Der Österreichische Religionssoziologe und Theologe Paul M. Zulehner kommt im Rahmen seiner Langzeitstudie zu dem Ergebnis, dass junge Musliminnen sich schneller integrieren als Männer.
Die Integration von Musliminnen schreitet laut einer österreichischen Studie erheblich schneller voran als unter muslimischen Männern. Dies berge jedoch ein hohes Konfliktpotenzial, schreibt der Wiener Theologe Paul Zulehner in seinem Blog. „Älteren muslimischen Männern mit starkem Autoritarismus stehen jüngere Frauen gegenüber, welche nicht autoritär sind.“ Zulehner bezieht sich auf jüngste Ergebnisse seiner Langzeitstudie über „Religion im Leben der Österreicher*innen 1970-2020“; dafür gebe es auch ein repräsentatives Islam-Modul.
Demnach sind junge Musliminnen wesentlich lernbereiter als die Männer, so der Theologe mit Blick auf die am Dienstag unter dem Titel „Wandlung“ veröffentlichte Studie. Insgesamt nimmt demnach unter jungen Muslimen in Österreich Autoritarismus weiter ab; unter Frauen bis 30 Jahre mehr als unter Männern und auch etwas mehr als unter Katholikinnen desselben Alters.
Gerade junge Musliminnen, die zur autoritären Unterwerfung nicht bereit sind, stünden damit „in einem strukturellen Konflikt mit einer eher aus autoritär gestimmten Männern geprägten Community“, erklärte Zulehner. Junge Frauen in der katholischen Kirche befänden sich in einer vergleichbaren Lage. „Das wird lediglich dadurch weniger konfliktreich sichtbar, weil junge Katholikinnen der Männerkirche den Rücken kehren, Muslimas hingegen religiös erheblich fester gebunden sind“, so der Religionssoziologe.
Musliminnen unter 30 vertreten laut der Studie wie Katholikinnen zu 43 Prozent „moderne“ Geschlechterrollenkonzepte. In beiden Religionsgemeinschaften sind – wie in der Gesamtbevölkerung – die Frauen in ihren Geschlechterrollenbildern erheblich moderner als die gleichaltrigen Männer, so Zulehner. „Die Kluft nimmt zwischen den jungen Frauen und den älteren Männern zu.“ Muslime, die in Österreich heimisch werden, stünden unter einem enormen Modernisierungsstress. „Ein stillschweigendes kulturelles Lernen findet statt, weniger in Wertekursen oder durch Kopftuchverbot, sondern in der Begegnung in Schulklassen und Freundinnenkreisen.“ (KNA, iQ)