Der renommierter Historiker Wolfgang Benz kritisiert irreführende Begriffe wie „Islamkritik“, mit denen man Hetze gegen Muslime betreibe.
Im politischen Diskurs über Minderheiten ist in Deutschland nach Ansicht des Historikers Wolfgang Benz viel sprachliche Unehrlichkeit im Spiel. Beispielhaft nannte Benz im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur Begriffe wie „Islamkritik“ und das „christlich-jüdische Abendland“ als Hetze gegen Muslime.
„Das sogenannte christlich-jüdische Abendland sei ein „völlig irriger Begriff““, sagte der frühere Leiter des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung. Er sei nur erfunden worden, um sich von Muslimen abzugrenzen. Aus historischer Sicht sei es „ein Hohn und eine Unverschämtheit, wenn man heute so tut, als sei da etwas Gemeinsames gewesen“.
Schließlich habe sich das christliche Abendland 2000 Jahre lang bemüht, es den Juden so unangenehm zu machen wie möglich – durch die Kreuzzüge, Pogrome und die Verweigerung bestimmter Rechte. „Solche Begriffe, die schleichen sich blitzschnell ein. Der eine Politiker plappert sie dem anderen nach“, kritisierte Benz.
Nicht besser sei es mit der sogenannten Islamkritik. Dahinter versteckten sich meist nur feindselige Einstellungen gegen Muslime. Der 79 Jahre alte Historiker sagte: „Diejenigen, die sich bei uns als „Islamkritiker“ aufspielen, haben in aller Regel etwas gegen Muslime – auch wenn sie behaupten, das sei gar nicht so, nur der Islam sei so teuflisch und furchtbar und müsse bekämpft werden.“
Benz hatte vor zehn Jahren mit dem Buch „Die Feinde aus dem Morgenland. Wie die Angst vor den Muslimen unsere Demokratie gefährdet“ für Aufsehen gesorgt. Für seine These, selbst ernannte „Islamkritiker“ nutzten heute dieselben Methoden, um Muslime zu diskriminieren, mit denen man einst Juden ausgegrenzt habe, erntete er viel Kritik, aber auch Zuspruch. An diesem Montag erscheint sein neues Buch „Vom Vorurteil zur Gewalt. Politische und soziale Feindbilder in Geschichte und Gegenwart“. (dpa, iQ)