Islamischer Religionsunterricht

„Rechte der Muslime sind der Politik zum Opfer gefallen“

Das Land Hessen hat seine Zusammenarbeit mit der DITIB im Rahmen des islamischen Religionsunterrichts beendet. Im IslamiQ-Interview sprechen wir mit Salih Özkan, Vorsitzender der DITIB-Hessen, über die Hintergründe.

09
05
2020
Vorsitzender der DITIB-Hessen Salih Özkan
Vorsitzender der DITIB-Hessen Salih Özkan

IslamiQ: Seit 2013 wird in Hessen islamischer Religionsunterricht (IRU) in Kooperation mit der DITIB angeboten. Nun hat die Landesregierung die Kooperation eingestellt. Wie ist es dazu gekommen?

Salih Özkan: Vergangene Woche hat uns der stellvertretende Staatssekretär des Kultusministeriums angerufen und die Entscheidung „mitgeteilt“. Wenige Stunden danach hielt der Minister eine Pressemitteilung ab und erklärte, dass der islamische Religionsunterricht in Hessen nicht weiter in Kooperation mit der Islamischen Religionsgemeinschaft DITIB-Hessen fortgeführt wird.

Doch die aktuelle Entwicklung beschränkt sich nicht nur auf die Art und Weise, wie uns die Entscheidung mitgeteilt wurde. Obwohl wir schon seit 2013 mit dem Land im Rahmen des islamischen Religionsunterrichtes kooperieren, blieben uns seit über einem Jahr alle Kommunikationskanäle verschlossen. Wir haben ein Jahr lang keine Antworten auf unsere Anfragen erhalten. Auch die nun veröffentlichten Gutachten, die dem Ministerium seit Oktober 2019 vorliegen, wurden uns erst am Tag der Entscheidungsverkündung zugänglich gemacht. Leider gehe ich in diesem Fall davon aus, dass die Entscheidung bereits vorher getroffen wurde. Es ist keine konstruktive und gutgemeinte Entscheidung. Wir sehen, dass unsere positiven Schritte bezüglich einer Institutionalisierung der muslimischen Gemeinden in Deutschland untergraben werden.

IslamiQ: Das Land Hessen nimmt in Deutschland im Rahmen des IRU eine führende Rolle ein. Was macht ihn aus?

Özkan: Im Bundesland Hessen wurde im Jahr 2013-2014 unter der Federführung des Integrationsministeriums die Erteilung des islamischen Religionsunterrichtes an hessischen Schulen gemäß Artikel 7 Absatz 3 des Grundgesetzes gestartet. Der Lehrplan für den Unterricht wurde in Zusammenarbeit mit dem Ministerium und der Universitäten erstellt, die Lehrerlaubnisse (Idschâza) werden durch eine unabhängige IRU-Kommission der DITIB-Hessen erteilt. Wir haben dieselben Rechte wie die katholische oder evangelische Gemeinschaft erhalten, die ebenfalls den Inhalt ihres Religionsunterrichtes bestimmen.

Damit wurde Hessen zum ersten Bundesland, dass das Grundgesetz umsetzte und die Verfassungsrechte der islamischen Religionsgemeinschaft erfüllte. Dies war ein Erfolgsmodell, das von Muslimen geschätzt wurde. Leider wurde uns dieses Recht entzogen. Wir sind eindeutig enttäuscht.

IslamiQ: Wie hat die Umsetzung des islamischen Religionsunterrichtes seit 2013 bis heute ausgesehen?

Özkan: Muslimische Schüler, die in den vergangenen sieben Jahren am islamischen Religionsunterricht teilnahmen, waren äußerst erfreut und zufrieden. Unter unseren Schülern haben wir Kinder unterschiedlicher ethnischer Herkunft gehabt. Auch das Lehrpersonal, dem wir die Lehrerlaubnis erteilten, zeigte sich ebenfalls sehr zufrieden. In Hessen haben wir aktuell an 56 Grundschulen sowie an 12 weiteführenden Schulen für die Klassenstufen 1 bis 6 islamischen Religionsunterricht angeboten. Also an insgesamt 68 Schulen. Allein in diesem Jahr haben ca. 3500 Schüler am Islamunterricht teilgenommen. Abgesehen davon haben wir dafür gesorgt, dass diese Schüler und ihre Familien ihre verfassungsmäßigen Rechte wahrnehmen. In der Tat können wir sagen, dass bis gestern alle, auch das Kultusministerium, von einem beanstandungs- und störungsfreies Erfolgsmodell gesprochen haben.

