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„Unser Glauben spaltet nicht, sondern befreit“

Von erkenntnisreichen Interviews bis zu spannenden Hörspielen. Das Angebot an Podcasts ist groß. Auch für Muslime. IslamiQ stellt einige vor. Heute mit „Quran.Reisen“ von Dr. Souheil Thabti.

22
08
2020
Podcast

IslamiQ: Wer sollte in Ihr Podcast reinhören und warum? 

Dr. Souheil Thabti: Alle, die sich schon immer gefragt haben, was dieser Islam soll und wieso die gelebte Realität der Muslime so voller Probleme, Missverständnisse und Widersprüche ist. Der Podcast ist für alle, die frei von Ideologie und Apologetik den Koran kennenlernen wollen.

IslamiQ: Über welche Themen sprechen Sie in Ihrem Podcast?

Thabti: Ich spreche in meinem Podcast über den Koran, was drinsteht, welcher Sprache und Bilder er sich bedient, welches Ziel er hat und was er wirklich von uns will. Darüber hinaus geht es in dem Podcast um Alltagsthemen und wie sie aus dem Koran gesehen werden. Dabei geht es mir vornehmlich um Tabuthemen, die in unserem Alltag eine große Rolle spielen und eine große Belastung für die familiären bzw. partnerschaftlichen Beziehungen darstellen. Gerade aus dem Glauben heraus möchte ich diese Tabuthemen aufbrechen und darüber in einer verständlichen, zeitgemäßen und anständigen Sprache reden.

Hier findet Ihr den Podcast „Quran.Reisen“: Podtail: Quran.Reisen

IslamiQ: Ihr Podcast in drei Wörter zusammengefasst?

Thabti: Muslime befreien sich (intellektuell, emotional, spirituell)

IslamiQ: Warum ist die Thematik Ihres Podcasts für die muslimische Gemeinschaft wichtig?

Thabti: Weil diese Themen, die ich im Podcast anspreche sehr emotional beladen sind und Gespräche darüber in der Regel in Streit oder Missverständnisse ausgehen, ohne ein zufriedenstellendes Ergebnis. Deswegen verfolge ich den Ansatz, den Koran in seiner Sprache sprechen zu lassen und lege den Fokus auf die Rhetorik und Bilder im Koran.

IslamiQ:  Was war Ihre Motivation, einen Podcast zu produzieren? Was ist Ziel Ihres Podcasts?

Thabti: Meine Motivation ist eine sehr persönliche. Ich selbst bin so gesehen islamisch aufgewachsen, in der Moschee sozialisiert. So wie man sich vielleicht eine religiöse Erziehung vorstellt. Und doch hörte ich früh auf zu beten, verstand nicht, was der Sinn darin ist, etwas zu tun, was gut sein soll, zugleich aber sah ich, dass es nichts sonderlich Gutes brachte. Es war für mich ein Widerspruch, den ich zu der Zeit nicht lösen konnte. Ich sah Menschen beten und lügen, von Gottes Liebe sprechen, aber aggressiv handelten und mit Gewalt drohten. Ich distanzierte mich vom Beten, mied immer mehr die Moschee und genoss meine Freiheiten als Jugendlicher.

Es sollten Jahre voller innerer Krisen vergehen, ehe ich begriff, dass ich emotional, spirituell und intellektuell noch nicht reif war, und das obwohl ich gesetzlich ein erwachsener Mann war. Mit der Geburt meiner beiden Söhne wurden die inneren Krisen immer heftiger, bis ich mich für eineinhalb Jahre vom Alltagsleben und allen sozialen Kontakten zurückgezogen habe, um endlich intensiv in mich zu gehen und mir meinen Werdegang, meine Glaubenssätze, meine emotionalen Laster, meine Beziehung zu mir selbst und zu Allah, mein Menschen- und Weltbild genauer anzuschauen; ich tauchte regelrecht ab. Nach dieser Zeit verstand ich vieles und erfuhr, was es für eine emotionale und spirituelle Befreiung es sein kann, sich mit sich selbst zu beschäftigen.

Ich sehe jetzt Menschen als das was sie sind: Menschen; ohne Vorurteile, ohne Kategorisierung, ohne Hintergedanken. Ich kann jedem in die Augen schauen, ohne etwas Negatives zu denken oder in eine Schublade zu packen. Und dass alles gerade aus dem Glauben heraus. Gerade die Beziehung zum Koran hat mir geholfen, zu verstehen, dass es diesem Glauben nicht darum geht zu spalten oder zu unterdrücken, sondern zu befreien und wachsen zu lassen. Und weil ich selbst all das erfahren habe, mache ich diesen Podcast, um eine Hilfestellung zu geben; denn solche Krisen zu erleben kann man sich sparen, wenn man jemanden hat, der einem den Weg zeigt und ihn dabei begleitet.

