Waldkraiburg

Verdächtiger plante Anschläge auf Moscheen

Der Tatverdächtige für die Anschlagserie im oberbayerischen Waldkraiburg plante Medienberichten zufolge Attentate auf Moscheen und Imame.

20
05
2020
Waldkraiburg
Waldkraiburger Anschläge © Facebook, bearbeitet by iQ

Nach Anschlägen auf Geschäfte türkischstämmiger Inhaber im oberbayerischen Waldkraiburg hat der Generalbundesanwalt die Ermittlungen übernommen. Grund sei die besondere Bedeutung des Falls, sagte der Sprecher der Bundesanwaltschaft am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Karlsruhe. Außerdem bestehe der Verdacht der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Laut einem „Spiegel“-Bericht plante der 25-Jährige auch Attentate auf Moscheen und Imame.

Zwei Dutzend funktionsfähige Rohrbomben sichergestellt

Seit April waren in Waldkraiburg (Landkreis Mühldorf am Inn) die Scheiben dreier türkischer Läden eingeschlagen und ein Feuer in einem Gemüseladen gelegt worden. Sechs Menschen wurden verletzt.

Vor anderthalb Wochen hatte die Polizei einen Tatverdächtigen am Bahnhof in Mühldorf am Inn festgenommen. Fast zwei Dutzend funktionsfähige Rohrbomben hatte man bei ihm gefunden, kiloweise Chemikalien und eine Pistole.

Der in Deutschland geborene Mann hat die Anschläge gestanden. Der 25-Jährige hatte sich selbst als IS-Kämpfer bezeichnet und Hass auf Türken als Motiv angegeben. Der mutmaßliche Täter sitzt seither in Untersuchungshaft. Wegen des Brandanschlags mit sechs Verletzten wird ihm auch versuchter Mord vorgeworfen.

Bombenanschläge auf DITIB-Moscheen geplant

Vor allem auch wegen dieser Tat misst die Bundesanwaltschaft dem Fall besondere Bedeutung bei. Weitere Einzelheiten zur Übernahme der Ermittlungen wurden zunächst nicht mitgeteilt. In Bayern hatte die Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) bei der Generalstaatsanwaltschaft München den Fall betreut.

Wie „Der Spiegel“ am Dienstag online berichtete, soll der Mann Sprengstoff- und Bombenanschläge unter anderem auf Gotteshäuser des Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) in der Umgebung von Waldkraiburg sowie auf die DITIB-Zentral-Moschee in Köln geplant haben. Die Imame habe er per Pistole ermorden wollen, schreibt das Magazin weiter. Zudem soll er einen Bombenanschlag auf das türkische Generalkonsulat in München vorbereitet haben. Die Behörden machten dazu zunächst keine Angaben. Sprecher der ZET und des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd verwiesen auf laufende Absprachen mit der Bundesanwaltschaft.

Es sehe so aus, als ob es sich um einen Einzeltäter handele, der sich als „einsamer Wolf“ über das Internet radikalisierte.

„Wir haben erwartet, dass er auch uns ins Visiert nimmt“

„Es müssen schnell die Hintermänner gefasst werden“, sagte der Geschäftsführer des DITIB-Landesverbands Südbayern, Aykan Inan, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in München. „Von irgendwem muss er ja die Waffen gekriegt haben.“

Inan sagte, schon nach den ersten Anschlägen habe die oberbayerische Polizei mit der DITIB-Gemeinde in Waldkraiburg als einzigem größeren türkisch-islamischen Verein in der Stadt ein Sicherheitskonzept erarbeitet. Türen seien verschlossen gewesen, wenn niemand in der Moschee war. Die Überwachungstechnik wie Kameras samt Aufzeichnungen habe man erneut gecheckt. Die Polizei sei häufiger Streife gefahren.

„Wir haben erwartet, dass er auch Moscheen ins Visier nimmt“, sagte Inan. Deshalb hätten auch andere muslimische Gotteshäuser in der Region Kontakt mit der Polizei gehabt. Es habe zwar seit Jahren eine latente Sorge gegeben, so Inan. „Man hat hier in Frieden gelebt. Nun sind wir verängstigt.“ (dpa, iQ)

Leserkommentare

Vera von Praunheim sagt:
Der 25-jährige Tatverdächtige ist der Deutschtürke Muharrem D. und seine Eltern stammen selbst aus der Türkei. So berichtete auch der "Spiegel". In Vernehmungen bekannte er sich mehrfach als radikaler Islamist und Anhänger der Ideologie der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), der er sich anschließen wollte. Entsprechendes teilte ein leitender Oberstaatsanwalt der Öffentlichkeit mit. Gibt es auch gefährliche Hintermänner und Strippenzieher?
20.05.20
15:36