An dieser Stelle möchten wir auch daran erinnern, dass es sich bei den Religionslehrkräften in den Schulen um hier geborene, aufgewachsene und sozialisierte Bürger dieses Landes handelt. Somit sind die Lehrkräfte dieses Unterrichtsfaches Personen, die an deutschen Universitäten ihre Ausbildung erhalten, mittels des Staatsexamens geprüft wurden und von uns als Religionsgemeinschaft ihre Lehrerlaubnis erhalten und hierdurch unser Vertrauen ausgesprochen bekommen haben. Es sind hochqualifizierte Beamte des Landes Hessen, die einen didaktisch und religionspädagogisch wertvollen Unterricht verantworten.

Als der islamische Religionsunterricht im Jahr 2013 in Hessen zum ersten Mal erteilt wurde, sollte der Prozess Schritt für Schritt fortgeführt werden. Das heißt zunächst sollte der Unterricht bis zur sechsten Klassenstufe angeboten und dann für die siebten und achten Klassen ausgebaut werden. Doch dazu kam es nicht. Leider wird es in Hessen im neuen Schuljahr keinen verfassungsmäßigen islamischen Religionsunterricht geben.

IslamiQ: Das Land Hessen will den islamischen Religionsunterricht durch einen alternativen Islamunterricht ersetzen. Würden muslimische Familien ihre Kinder zu diesem Unterricht schicken?

Özkan: Seit Anfang letzten Jahres erteilt der Staat in Hessen „Islamunterricht“ für die siebte Klasse als ersten Versuchsanlauf, ohne dabei die muslimischen Gemeinden miteinzubeziehen. Hier ist die Rede von einem Unterricht, dessen Inhalt von keiner muslimischen Gemeinschaft mitgetragen wird. Also haben wir hier keinen Unterricht, der auf die Annährung zum islamischen Glauben aus religionspädagogisch-reflexiver Sicht abzielt. Diese Alternative soll nun im hessischen Land weiter ausgebaut werden und den ursprünglichen islamischen Religionsunterricht ersetzen.

Wir sind gegen diesen Schritt und werden in diesem Zusammenhang auch die Eltern unserer Schüler über den Verlauf informieren. Wir haben in dieser Phase gesehen, dass die Erklärungen und Aussagen einiger Schulen für unsere Eltern irreführend waren. Die Umsetzung und das Konzept des „Islamunterrichts“ ist völlig intransparent gehalten. Es ist sogar möglich, dass künftig Lehrkräfte nichtmuslimischen Glaubens „Islamunterricht“ erteilen. Aus diesem Grund sind wir verpflichtet, den Eltern die aktuelle Situation mitzuteilen. Wir werden ihnen anraten, sich umfassend über den „Islamunterricht“ zu informieren und sie über die Verluste der religionspädagogischen Vorzüge eines bekenntnisorientierten Religionsunterrichts aufklären.

Im kommenden Schuljahr wird also ein Unterricht angeboten werden, dessen Inhalte nicht durch die DITIB-Hessen oder einer sonstigen sunnitisch-islamischen Religionsgemeinschaft mitgetragen werden, und die Lehrerlaubnis für Lehrer wird auch nicht von uns erteilt sein. In diesem Zusammenhang werden wir die Eltern über alle Wege informieren. Die Wahl liegt letztendlich bei ihnen.

IslamiQ: 2017 wurden drei separate Gutachten über den DITIB-Landesverband erstellt. Was beinhalten diese Gutachten?

