Frankreich

Muslime verurteilen Ermordung von Pariser Lehrer

In Paris wurde ein Lehrer ermordet. Muslimische Vertreter in Europa verurteilen den “unglaublichen Mordakt“ aufs Schärfste.

18
10
2020
Moschee
Frankreich

Vertreter der islamischen Religionsgemeinschaften in Deutschland und Europa verurteilen die Ermordung eines Lehrers in Paris aufs Schärfste und bekunden ihre Solidarität mit der französischen Nation. Es sei ein „unglaublicher Mordakt“, so Bekir Altaş, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). „Der Terror darf nicht die letzten Worte haben. Alle müssen Verantwortung zeigen.“ Er sei überzeugt, eine gemeinsame Antwort auf diese globale Bedrohung zu finden. 

Der Vorsitzende des Islamrats, Burhan Kesici, beschreibt die Tat als einen „unmenschlich brutalen Mord“. Auch der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Aiman Mazyek verurteilte den „abscheulichen Mordakt“ mit folgenden Worten: „Fassungslos trauere ich mit den Angehörigen des Opfers, mit dem französischen Volk, in Solidarität stehen wir zusammen. Terror ist Gefahr für uns alle, er will neben dem Tod die Zerstörung der Gesellschaft. Kämpfen wir gemeinsam dagegen.“ 

Hass und Gewalt haben im Islam keinen Platz

Die Nationale Beobachtungsstelle für Islamophobie (CFCM) äußerte sich auf Twitter zu dem Vorfall. Sie rufen zur Mobilisierung gegen Hass und Gewalt auf. Ihre Gedanken seien bei der Familie des Opfers. Nichts könne den Mord an einem Menschen rechtfertigen.
 
Auch die Islamische Glaubensgemeinschaft Österreich (IGGÖ) verurteilt die brutale Ermordung des Lehrers Samuel Paty im Pariser Vorort Conflans-Sainte-Honorais aufs Schärfste. „Diese Gräueltat ist ein Angriff auf das friedlichen Zusammenleben und die demokratischen Werte, die uns verbinden und somit auf unsere Gesellschaft als Ganzes. Hass und Gewalt haben im Islam keinen Platz. Lehrerinnen und Lehrer genießen in unserem Glauben einen besonders hohen Stellenwert. Unsere Gedanken sind in diesen Tagen bei Samuel Paty und seinen Hinterbliebenen, bei seinen Schülerinnen und Schülern, die diese Tat nun verarbeiten müssen und bei allen Menschen, die sich tagtäglich für die Wahrung des sozialen Friedens und den Schutz der Menschenrechte einsetzen.“

Nach Ermordung: Täter von der Polizei erschossen

Der Vorfall hatte sich am späten Freitagnachmittag im Pariser Vorort Conflans-Sainte-Honorine ereignet. Dort tötete der Angreifer den 47 Jahre alten Geschichtslehrer – seine Leiche wurde enthauptet mit zahlreichen Wunden an Oberkörper und Kopf aufgefunden. In der Nähe des Tatorts fanden die Ermittler zudem ein rund 30 Zentimeter langes blutverschmiertes Messer. Laut Staatsanwaltschaft hat sei der mutmaßliche Täter Russe tschetschenischer Herkunft und war in Frankreich als Geflüchteter registriert. Die Polizei erschoss den Mann kurz nach der Tat.

