Rund drei Monate nach dem rassistischen Anschlag in Hanau warten die Angehörigen noch immer auf Antworten zu der Tat. Bisher gibt es keine Hinweise auf Mittäter.
Die Bundesanwaltschaft hat bisher keine Hinweise auf Mittäter beim rassistisch motivierten Anschlag von Hanau. „Derzeit liegen keine Erkenntnisse zu möglichen Mittätern, Helfern, Mitwissern oder Einbindung in terroristische Strukturen oder Kontakte in terroristische Strukturen vor“, sagte der Vize des Generalbundesanwalts, Thomas Beck, am Donnerstag im Innenausschuss des hessischen Landtags. Dabei handele es sich um ein Zwischenergebnis der Ermittlungen. Der Vater des Täters werde als Zeuge geführt, es gebe keine Hinweise auf eine Tatbeteiligung.
Ein Abschluss der Ermittlungen sei noch nicht in Sicht. „Es sind noch viel zu viele Ermittlungsstränge offen“, sagte Beck. Das Verfahren könne noch drei, vier oder sechs Monate dauern. Beck sprach von einem „in Deutschland beispiellosen rassistischen Terroranschlag“. Diese Einschätzung habe es Stunden nach der Tat gegeben und an ihr habe sich nichts geändert.
Am Abend des 19. Februar hatte ein 43-jähriger Deutscher in Hanau neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen. Er soll auch seine Mutter umgebracht haben, bevor er sich selbst tötete.
Zu der Sitzung des Innenausschusses kamen auch Angehörige der Opfer. Zuvor versammelten sie sich vor dem Landtagsgebäude, hielten Fotos der Getöteten hoch und forderten mehr Transparenz und Aufklärung der Tat. Landtagspräsident Boris Rhein (CDU) dankte den Angehörigen für ihr Kommen und betonte, dass die Hintergründe aufgeklärt werden müssten. Es gebe auch den politischen Auftrag, Hass und Hetze zu bekämpfen.
Bundesanwalt Beck sagte, es werde auf Wunsch der Angehörigen Gespräche zum Stand der Ermittlungen geben. Auch schriftlich würden Informationen an die Anwälte übermittelt zum Hergang der Tat, nicht jedoch zum Stand der Erkenntnisse über den Täter. Beck sagte, auf der einen Seite stehe die quälende Frage nach dem Grund der Tat sowie Leid, Trauer und Wut. Andererseits könnten nicht alle Details der Ermittlungen bekanntgegeben werden, um diese nicht zu gefährden. So dauere die Suche nach möglichen Helfern des Täters noch an.
Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) sagte den Angehörigen weitere Unterstützung zu. „Die schreckliche Tat vom 19. Februar in Hanau hat unser Land ins Mark getroffen“, sagte der Minister. „Wir werden weiter alles daran setzen, dass uns diese schreckliche Terrortat als Gesellschaft nicht spaltet, sondern nur noch stärker eint.“ Das Land stehe an der Seite der Opferfamilien. Noch in der Tatnacht habe die Polizei eine umfangreiche Opfer- und Angehörigenbetreuung in Hanau auf die Beine gestellt. Auch der Opferschutzbeauftragte der Bundesregierung sei schon am Tag nach der Tat in Hanau eingebunden gewesen. Die Landesregierung werde den Hanauern auch künftig bei der Trauerarbeit und dem Gedenken an diese Tat zur Seite stehen. (dpa, iQ)