Der ZMD möchte sein Gründungsmitglied ATIB überprüfen lassen. Grund dafür seien öffentlich erhobene Vorwürfe und die Nennung im Verfassungsschutzbericht. Kein Einzelfall im ZMD.
Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) will das Umfeld seines Gründungsmitglieds und mit seinen knapp 120 Gemeinden bis heute die mitgliederstärkste Organisation Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa (ATIB) überprüfen lassen.
Man begrüße nach ersten Gesprächen mit dem ATIB-Vorstand, dass dieser einen unabhängigen Wissenschaftler einzusetzen bereit sei, teilte der Zentralrat am Mittwoch in Köln mit. Der Experte solle untersuchen, „inwiefern die Behauptungen einer Verbindung zu den sogenannten Grauen Wölfen und weiteren rechtsextremen Kreisen zutreffend sind“.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz rechnet im aktuellen Bericht die ATIB erstmals den türkischen Rechtsextremisten der Grauen Wölfe zu. Der ATIB-Vorstandsvorsitzende Durmuş Yıldırım wies das zurück. Man habe sich in der Vergangenheit „bereits mehrmals von einer Zuordnung zu den Grauen Wölfen distanziert“.
„Für die ATIB ist die Aufführung unter dem Titel „Sicherheitsgefährdende und extremistische Bestrebung von Ausländern“ im Verfassungsschutzbericht eine große Ungerechtigkeit und sorgt bei allen fast hauptsächlich ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für große Empörung“, heißt es in einer Pressemitteilung. Man wünsche sich, dass ein aktiver Dialog mit den zuständigen Behörden die Fehleinschätzung auflöse und sie keinem Generalverdacht unterstellt werden.
ATIB wie auch der Zentralrat der Muslime kündigten an, das Gespräch mit dem Verfassungsschutz und den zuständigen Behörden zu suchen. Unterdessen macht die Politik Druck. „Wenn der Zentralrat der Muslime weiterhin Gesprächspartner des deutschen Staates sein möchte, muss er sich von der ATIB trennen“, sagte der innenpolitische Sprecher Mathias Middelberg (CDU) am Mittwoch.
Erst im Dezember 2019 hatte die Deutsche Muslimische Gemeinschaft (DMG) ihre Mitgliedschaft im ZMD nach einem mehrheitlichen Beschluss der Vertreterversammlung ruhen lassen. Grund dafür seien öffentlich erhobene Vorwürfe. „Wir bedauern diesen zwar schmerzlichen, aber auch notwendigen Schritt und bis zur gerichtlichen Klärung der gegen die DMG öffentlich erhobenen Vorwürfe – auch des Verfassungsschutzes – zur Zuordnung zum Netz der Muslimbruderschaft, gilt in unserem Rechtsstaat selbstverständlich auch für die DMG die Unschuldsvermutung“, erklärte ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek.
Für den ZMD-Vorsitzenden sei die Muslimbruderschaft eine „Sekte“, die den Islam instrumentalisiere. Er bedauere, dass „einzelne Funktionäre“ offenbar der Muslimbruderschaft angehören.