Özkan: Nach dem Putschversuch in der Türkei entschied das Land Hessen, den DITIB-Landesverband zu begutachten. Insgesamt wurden drei Begutachtungen durchgeführt. Josef Isensee erstellte ein rechtliches Gutachten und Mathias Rohe ein islamwissenschaftliches, während Günter Seufert eine Begutachtung über die staatliche Religionsbehörde der Türkei (Diyanet) erstellte. Das Gutachten von Herrn Isensee war hauptsächlich geprägt von der negativen medialen Wahrnehmung der DITIB. Um die durch Herrn Rohe unter Berücksichtigung der heutigen Realitäten aufgezeigten Empfehlungen umzusetzen, haben wir eine Satzungsänderung und weitere Strukturreformen vorgenommen.

IslamiQ: Welche Änderungen sind das konkret?

Özkan: Wir haben die Position unserer Eltern-, Frauen- und Jugendorganisationen sowie die demokratische Struktur unseres Landesverbandes gestärkt. Wir haben Satzungsänderungen vorgenommen, um die Zweifel und falschen Annahmen im Hinblick auf die DITIB-Hessen vollständig auszuräumen. Abgesehen davon haben wir unser Gemeinderegister aktualisiert und dem Ministerium eingereicht. Des Weiteren wurde eine hauptamtliche Landesgeschäftsstelle sowie ein Referat für Religionspädagogik und theologische Studien (Schulreferat) gegründet. Zudem haben wir von Beginn an eine unabhängige IRU-Kommission, die jegliche Sachfragen des Religionsunterrichts verantwortet. Die Kommission besteht aus fünf muslimischen Theologen – die in keinem Dienstverhältnis zur DITIB stehen und keine Beamte sein dürfen. Sie erteilen die Lehrerlaubnis für Lehrer und genehmigen den Lehrplan sowie die Lehrmaterialien. Kurzum: Wir haben alles getan, damit der Unterricht verfassungsrechtlichen Grundlagen entsprechend fortgesetzt wird.

Wir tragen gegenüber muslimischen Eltern in Hessen eine Verantwortung. Um unserer Verantwortung gerecht zu werden und unseren Kindern islamischen Religionsunterricht anzubieten waren wir bereit, uns allen möglichen Diskussionen zu stellen sowie auch Änderungen vorzunehmen, die unsere Strukturen stärken würden. Wenn Sie mich fragen, war die Entscheidung für das Ministerium bereits klar. Diese Entscheidung wurde auf Grundlage absurder Annahmen getroffen, etwa „Es besteht die abstrakt-theoretische Möglichkeit der potenziellen Einflussnahme durch die Türkei auf den hessischen DITIB-Landesverband.“

IslamiQ: Anhaltspunkte für die DITIB-Türkei-Beziehung gibt die Geschichte, Gründung und Struktur der DITIB gibt es aber schon, oder?

Özkan: Die DITIB ist eine politisch ungebundene religiöse Gemeinschaft. Niemand darf erwarten, dass wir unseren Kern aufgeben und unseren Ursprung leugnen. Die DITIB wurde uns von Menschen, die zum Wiederaufbau dieses Landes beigetragen haben, anvertraut. Sie ist nicht in einem halben Jahrhundert zurückgeblieben, sondern ist ein Teil Deutschlands geworden. Zudem ist sie eine transparente religiöse Gemeinschaft, die für die Gesellschaft da ist.

IslamiQ: Wenn das so ist, was ist dann das Problem?

Özkan: Die politischen Autoritäten befinden sich im Irrtum. Sie sagen eigentlich: „Ganz egal wie sehr ihr euch einsetzt und wie oft ihr Änderungen vornehmt, letztendlich hängt alles vom Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan ab.“ Diese Annahme geht insbesondere aus dem durch Herrn Isensee erstellten Gutachten hervor. Dies ist ein falscher und absurder Ansatz, der die hiesige muslimische Gemeinschaft als das Korps von Herrn Erdoğanbetrachtet. Jedoch wird die Tatsache ignoriert, die Herr Rohe in seinem Gutachten feststellt, nämlich, dass sich die DITIB politisch nicht engagiert und keinen Bezug zur Politik hat.

