Ein Jahr nach Beginn der Arbeit der bundesweiten Meldestelle für Moscheeangriffe „#brandeilig“ haben die Verantwortlichen erstmalig Bilanz gezogen. Mitentscheidend für Vorfälle sei die niedrige Aufklärungsquote.
Schmierereien, Hassbotschaften, Brandstiftungen oder das Hinterlassen von Tierkadavern. Moscheeangriffe in Deutschland sind keine Seltenheit. Die Initiative gegen Moscheeangriffe – #brandeilig hat im vergangenen Jahr 141 Angriffe auf Moscheen und muslimische Einrichtungen registriert. Das sind 29 Angriffe mehr als 2018 (112). Es sei jedoch davon auszugehen, dass die Dunkelziffer für 2019 höher liege.
Damit setzt sich der steigende Trend in den Jahren 2016 (107) und 2017 (95) fort. Zwischen den Jahren 2014-2019 wurden insgesamt 612 Moscheeangriffe erfasst. „Der antimuslimische Rassismus stellt eine Gefahr, nicht nur für Muslime, sondern auch für die Gesamtgesellschaft dar“, erklärt #brandeilig. Am häufigsten seien Moscheen in Nordrhein-Westfalen (149), Baden-Württemberg (79), Niedersachsen (74) und Bayern (63) betroffen.
Moscheeangriffe finden bundesweit statt. Insbesondere in Bayern, BaWü, Niedersachen und NRW sind Moscheen am häufigsten Ziel eines Angriffs. Weitere Infos dazu bald in unserem Jahresbericht. Wir haben es #Brandeilig. pic.twitter.com/S991XPmTI0
— brandeilig (@brandeilig) June 13, 2020
Als besonders besorgniserregend bezeichnen die Verantwortlichen des Projekts, die immer noch „mangelnde Sensibilisierung für den antimuslimischen Rassismus, sowohl in den Behörden, als auch aus der Mitte der Gesellschaft heraus“. Denn zum einen fehlen effektive und vorbeugende Sicherheitsmaßnahmen und zum anderen seien die Gemeinden nach einem Angriff zumeist auf sich allein gestellt.
Aufklärungsquote motiviert Wiederholungstäter
Der Kampf gegen Rechtsextremismus und Rassismus jedweder Art ist nicht Aufgabe der davon betroffenen Menschen. „Die meisten Täter werden nie gefasst und verurteilt. Das ebnet den Weg für Wiederholungstäter und vermittelt ein falsches Signal“, so der Projektkoordinator Yusuf Sarı.
#brandeilig ist eine Initiative der Antidiskriminierungsverbandes FAIR international e.V. und hat sich zum Ziel gesetzt, insbesondere diese Form vom antimuslimischen Rassismus sichtbar zu machen. Die Meldestelle führt eine eigene Statistik, die in der Regel von den Zahlen der Polizei abweicht, da die Polizei nicht alle Angriffe auf eine Moschee als „Moscheeangriffe“ kategorisiert.