Islamfeindlichkeit

Hetze gegen Muslime: Historiker kritisiert irreführende Begriffe

Der renommierter Historiker Wolfgang Benz kritisiert irreführende Begriffe wie „Islamkritik“, mit denen man Hetze gegen Muslime betreibe.

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2020
Historiker Wolfgang Benz © Privat, bearbeitet by iQ.
Historiker Wolfgang Benz © Privat, bearbeitet by iQ.

Im politischen Diskurs über Minderheiten ist in Deutschland nach Ansicht des Historikers Wolfgang Benz viel sprachliche Unehrlichkeit im Spiel. Beispielhaft nannte Benz im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur Begriffe wie „Islamkritik“ und das „christlich-jüdische Abendland“ als Hetze gegen Muslime.

„Das sogenannte christlich-jüdische Abendland sei ein „völlig irriger Begriff““, sagte der frühere Leiter des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung. Er sei nur erfunden worden, um sich von Muslimen abzugrenzen. Aus historischer Sicht sei es „ein Hohn und eine Unverschämtheit, wenn man heute so tut, als sei da etwas Gemeinsames gewesen“.

Schließlich habe sich das christliche Abendland 2000 Jahre lang bemüht, es den Juden so unangenehm zu machen wie möglich – durch die Kreuzzüge, Pogrome und die Verweigerung bestimmter Rechte. „Solche Begriffe, die schleichen sich blitzschnell ein. Der eine Politiker plappert sie dem anderen nach“, kritisierte Benz.

Mit „Islamkritik“ Hetze gegen Muslime

Nicht besser sei es mit der sogenannten Islamkritik. Dahinter versteckten sich meist nur feindselige Einstellungen gegen Muslime. Der 79 Jahre alte Historiker sagte: „Diejenigen, die sich bei uns als „Islamkritiker“ aufspielen, haben in aller Regel etwas gegen Muslime – auch wenn sie behaupten, das sei gar nicht so, nur der Islam sei so teuflisch und furchtbar und müsse bekämpft werden.“

Benz hatte vor zehn Jahren mit dem Buch „Die Feinde aus dem Morgenland. Wie die Angst vor den Muslimen unsere Demokratie gefährdet“ für Aufsehen gesorgt. Für seine These, selbst ernannte „Islamkritiker“ nutzten heute dieselben Methoden, um Muslime zu diskriminieren, mit denen man einst Juden ausgegrenzt habe, erntete er viel Kritik, aber auch Zuspruch. An diesem Montag erscheint sein neues Buch „Vom Vorurteil zur Gewalt. Politische und soziale Feindbilder in Geschichte und Gegenwart“. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Ethiker sagt:
"Sie zählen den NSU, Rassismus und Hanau auf. Nun, dagegen stelle ich Al Quaida, Al Nusra, Boko Haram, den djihadistischen Islam, NYC 9/11/2001, Madrid, London, Bali, Paris 2015, Paris 2020, Niederlande 2005 (den Mord an Theo van Gogh,....---- die Liste ließe sich mühelos verlängern, so dass ichj den Post bis in den frühen Abend weiter schreiben könnte. Der islamistische Terror-- der global agiert-- ist seit nun gut über 3 Jahrzehnten das größte Sicherheitsproblem für die westliche Welt und nicht der deutsche Rechtsextremismus." Die Gegenüberstellung ist äußert gefährlich. Die genannten Gruppierungen sind politsch paramilitärische Formierungen oder zumindest von diesen motiviert, sodass Religion nur Mittel zum Zweck ist. Auch sind die Gruppierungen vorerst geprägt von neuen Ideologien als von Fiqh und Tradition der islamischen Gelehrsamkeit. Ziel ist die instabile Lage für ihre neu gesetzten Machtstrukturen auszunutzen. Ihre Selbstmordattentate haben ihre Vorläufer in den Sabotageakten, welche als Mittel der Wahl zur Durchsetzung politischer Ziele nach der Staatenbildung Israels sich in der islamisch geprägten Welt etablierten. Sie ist vorerst ein Ergebnis der militärischen Machtlosigkeit, Verzweiflung und der Ungewissheit der Moderne. Die gefährliche Gegenüberstellung blendet aus, dass der sogenannte Rechtsextremismus vor weniger als 100 Jahren aus der Mehrheit entsprungen ist, mit all seinen ideologischen Überbau. Deshalb ist der Begriff Machtergreifung auch irreführend, da die Mehrheit der Bevölkerung mit der damaligen Regierung zufrieden war und sie befürwortete. Es besteht bis heute ein großer Konsens mit rechten Ideologien in ganz Europa, die paramilitärische Einheiten aus islamisch geprägten Ländern haben dagegen nie den Rückhalt der Gelehrten oder des Anteils einer kleinen Bevölkerungsgruppe. Ganz im Gegensatz stehen auch die Gewaltakte der paramilitärischen Formierungen und ihren Nachläufern. Ihr ideologischer Überbau beruht vorerst auf eine Minderheitenposition innerhalb einer Minderheitenposition in der islamisch geprägten Welt und ist intensiv geprägt von der Moderne und den politischen Auseinandersetzungen aus dem vergangen Jahrhundert, welche aufgrund der instabilen Lage immer wieder solche Gruppierungen am Leben halten. Die instabile Lage in den islamisch geprägten Welt ist vorerst dem Finanzdiktat moderner Staaten allen voran der USA und der Europäischen Staaten geschuldet. Der Anschlag auf den World Trade Center war damit nicht nur ein Mordanschlag, sondern auch eine Kritik an den Zwangskapitalismus, denn solche Gruppierungen paradoxerweise nicht ganz ablehnend gegenüber stehen. So bedienen sie sich auch auf Totalitätskonzepte und Theorien, die in der Moderne neu entsprungen sind, auch ihre paramilitärischen Sabotageantworten spiegeln die abenteuerlich und in Szene gesetzten narzisstische Vorplatzierung des Humankapitals wieder. Schwerwiegend wird das Problem der Gegenüberstellung jedoch, wenn man weiß, dass viele dieser Gruppierungen ausgerechnet vom Geheimdienst aus Europa und den Vereinigten Staaten finanziert und aufgebaut worden sind. Übrigens beziehen sich gerade jene Abenteurer auf jene Logik solcher Gegenüberstellungen. So argumentieren sie nicht auf islamische Grundlagen, sondern sie argumentieren vorerst politisch. Im Sinne einer Pseudeostaatsraison gehen sie auf "Strafexpedition", um die Wähler der Invasionsarmeen zu bestrafen. Dass diese Logik vorallem sehr viel mit der euopäischen Außenpolitik und mit der Grundmentalität der Sanktions verteilenden Staaten zu tun hat, wird dabei allzu schnell vergessen. Der deutsche Rechtsextremismus ist eine neue Wortschöpfung gleich wie der Islamismus, aber mit dem Unterschied in der Funktion, dass nationalistische und zum Teil traditionalistische Positionen der Innen- und Außenpolitik in anderen Parteien als legetim vermittelt werden, seien in der Wahrnehmung und im Selbstverständnis jene eben nicht extrem. Jedoch sind ausgerechnet jene Positionen mitverantwortlich für Konflikte in vielen islamisch geprägten Ländern. Die Positionen entspringen traditionalistisch und transatlantische wirtschaftliche Beziehungen, welche ihre ökonomische Macht auch für Instabilitäten nutzen, so wie im speziellen Falle der Waffen- und Ölindustrie.
25.10.20
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