Ich interpretiere das Ganze folgendermaßen: Meiner Meinung nach gab es bereits eine politische Entscheidung, die klar war. Leider sind die verfassungsmäßigen Rechte der hessischen Muslime der Politik zum Opfer gefallen. Der islamische Religionsunterricht ist zu einer Art Reflexionsfläche der politischen Konflikte geworden.

IslamiQ: Wie möchte der DITIB Landesverband weiter vorgehen?

Özkan: Wir sind der Meinung, dass das hessische Kultusministerium eine falsche Entscheidung getroffen hat. Wir werden gegen diese Entscheidung rechtlich vorgehen und beraten uns aktuell mit Experten des Staatskirchen- und Verfassungsrechts. Wir möchten den islamischen Religionsunterricht für die Klassen 1-6 fortsetzen.

Es geht hier eigentlich nicht um die Institution „DITIB“. Es ist eine Sache, die zunächst die Muslime in diesem Land und ihre verfassungsrechtlichen Angelegenheiten angeht. Ich bin Bürger dieses Landes, ich bin hier geboren und aufgewachsen. Es ist auch meine Pflicht, das Grundgesetz dieses Landes zu schützen. Aus dieser Verantwortung heraus werde ich gegen diese Entscheidung vorgehen. Ich hoffe, dass nicht nur muslimische Eltern, sondern auch all diejenigen, die für Demokratie und Gleichheit sind, ein offenes Ohr dafür zeigen, und die Umsetzung dieser falschen Entscheidung nicht akzeptieren.

Das Interview führte Elif Zehra Kandemir.

