UNITED4RESCUE

Muslime unterstützen Aktionsbündnis für Seenotrettung

Immer mehr Menschen setzen sich für die Seenotrettung im Mittelmeer ein. Darunter auch islamische Organisationen und Religionsgemeinschaften.

16
07
2020
Seenotrettung
SeaWatch 4 - Seenotrettung © Foto: Philipp Guggenmoos/Facebook United4Resque, bearbeitet by iQ.

Das im vergangenen Dezember gegründete Aktionsbündnis für zivile Seenotrettung „United4Rescue“ wird nach eigenen Angaben mittlerweile von mehr als 500 Organisationen unterstützt. Das im Januar gekaufte Rettungsschiff „Sea-Watch 4“ solle Anfang August zu seiner ersten Mission im Mittelmeer auslaufen, teilte das Bündnis am Donnerstag in Berlin mit. Aktuell werde es in der spanischen Hafenstadt Burriana für die Hilfseinsätze umgebaut. 

„Wir freuen uns sehr, dass sich so viele gesellschaftliche Akteure für dieses wichtige Thema einsetzen, denn die Seenotrettung und das Sterben an den europäischen Außengrenzen geht uns alle an“, erklärte Michael Schwickart aus dem Vorstand des Trägervereins. Zu den 500 Organisationen, Initiativen und Vereinen des Bündnisses gehören islamische Organisationen und Religionsgemeinschaften wie der Koordinierungsrat der Muslime in Deutschland (KRM).

„Menschen in Not zu retten ist unsere Pflicht“

Die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) und der Hilfsverein Hasene International e.V. haben das Projekt mit jeweils 5000 Euro unterstützt. Dies sei „ein großartiges Zeichen der Solidarität.“, erklärt die Pressesprecherin der Seenotrettung „United4Resque“ auf Anfrage von IslamiQ. Es sei eine neue Dimension der interreligiösen Solidarität, da „kirchlich-diakonische, muslimische und viele andere Organisationen der Zivilgesellschaft nun gemeinsam ein starkes humanitäres Zeichen setzen“. 

„Für uns Muslime ist ein Gebot, Menschen in Not zu retten – in dieser schwierigen Situation sogar Verpflichtung. Insofern bin ich der Evangelischen Kirche sehr dankbar dafür, dass sie mit der Seenotrettung ein starkes und wichtiges Zeichen setzt und Hilfesuchenden die Hand reicht“, erklärt IGMG-Generalsekretär Bekir Altaş gegenüber IslamiQ. Für die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs sei es nur selbstverständlich und das Mindeste, die Seenotrettung zu unterstützen.

Seenotrettung: „Wir lassen keine Menschen ertrinken“

Gründungsmitglied Pastorin Sandra Bils äußerte die Hoffnung, „dass diese Allianz für Humanität und Menschenrechte auf dem Mittelmeer noch weiterwächst und wir mit unseren Forderungen damit noch stärker wahrgenommen werden“. Interessierte Organisationen und Gruppen könnten sich dem Aktionsbündnis anschließen, so Bils. „Bündnispartner sein bedeutet, mit Namen und Logo für Menschlichkeit einzustehen. Es gibt keinerlei finanzielle Verpflichtung oder anderweitige Zusagen.“ 

Zuletzt hat Innenstaatssekretär Stephan Mayer (CSU) den Einsatz der evangelischen Kirche für die Seenotrettung im Mittelmeer kritisiert. Es würden falsche Signale gesetzt. Diese Kritik werde zurückgewiesen. „Wir lassen keine Menschen ertrinken – das ist unser deutliches humanitäres Signal. Es ist ein Skandal, dass die Europäische Gemeinschaft dies nicht als staatliche Aufgabe an ihren Grenzen begreift“, so „United4Resque“. Das Bündnis stellt vier Forderungen an die deutsche und europäische Politik: Seenotrettung ermöglichen, Kriminalisierung der Seenotrettung beenden, faire Asylverfahren gewährleisten, kommunale Aufnahme ermöglichen. (KNA, iQ)

 

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Bei den Leuten, die sich aus Libyen auf den Weg nach Europa machen, handelt es sich nicht um Flüchtlinge, sondern Migranten. Von Bangladesch bis Nigeria durchqueren diese Migranten zahlreiche Länder illegal, weil sich herumgesprochen hat, dass Libyen eben die undichtes Stelle ist, um illegal nach Europa zu kommen. Die meisten von ihnen zahlen Schlepper, um schließlich von Tunesien, einem der politisch stabilsten Staaten der Region, ins chaotische Bürgerkriegsland Libyen zu kommen. Die so genannte „Seenotrettung“ sichert nur das Geschäftsmodell der Schlepper und lockt weitere Migranten in dieses gefährliche Land. Hierbei von einer Allianz für Humanität zu sprechen, ist unredlich und naiv.
17.07.20
21:00