IslamiQ: Denken Sie, dass das Angebot für Muslime erweitert werden muss? Wenn ja, welche Themen müssen häufiger angesprochen werden?

Thabti: Ich finde, dass gerade die Themen wie die Beziehung zu sich selbst, Partnerschaft und Erziehung mehr behandelt werden müssen. Allerdings ist es dabei wichtig, wie darüber gesprochen wird. Es bringt meines Erachtens nichts, wenn man von oben herab spricht und dem Adressaten das Gefühl vermittelt, alles falsch zu machen, zu sündigen, du kommst eh in die Hölle. Sondern vielmehr den Verstand und das Herz anzusprechen mittels Vernunft und Liebe.

Leserkommentare

Dilaver Çelik sagt:
Dass muss in Deutschland Schule machen, damit der emotionale, spirituelle und intellektuelle Hunger sinnsuchender muslimischer Jugendlicher (m/w) gestillt sowie den Jugendlichen eine Perspektive gegeben wird, damit die Jugendlichen nicht in die Falle von irgendwelchen Rattenfängern geraten, welche die Jugendlichen dazu bringen, nach Syrien zu gehen oder Terroranschläge zu verüben oder den Staat zu unterwandern und einen Putschversuch gegen die gewählte Regierung zu verüben. Viele Akademiker waren in ihrer Jugend in der Moschee aktiv. Die Islamverbände sind gut beraten, ihre eher unzureichende Jugendarbeit unter Einbeziehung akademischer Vorbilder auszubauen. Die Vermittlung einer nationalen Identität ist nicht nur ein überholtes Konzept, sondern ist für viele sinnsuchende muslimische Jugendliche unbefriedigend und im Falle eines angeschlagenen Selbstwertgefühls sogar kontraproduktiv. Viele muslimische Eltern arbeiten von früh bis spät und hocken abends vor dem Fernseher, so dass sie oft nicht richtig hinschauen können, wie es ihrem Kind geht und was seine Bedürfnisse sind. Gerade deshalb braucht es solche Konzepte für muslimische Jugendliche wie im Artikel beschrieben, damit sie sich nicht vernachlässigt fühlen.
23.08.20
17:51
IsamFrei sagt:
Der Tenor: " Unser Glauben spaltet nicht, sondern befreit “ Fakt ist, dass man die Freiheit von Staaten daran ablesen kann, zu wieviel % dieser Staat MuslimFrei ist Oder, die Freiheit ist umgekehrt proportional zu der relative Menge an Muslims in einen Staat. Beispiel In Deutschland sind mit 5% bis 6% Muslims die Geheimdienste noch in der Lage, Muslim Gefährder unschädlich zu machen, before diese ihre Terror-Pläne durchführen können. Sollten wir Fahnder abziehen, damit diese an Stelle Kopftuchjäger jagen, könnten " möchte-gerne Terroristen" unentdeckt bleiben. Das würde unsere Freiheit sehr bedrohen, nicht ein paar Kopftuchlose Muslimfrauen. Daher gibt es für Kopftuch-ab-Anzeigen einen grossen Papier-Schredder. IslamFrei
26.08.20
18:50
Ute Fabel sagt:
Die zentrale Botschaft des Korans ist die Spaltung der Menschen in erlösungswürdige Rechtgläubige und verdammungswürdige Schlechtgläubige. Hier sind zwei Kostproben: Sure 8-12: „In die Herzen der Ungläubigen werfe Ich Schrecken. So haut ein auf ihre Hälse und haut ihnen jeden Finger ab.“ Sure 22-19ff: „Für die Ungläubigen sind Kleider aus Feuer geschnitten, gegossen wird siedendes Wasser über ihre Häupter, das ihre Eingeweide und ihre Haut schmilzt, und eiserne Keulen sind für sie bestimmt.“ Liberale, aufgeklärte Moslems werden mir jetzt sicher wieder erklären, ich hätte alles aus dem Zusammenhang gerissen und im richtigen Kontext betrachtet stellt der Koran ein leidenschaftliches Plädoyer für Vielfalt, Toleranz, Gewaltfreiheit und Gleichberechtigung dar. Wer´s glaubt!
02.09.20
12:13