Leserkommentare

5FingerJack sagt:
@Marcel Die emsigen Deutschen haben schon immer alles alleine geschafft, was aktuell durch die Krise beim Spargelstechen und weitere Feldarbeit deutlich wird. Über 40000 Arbeiter jeweils im April und Mai mussten schon aus Osteuropa eingeladen werden und dennoch fehlen über 300000 Arbiter. Faktenkenntnis sieht anders aus. Ausländische Arbeitnehmer braucht das Land immer dann, wenn das eigene Volk zu faul oder gar unfähig für gewisse Tätigkeiten ist. Weitere Zahlen aus der Krankenpflege, Industrie, Handwerk, Informatik und viele weitere Bereiche werden fast täglich in den Medien veröffentlicht. Also einfach mach die Fresse halten, wenn man keine Ahnung hat!
06.06.20
11:00
grege sagt:
@ Marcel einige Kommentare erwecken den Eindruck, als ob Einwanderer nur aus Mitleid und Selbstlosigkeit einen Aufenthalt in diesem Land anstreben. Unterwähnt bleibt in dem Zusammenhang, dass Einwanderer angelockt werden durch attraktive Lebensbedingungen sowie vergleichsweise attraktive Löhne. Diesen können nur gezahlt werden, wenn die Volkswirtschaft auch eine gewisse Leistungsfähigkeit besitzt. Und genau diese musste nach den Zerstörungen des 2. Weltkriegs geschaffen werden, bevor Gastarbeiter aus dem Mittelmeerraum überhaupt auf dieses Land aufmerksam wurden, wie Sie auch richtig angemerkt haben. Einige Diskussionsteilnehmer wie mein Vorredner sollten erst mal elementare Grundlagen einer funktionierenden Volkswirtschaft studieren, bevor sie vorlaut ihr Mundwerk öffnen.
09.06.20
19:38
Harousch sagt:
Die Deutschen haben erstmal andere Länder angegriffen und bombardiert, bis die anderen, Alliierten, Deutschland bombardieren mussten, um diesen Drecksäcken von Nazis eine Lektion zu erteilen. Die ganze Zerstörung durch die beiden Weltkriege allein inDeutschland haben die Deutschen selbst verschuldet verursacht. Die Nazis haben also nicht nur die anderen Länder direkt sondern das eigene Land indirekt zerstört, somit hat man ganz viele emsige Deutsche indirekt aber emsig umgebracht. Das muss man erstmal schaffen! Die Zersetzung des eigenen Volkes und damit einhergehenden Folgeschäden scheint Nazis und Vaterlandsverteidigern (im Umkehrschluss durch die indirekte Tötung der deutschen Bevölkerung eher Vaterlandsverräter) eine ganz große Herzensangelegenheit zu sein, und daran hat sich nach sovielen Dekaden nichts geändert. Zum Glück haben die meisten diese bittere Wahrheit mittlerweile auch schon begriffen. Und diejenigen, die es noch nicht begriffen haben, findet man sowohl im Bundestag als auch in der Anhängerschaft derselbigen Vaterlandsverräter. Wir als Wahldeutsche und Muslime mit Migrationsvordergrund sind gerade in diesem Kontext mehr als zukunfts- als auch richtungsweisende Unterstützung bei der Umstrukturierung der Gesellschaft unverzichtbar. Das wussten die Entscheidungsträger bereits 1955 als man das Abkommen über die Anwerbung der Gastarbeiter traf, zuerst mit Italien und dann auf Polen, Portugal, Tunesien, Marokko und die Türkei schrittweise erweitert. Es gab Bemühungen Gastarbeiter aus weiteren Regionen der Welt einzuladen, da die Trümmerfrauen alles alleine nicht bewerkstelligen konnten. Dieses Gesuch wurde aber damals zum Beispiel von einigen Ländern, wie zum Beispiel dem damaligen afghanischen König Zahi Shah und weiteren Oberhäuptern anderer Länder abgelehnt. Es wollte nämlich nicht jeder in einem Land leben und arbeiten, wo das Gemeinschaftskarma dem von Lucifer gleich kam. Unter anderem war ein weiterer Grund für die Anwerbung der Gastarbeiter auch der Mauerbau, wodurch die Ostdeutschen am Wiederaufbau Deutschlands nicht beteiligt waren, insofern stellt sich die Frage, wer eher für das aktuelle Standing Deutschlands mitverantwortlich ist, erst garnicht. Die Mitwirkung der Gastarbeiter und ihrer Nachkommenschaft, sowie die Eingliederung Geflüchteter in den Folgejahren, bis zur heutigen Zeit ist und bleibt eine Erfolgsgeschichte. Das sind FAKTEN, und deren Richtigkeit und Relevanz wird zwar nicht gerade an die große Glocke gehängt, aber wer einfach mal die Augen öffnet und sich mal herumschaut, spürt es an jeder Ecke. In der Küche, Kultur, Architektur, im Straßenbau, in der Sprache, Mode, Wissenschaft, Technik, Industrie, Bildung, Gastronomie, Einzel-Großhandel usw. usf....