Staatsanwalt Ricard äußerte sich ausführlich zum Hintergrund der Ermordung. Dem Angriff seien bereits Drohungen gegen den Lehrer und die Schule vorausgegangen. Der Lehrer hatte Anfang Oktober im Rahmen des Unterrichts das Thema Meinungsfreiheit aufgegriffen. Anlass war die erneute Veröffentlichung von Muhammad-Karikaturen seitens des Satiremagazins „Charlie Hebdo„. Der Lehrer zeigte im Unterricht entsprechende Karikaturen. Die Zeitung ist für bissige Religionskritik und provokante Karikaturen bekannt. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Johannes Disch sagt:
Na immerhin ....
18.10.20
13:34
Ute Fabel sagt:
„Der Lehrer hatte Anfang Oktober im Rahmen des Unterrichts das Thema Meinungsfreiheit aufgegriffen. Anlass war die erneute Veröffentlichung von Muhammad-Karikaturen seitens des Satiremagazins „Charlie Hebdo„. Der Lehrer zeigte im Unterricht entsprechende Karikaturen.“ Aus Solidarität mit dem Ermordeten, um seinen mutigen Ersatz für Meinungsfreiheit weiterzuführen und um zu unterstreichen, dass persönliche religiöse Überzeugungen die Meinungsvielfalt nie zum Verstummen bringen dürfen, wäre es nun die einzig richtige Geste, wenn möglichst viele Medien der Welt diese neuen Mohammed-Karikaturen von Charlie Hebdo veröffentlichen würden. Lippenbekenntnisse alleine sind zu wenig. Auch IslamiQ sollte mit einer solchen entschlossenen Vorgangsweise unbedingt vorleben, dass bissige und und provokante Religionskritik von jedem Moslem zu akzeptieren ist. Setzt ein wirklich starkes Zeichen und zeigt die eigentlich doch sehr freundlichen und alles andere als hasserfüllten Cartoons all euren Lesern auf islamiq.de !
18.10.20
13:52
grege sagt:
Dieser Vorfall widerlegt eindrucksvoll die opfermythischen Weinerlichkeiten einiger Muslime hier in den Artikeln sowie in den Berichtsbeiträgen. Leider hätte ich gerne auf diese Genugtuung verzichtet. Auch die französichen Islamverbände tragen an sochen Vorfällen eine Mitverantwortung, haben sie doch im Frühjahr diesen Jahres einer 16 Jährigen französischen Lesbe eine Mitschuld an Bedrohungen durch Muslime nach abfälligen Bemerkungen über den Islam unterstellt. Auch Äußerungen von Muslimen in diesem Forum tragen zur geistigen Brandstiftung bei, wenn Muslime mit einem anderen Islamverständnis wie Korchide als Verräter gebrandmarkt werden. So ist es kein Wunder, dass unliebsame Muslime wie Korchide, Kelek, Ates oder Mansour auch hierzulande unter ständigem Polizieschutz stehen, damit Ihnen das Schicksal des französischen Lehrers erspart bleibt.
18.10.20
14:39
Johannes Disch sagt:
Die Reaktion der europäischen Muslim-Vertreter ist erfreulich, löst aber nicht das Kernproblem. Vor dieser schrecklichen Tat gab es Proteste von Eltern gegen diesen Lehrer, weil er die Mohammed-Karikaturen im Unterricht zeigte und besprach. Einige forderten seine Entlassung. Ein Vater zeigte den Lehrer sogar an wegen Verbreitung von Pornografie. Diese Reaktionen zeigen: Viele Muslime sind mental noch immer nicht angekommen in der Fünften Republik.
18.10.20
16:14
Ethiker sagt:
