China

Kritik an IOC wegen Haltung zur Lage der Uiguren

Die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ hat die zögerliche Haltung des Internationalen Olympischen Komitees zur Lage der Uiguren in China kritisiert.

04
08
2020
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Xinjiang Uiguren China
Xinjiang: Uiguren in Umerziehungslagern © Shutterstock, bearbeitet by iQ

Die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ hat die zögerliche Haltung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) zur Lage der Uiguren in China kritisiert. „In China die Spiele auszutragen bedeutet, dass sich das IOC und alle Beteiligten zum Propaganda-Büttel des Regimes machen“, sagte Wenzel Michalski, Deutschland-Chef der Organisation, im Interview mit dem „Deutschlandfunk“ (Montag). Peking soll im Februar 2022 Schauplatz der Winterspiele sein.

Michalski machte auf Lage der Uiguren aufmerksam

Michalski machte vor allem auf die Lage der Uiguren aufmerksam, eine im Nordwesten Chinas lebende muslimische Minderheit. Ihm zufolge seien Hunderttausende, wahrscheinlich sogar mehr als eine Million Uiguren dort in Lagern eingesperrt. China und der olympische Gedanke passten deshalb nicht zusammen.

Das IOC werde sich vor diesen Fragen wegducken und die eigens entwickelte Menschenrechtsagenda von 2015 nicht umsetzen, erwartet Michalski. Die IOC-Funktionäre sagten, die Agenda sei für die Zukunft und soll bei künftigen Vergaben Anwendung finden. „Aber ich frage mich, warum man damit zögert. Warum soll ich weiter Folter dulden und Menschrechtsverletzungen ignorieren, wenn man jetzt schon was machen kann“, sagte Michalski.

Menschenrechtler sprechen im Hinblick auf die Lager von Umerziehungslagern, die Regierung in Peking hingegen von Berufsbildungseinrichtungen, die von den Insassen freiwillig besucht würden. In China leben schätzungsweise zehn Millionen Uiguren, die meisten in der Provinz Xinjiang. Sie sind ethnisch mit den Türken verwandt und fühlen sich von den herrschenden Han-Chinesen wirtschaftlich, politisch und kulturell unterdrückt. Peking wirft uigurischen Gruppen Separatismus und Terrorismus vor.

Corona-Virus: Umerziehungslager werden zu „Todeslagern“

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat nach dem Ausbruch des Corona-Virus in der chinesischen Region Xinjiang davor gewarnt, dass die Umerziehungslager in der Region zu „Todeslagern“ werden. „Ein Übergreifen der Pandemie in der Provinzhauptstadt Urumtschi auf benachbarte Lager hätte katastrophale Folgen. Denn in den Umerziehungscamps fehlt es an ausreichender medizinischer Betreuung,“ erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius am Sonntag in Göttingen.

Die Menschenrechtler forderten eine sofortige Auflösung der Lager und mehr Transparenz beim Kampf gegen die Corona-Pandemie in Xinjiang. So fehle es an einem Gesundheitskonzept, wie die den Angaben zufolge rund 1,8 Millionen Lagerinsassen bei einer Ausbreitung von Covid-19 geschützt werden könnten. (dpa/iQ)