10.06.20
10:00
Johannes Disch sagt:
@Harousch (10.06.2020, 10:==) Da redet jemand von "Gemeinschaftskarma"...Und dieses soll dem Lucifer gleichgekommen sein...Er redet von einem der erfolgreichsten westlichen Demokratie und Volkswirtschaft der Nachkriegszeit. "Gemeinschaftskarma"....purer Mystizismus. Jetzt fehlt bloß noch die "Kollektivschuld."
11.06.20
17:39
Dagmar Sigorsky sagt:
Ich stimme 5FingerJack und Harusch voll zu und gratuliere zu dieser beeindruckenden Zusammenführung von einfachen Fakten, die leider nicht jeder begreifen möchte. Das ist wiederum ein Zeichen von Sturheit und die Sturheit ist bekanntermaßen die Vorstufe von Dummheit. Der User Marcel schreibt in seinem Beitrag von der niedrigen Arbeitslosenquote und vergisst hierbei die logischer Schlussfolgerung daraus. Die niedrige Arbeitslosenquote ist geradewegs ein Zeichen dafür, dass hierzulande einfach kaum noch Arbeitspotenzial vorhanden war, weshalb ausländische Arbeiter ins Land eingeladen werden mussten, da die Zerstörung des zweiten Weltkrieges sogar 10 Jahre nach der Kapitulation der Nazis noch immer allgegenwärtig war. Lieber Marcel eine intensivere Recherche und ein ganz grundlegendes logisches Verständnis von Ereignissen kann man zwar übersehen, aber nicht verleugnen. Das deutsche Reich ist im zweiten Weltkrieg gestorben und niemand wird es jemals wieder wiederbeleben.
11.06.20
18:49
Johannes Disch sagt:
@Dagmar Sigorsky (11.06.2020, 18:49) Ihre Darstellung ist etwas einseitig. Nicht nur Deutschland profitierte von den Anwerbeabkommen, sondern auch die Herkunftsländer. Von diesen ging häufig auch die Initiative zu diesen Abkommen aus, und nicht ausschließlich von Deutschland. Die Herkunftsländer wollten ihren eigenen Arbeitsmarkt entlasten und von den Devisen profitieren. Aber sei es drum: Diese "Gastarbeiter-Abkommen" sind nicht das Thema des Artikels, sondern es geht um die Aufkündigung der Zusammenarbeit zwischen dem Land Hessen und der DITIB. Und dafür gibt es gute Gründe. Gründe, die hier in Beiträgen schon genannt wurden. Die DITIB ist keine Religionsgemeinschaft. Folglich liegt in der Aufkündigung dieser Zusammenarbeit auch keine Verletzung der Rechte von Muslimen vor. Das Thema "Gastarbeiter" ist Vergangenheit. Diese Leute kamen damals zum Geld verdienen und die Religion spielte keine große Rolle. Heute ist das anders. Viele Migranten, die zu uns kommen, bringen ein Islamverständnis mit, das mit unseren Werten nicht vereinbar ist. Migranten aus den Krisenländern des Nahen Ostens und Afrika importieren ihre Probleme, sodass sie auch zu unseren Problemen werden. Das ist der entscheidende Punkt. Ein weiterer Punkt ist: Wir haben noch immer kein Einwanderungsgesetz. Alles läuft bei uns nach wie vor unter dem Punkt "Asyl." Die "Diyanet", der die DITIB untersteht, war früher einmal eine Einrichtung, die die Trennung von Religion und Politik (in der Türkei) garantieren sollte und das auch tat. Seit Erdogan ist das nicht mehr so. Unter Erdogan ist die DITIB ein Instrument, das den erzkonservativen und reaktionären Islam der AKP propagiert. Folglich kann sie kein Ansprechpartner mehr sein. Migranten mit einem antidemokratischen Islamverständnis, eine Organisation (DITIB), die die Politik eines immer autoritärer regierenden türkischen Staatschefs propagiert, ein fehlendes Einwanderungsgesetz--- das sind die Probleme, um die es heute geht. Und nicht irgendwelche "Gastarbeiter-Abkommen", die lange zurückliegen.
12.06.20
18:16
Johannes Disch sagt:
@Harousch (10.06.2020, 10:00) Na, mal wieder die beliebte Nazi-Keule. Zur Zeit der ersten Gastarbeiter-Abkommen war Deutschland längst wieder ein respektiertes Mitglied der zivilisierten Weltgemeinschaft, war Mitglied in der NATO und der EWG ("Römische Verträge") und hatte sich mit dem einstigen "Erzfeind" Frankreich ausgesöhnt ("Elysee-Vertrag"). Also, den Wiederaufbau des Landes mit orakelnden Etiketten zu versehen wie "Gemeinschaftskarma" oder Nazi-Vokabular wie "Zersetzung des eigenen Volkes" ist absurd. Ach, übrigens war auch der Islam durchaus empfänglich für die Nazi-Ideologie. Der Mufti von Jerusalem segnete SS-Divisionen.
