In Deutschland leben mehr als fünf Millionen Muslime. Wie viele kennen Sie? IslamiQ stellt querbeet Menschen vor, die eine Gemeinsamkeit teilen: Sie sind Teil der Umma Deutschlands. Heute Said Rezek.
Said Rezek (33) aus Essen ist Politikwissenschaftler, Blogger und freier Journalist. Er schreibt inbesondere über Medien, Muslime, Migration und Rassismus – unter anderem für die „taz“, den „NDR“ und „MIGAZIN“. Außerdem bietet er bundesweit Blogger-Workshops gegen Rassismus und für mehr Vielfalt in sozialen Netzwerken an. Er ist verheiratet und zweifacher Vater. Seine Ehefrau ist Pädagogin im Kindergarten.
IslamiQ: Sie arbeiten in der Medienbranche. Welche Themen behandeln Sie und was möchten Sie damit erreichen?
Said Rezek: Ich berichte über Rassismus, Medien, Muslime und Migration. Mein Ziel ist es, über Themen zu informieren, die sonst zu wenig Aufmerksamkeit erfahren oder über die teilweise nicht differenziert genug berichtet wird.
IslamiQ: Wie ist die Resonanz auf Ihre Arbeit?
Rezek: Die Resonanz ist geteilt. Meine Themen provozieren gerade die Anhänger im rechten politischen Spektrum, sodass ich regelmäßig von Hasskommentaren betroffen bin. Auf der anderen Seite erhalte ich auch viel positives Feedback. Menschen bestärken mich, weiter zu berichten, weil ihnen die Auswahl meiner Themen gefällt und die Art und Weise, wie ich darüber schreibe.
IslamiQ: Welche Hobbies haben Sie, wie gestalten Sie ihre Freizeit am liebsten?
Rezek: Ich verbringe viel Zeit mit meiner Familie. Wir gehen gerne in die Natur und sind in den Ferien am liebsten am Strand.
IslamiQ: Lieblingsbuch? Lieblingsfilm?
Rezek: Mein Lieblingsbuch ist Goethes „Faust“, mein Lieblingsfilm „Good will hunting“.
IslamiQ: Was bedeutet Familie für Sie?
Rezek: Schwierig, das in Wort zu fassen. Um es kurz zu machen: Familie ist für mich das Wichtigste und bedeutet alles für mich.
IslamiQ: Der schönste Moment in Ihrem Berufsleben?
Rezek: Als Journalist und Blogger ist es immer schön, wenn ich viele Menschen mit meinen Artikeln erreiche. Ein Beispiel: Als der AfD-Fraktionsvorsitzende in einer Rede die Verbrechen der Nationalsozialisten relativierte, reagierte ich mit einem öffentlichen Facebook-Post und verurteilte Gaulands Gedankengut. Mein offener Brief ging im Netz viral: Allein auf Facebook wurde er über meine persönliche Seite 3.000 Mal gelikt und mehr als 1.200 Mal geteilt.
IslamiQ: Wie würden Ihre Freunde Sie beschreiben?
Rezek: Das müssten Sie meine Freunde fragen.
IslamiQ: Ihr Lebensmotto?
Rezek: Nutze den Tag.
IslamiQ: Können Sie sich an eine Situation erinnern, in der Sie erstmals mit der Identitätsfrage konfrontiert waren?
Rezek: Als ich mit 15 Jahren die deutsche Staatsangehörigkeit beantragte, sagte mir die Mitarbeiterin in der Ausländerbehörde: „Bald sind Sie Deutscher, dann dürfen Sie keine Frauen mehr schlagen“. Das war meine erste bewusste Diskriminierungserfahrung. Damals war ich perplex.
IslamiQ: Was ist Ihr größtes Ziel in diesem Leben und was tun Sie um dieses Ziel zu erreichen?
Rezek: Mein größtes Ziel besteht darin, einen Beitrag für ein friedliches Zusammenleben zu leisten. Auf dem Weg dahin setze ich mich für eine stärkere Ächtung von Rassismus ein, indem ich regelmäßig über die Gefahren von Rassismus berichte. In meinen Blogger-Workshops gegen Rassismus befähige ich außerdem die Teilnehmer sich ebenfalls dagegen einzusetzen.
IslamiQ: Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Für sich selbst, für Ihre Familie, für alle Muslime in Deutschland.
Rezek: Mein größtes Ziel ist ein friedliches Zusammenleben in einer vielfältigen und demokratischen Gesellschaft für alle.
IslamiQ: Was muss passieren, damit Muslime hier als selbstverständlicher Teil Deutschlands angesehen werden?
Rezek: Wir müssen aufhören uns die Frage zu stellen, ob Muslime oder der Islam nun zu Deutschland gehören oder nicht. Wenn wir in der gesellschaftlichen Debatte aufhören, die Zugehörigkeit der Muslime infrage zu stellen, dann gehören die Muslime auch selbstverständlich dazu.