansichten bezeichnete sich als nicht schuldig. Bereits zuvor hatte er die Taten eingeräumt, Schuld in strafrechtlichem Sinne aber von sich gewiesen.

Dem Mann wird vorgeworfen, am 10. August 2019 mit mehreren Schusswaffen eine Moschee in Bærum bei Oslo angegriffen zu haben. Dabei fielen auch Schüsse. Dann wurde er aber von Gläubigen überwältigt und festgenommen, ohne dass jemand schwerer verletzt wurde. In seiner Wohnung fand die Polizei später die Leiche seiner 17 Jahre alten, aus China adoptierten Stiefschwester. Der Anklage zufolge tötete er das Mädchen mit vier Schüssen aus einem Jagdgewehr.

Christchurch-Attentäter diente als Inspiration

Vor Gericht äußerte der Norweger rechtsextreme und rassistische Ansichten. Weiße Menschen hätten ein Recht auf Selbstverteidigung. Den Holocaust bezeichnete er als „Mythos“. Er distanzierte sich von Homosexualität, Pornografie und Einwanderung aus nicht-westlichen Ländern. In seiner Erklärung bezog sich der Angeklagte auf den Anschlag auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch im März 2019. Dort hatte ein australischer Rechtsextremist 51 Muslime getötet und Dutzende verletzt. Der Norweger äußerte sich enttäuscht darüber, selbst nicht mehr Schaden angerichtet zu haben.

Motiv: Rechtsextremismus

Die Ermittler gehen aufgrund von Aussagen des Täters in Online-Foren von einem rechtsextremen Motiv aus. Seine Eingangserklärung vor Gericht dürfte diese Annahme weiter stützen. Bis zum 26. Mai sind in dem Prozess 14 Hauptverhandlungstage angesetzt. Wegen der Corona-Pandemie sind im Gerichtssaal nur die wichtigsten Akteure anwesend sein, darunter Richterin, Staatsanwalt und der Angeklagte mit seinen Verteidigern. Die Zeugen werden für ihre Aussagen aus einem anderen Saal zugeschaltet.

Wann ein Urteil fällt, ist noch nicht klar. Auf beide Anklagepunkte – Mord und Terrorismus – steht nach norwegischem Recht eine Höchststrafe von 21 Jahren. (dpa, iQ)