12.06.20
18:47
Johannes Disch sagt:
@Dagmar Sigorsky (11.06.2020, 18:49) Ihre Darstellung ist etwas einseitig. Die Initiative für die Gastarbeiter-Abkommen ging nicht nur von Deutschland aus, sondern häufig auch von den Herkunftsländern, die damit ihren Arbeitsmarkt entlasten wollten und von Devisen profitieren. Aber sei es drum: Das ist längst Geschichte. In dem Artikel geht es um die Rolle der DITIB. Und da gibt es nun mal gute Gründe, warum das Land Hessen die Zusammenarbeit aufgekündigt hat.
12.06.20
18:51
Johannes Disch sagt:
"Marcel" (24.05.2020, 14:02) hat völlig recht: Den Wiederaufbau haben wir alleine bewältigt. Das erste Anwerbeabkommen gab es erst 1955 mit Italien. Da war Deutschland längst wieder eine florierende Volkswirtschaft. Das gilt erst recht für 1961, wo das Anwerbeabkommen mit der Türkei geschlossen wurde.
12.06.20
22:16
grege sagt:
Zu den Fakten über den Nutzen der Gastarbeiter gehört auch, dass dieser auch den Herkunftsländern gestiftet wurde. In den 50er und 60er Jahren litten die Anrainerstaaten des Mittelmeeres an einer Kombination von hohem Bevölkerungswachstum und schwachem Wirtschaftswachstum andererseits, was zwangsläufig hohe Arbeitslosigkeiten bedeutete, ein Umstand, von dem (als Randnotiz) viele muslimische im arabischen Raum heute noch betroffen sind. Durch die Entsendung von Arbeitskräften in die damals wirtschaftlich boomenden Ländern Nord- und Mitteleuropas konnten Millionen Menschen in Lohn und Brot gebracht werden, was zum einem Abbau von sozialem Elend in den Herkunftsländern führte. Des Weiteren haben die Gastarbeiter eine großen Anteil ihrer Löhne an ihre Familien in den Herkunftsländern transferiert, was deren Devisenbilanzen sowie deren wirtschaftliche Entwicklung verbesserte. Die Regierungen der Entsendestaaten begrüßten und unterstützten daher die Entsendung ihrer Landsleute massiv. Wie andere Arbeitskräfte, haben Gastarbeiter insgesamt ebenso gute Arbeit geleistet, für die sie aber auch - gemessen an den Lohnverhältnissen in den Herkunftsländern - ordentlich vergütet worden sind. Diese Fakten verpflichten daher beide Seiten zu gegenseitiger Anerkennung. Die wirtschaftswissenschaftlichen Mechanismen für die Ursachen von Arbeitsmigration belegen einmal mehr, dass die zusätzliche Nachfrage von Arbeitskräften eine robuste und expandierende Volkswirtschaft voraussetzt. Diese Bedingungen schuf die hiesige Bevölkerung mit dem sogenannten „Wirtschaftswunder“ in den 50er Jahren, bevor Gastarbeiter überhaupt ein Fuß hier in dieses Land setzten. Die Gastarbeiter haben mit ihrem Einsatz zu der Fortsetzung des Wirtschaftswunders beigetragen. Wer jedoch in einem Anflug von Wunschdenken den Wiederaufbau und das sogenannte Wirtschaftswunder auf den Einsatz der Gastarbeiter zurückführt, verdreht Ursache und Wirkung. Dass dieses Wirtschaftswunder trotz Zerstörung, Reparationen, Besatzung und Millionen von Flüchtlingen überhaupt möglich wurde, ist unabhängig von der Verantwortung für die vorgenannten Folgen eine herausragende Leistung. Japan oder Südkorea haben trotz ähnlich widriger Ausgangsbedingungen vergleichbares geleistet, während Staaten wie Ägypten oder Pakistan trotz massiver Entwicklungshilfen weiterhin am Abgrund stehen. Die Integration von Gastarbeitern aus den europäischen Herkunftsländern ist letztlich trotz mancher Schwierigkeiten gelungen, während die Einwanderer aus muslimischen Staaten analog zu anderen europäischen Aufnahmeländern insgesamt immer noch größere Integrationsdefizite aufweisen, die in religiösem Extremismus, Bildungsferne und höhere Arbeitslosigkeit resultieren. Ruud Koopmans hat in seinem Buch „Das verfallene Haus des Islam“ diesen Missstand eindrucksvoll mit statistisch validen Daten nachgewiesen. Zukunfts und richtungsweisende Unterstützung spiegelt sich in diesen Bevölkerungsschichten weiß Gott nicht wider. Diese Denke grenzt geradezu an Realitätsverweigerung
13.06.20
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