Zum Jahrestag an dem Massaker in Utøya erinnert Oslo an die Terroropfer von 2011. Auch nach neun Jahren sitzt der Schmerz tief.
Neun Jahre nach den Terroranschlägen von Oslo und Utøya hat Norwegen am Mittwoch der 77 Todesopfer gedacht. Im Regierungsviertel der Hauptstadt wurde mit der Niederlegung von Kränzen und einer Schweigeminute an die Opfer erinnert. „Wir wiederholen die Worte „Nie wieder“, um uns an das Versprechen zu erinnern, das wir eingegangen sind: dass wir jeden Tag für die Werte kämpfen werden, die der Terrorist treffen wollte“, sagte Ministerpräsidentin Erna Solberg. Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, der damals Regierungschef war, nahm teil.
Stoltenberg sagte dem Sender NRK, die Erinnerung an den 22. Juli 2011 sei wichtig, um die Getöteten, Verletzten und Angehörigen zu ehren. Es gehe aber auch darum, die Werte hochzuhalten, die damals angegriffen worden seien. „Wir sehen, dass diese Werte auch heute noch bedroht sind. Wir haben neue Angriffe in unserem eigenen Land und in anderen Ländern gesehen. Deshalb ist es wichtig, sich weiterhin für eine offene demokratische Gesellschaft einzusetzen.“
Am Nachmittag war eine weitere Gedenkveranstaltung auf der Insel Utøya geplant. Wegen der Coronavirus-Pandemie fanden die Gedenken ohne größeres Publikum statt. Der Rechtsterrorist Anders Behring Breivik hatte am 22. Juli 2011 zunächst eine Autobombe im Regierungsviertel gezündet und dann auf Utøya Dutzende Teilnehmer eines Ferienlagers der Jugendorganisation der sozialdemokratischen Arbeiterpartei erschossen.
Der in Sandvika zu 21 Jahren verurteilte Norweger hatte am 10. August 2019, am Vorabend des islamischen Opferfestes, eine Moschee in Bærum rund 20 Kilometer westlich von Oslo angegriffen. Er war dabei mit mehreren Schusswaffen bewaffnet, konnte aber von Gläubigen überwältigt und festgenommen werden, ohne dass jemand in der Moschee schwerer verletzt worden war. In seiner Wohnung fand die Polizei später die Leiche seiner 17 Jahre alten Stiefschwester, die der Mann mit vier Schüssen aus einem Jagdgewehr getötet hatte.
Er war vor zuvor zu 21 Jahren Sicherheitsverwahrung mit einer Mindestverwahrungsdauer von 14 Jahren verurteilt worden. Damit erhielt der Mann eine höhere Strafe als der Rechtsterrorist Anders Behring Breivik. Er war zu 21 Jahren Verwahrung mit einer Mindestdauer von zehn Jahren verurteilt worden. Zum Zeitpunkt des Urteilsspruchs war dies die Höchststrafe, zu der Breivik gemäß der norwegischen Gesetzeslage hatte verurteilt werden können. Später ermöglichte eine Gesetzesänderung, eine Mindestdauer von bis zu zwei Dritteln der Verwahrungsstrafe festzusetzen. (dpa, iQ)