Die Polizei in Paris hat bei einer Razzia eine Moschee durchsucht. Gefunden wurde nichts. Ein Tag vorher kündigte Macron einen härteren Umgang mit Muslimen an.
Vergangenen Samstag stürmte die Polizei die Omar-Moschee im 11. Bezirk von Paris. Zum Zeitpunkt der Razzia mit 15 Polizisten befanden sich mehrere Schüler und Lehrer in der Moschee. Diese besuchten den wöchentlichen Koranunterricht.
Der Vorsitzende der französischen islamischen Vereinigung für Glaube und Praxis, die Dachorganisation der Omar Moschee, Hamadi Hammami, erklärte, dass die Schüler aufgrund der Polizisten in Panik geraten seien. Den Grund der Razzia konnte er nicht nachvollziehen. „Wir sind eine Vereinigung, die seit mehr als 40 Jahren besteht und die Werte der Republik nie bedroht haben“, so Hammami.
Die Generaldirektion der Pariser Polizei teilter über Twitter mit, dass die Spezialeinheit für den Kampf gegen Islamismus keine Hinweise zum „Islamismus“ gefunden habe, sondern nur Mängel im Zusammenhang mit dem Brandschutz.
Hammami sagte, dass die jüngste Rede des französischen Präsidenten Emmanuel Macron der Grund für die Razzia war. Frankreich will verstärkt gegen Radikalisierung vorgehen. Ein entsprechendes Gesetz solle Anfang Dezember im Kabinett besprochen werden, kündigte Staatschef Emmanuel Macron am Freitag in Les Mureaux rund 40 Kilometer nordwestlich von Paris an.
Der 42-Jährige sagte, es gehe hauptsächlich um den Kampf gegen den „radikalen Islamismus“. Dieser versuche, im Land eine Parallelgesellschaft mit anderen Werten zu errichten. Macron kündigte an, es werde künftig einfacher für die Behörden sein, Vereine aufzulösen. „Wir müssen bis zum Ende gehen.“
„Die Rede von Emmanuel Macron ist Wasser auf die Mühlen von Islamfeinden. Der Staatspräsident hat leider eine Chance verpasst – und Schaden angerichtet“, erklärt der Vorsitzende der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG), Kemal Ergün, in einer Pressemitteilung. Niemand habe etwas dagegen, dass Probleme beim Namen genannt werden. Es wäre jedoch wünschenswert gewesen, wenn der Staatspräsident nicht mit pauschalen Unterstellungen hantiert und Einzelfälle nicht derart hochstilisiert hätte, als handele es sich um flächendeckende Probleme.
„In der Rede zu kurz gekommen ist demgegenüber die mangelnde Chancengleichheit der muslimischen Bürgerinnen und Bürger im Land. Wie Studien belegen, gibt es in Frankreich ein massives Rassismusproblem. Musliminnen und Muslimen werden in zahlreichen Bereichen des Lebens systematisch ausgeschlossen“, so Ergün weiter.
Es bleibe zu hoffen, dass die angekündigte Gesetzesvorlage nicht an dem Tenor der Rede haften bleibe, sondern auch die mangelnde Chancengleichheit und den institutionell verankerten Rassismus im Land in den Blick nehme. (dpa, iQ)