Der Mord ist in keiner Weise islamisch rechtzufertigen. Es ist und bleibt eine große Sünde einen Menschen zu töten und eine Straftat. Eine Ausnahme bildet der Fall der Verteidung des eigenen Menschenlebens. Der Mörder hatte diesbezüglich keine Grundlagen über die Religion des Islams, sonst würde er diesen Mord nicht begehen. Aufgewachsen in einem Klima des virulenten Islamhass, ist der Mörder er mkt Radikalität und dem Machtgehabe Frankreichs vertraut. Er ist ein Kind Frankreichs und damit primär ein Problem Frankreichs. Die Vermittlung islamischer Bildung muss gerade wegen solcher Taten weiter gefördert werden und nicht unterdrückt werden oder gar wie einige Islamhasser schreiben, ausgelöscht werden. Frankreich kann seine unglaubwürdige Haltung gegenüber Muslimen aus historischen und aktuellen Gründen nicht weiter vorleben: Es ist und bleibt unglaubwürdig, wenn auf der einen Seite vermeintliche Meinungsfreiheit propagiert wird, der Islam aber seine Meinung nicht kundtun darf. Es ist unglaubwürdig von Frieden zu sprechen, wenn man gleichzeitig in ganz Afrika Resourcen ausraubt und das Militär einsetzt, um die eigene Meinung und Interessen gewaltsam voranzutreiben. Es ist unglaubwürdig sich als friedlich darzustellen, wenn Gleichzeitig Quranschüler und Kinder in Afghanistan, Somalia und in anderen Ländern tausendfach durch Drohnen ausgelöscht werden. Es bleibt dabei: Ein falsches Islamverständnis Frankreichs, einiger Gruppierungen und eine Unterdrückung der Muslime wird langfristig nur mehr Schaden für unschuldige Menschenleben auf der ganzen Welt bringen.
19.10.20
10:05
Johannes Disch sagt:
@Ute Fabel (18.10.2020, 13:52) Ich bin ganz ihrer Meinung. Aber im Gegensatz zu den Franzosen hat die deutsche Publizistik längst kapituliert. Mohammed-Karikaturen oder sonst etwa satirisches in Richtung Islam, das sucht man in der deutschen Presse schon seit Jahren vergeblich. Man bemäntelt das mit den üblichen Floskeln: "Man wolle kein Öl ins Feuer gießen" (Financial Times Deutschland" schon 2005 bei den Unruhen wegen der Karikaturen von "Jyllands Posten"), man wolle "die religiösen Gefühle von Muslimen nicht verletzen" ("FAZ"), etc. Es gibt nur noch ganz wenige kritische Stimmen, die nicht eingeknickt sind (Ates, Khorchide, Mansour, etc.). Aber diese trifft dann reflexartig der Vorwurf der "Islamophobie." Da hat die Propagandarabeit von islamischer Seite aus also voll gewirkt. Während Macron Klartext redet, kuschelt Deutschland lieber bei "Islamkonferenzen." Vor den Franzosen kann man nur den Hut ziehen!
19.10.20
11:16
IslamFrei sagt:
Liebe Leser Johannes Disch schreibt:: " Vor dieser schrecklichen Tat gab es Proteste von Eltern gegen diesen Lehrer, weil er die Mohammed-Karikaturen im Unterricht zeigte und besprach. Einige forderten seine Entlassung. " Schlimm genug aber der oberste Fransösische MuftieRat hat bei der Schule interveniert verlangt, sie slolle dem Lehrer deswegen.Tadel und Warnung aussprechen. Man muss den Mufties und Muslims klarmachen: ihre gesellschaftliche Stellung dem entspricht, was Umfragen über ihre Akzeptanz zeigen. Ganz ganz unten. Deren Meinung ist total unerheblich und deswegen sollten sie lieber ganz ruhig und stille sein, froh und dankbar, bei uns leben zu dürfen, und ihre Religion in Moscheen -- und nicht mit Kopftuch auf der Strasse -- ( denn da besteht immer die Gefahr des Kopftuch Entfernens ). ausüben zu dürfen. IslamFrei
19.10.20
12:59
Kritika sagt:
L.S. Die Reaktion der europäischen Muslim-Vertreter ist erfreulich, ( Hr. Disch ) Wenn auch ein wenig pflichtschuldig ( Kritika ) -------- Herrlich sind die spontanen tausendfach besuchten Anti-Islam / Anti-Muselman Demos, in allen grossen und kleineren Städten Frankreichs. Hier bekommen die Muslims ihren irdischen Lohn serviert, dafür dass sie die Gefühle der Normalmenschen mit Füssen treten. Gruss, Kritika
19.10.20
16:12
Dilaver Çelik sagt:
Verurteilung der abscheulichen Tat: Ja. Befürwortung der abscheulichen Karikaturen: Nein. So einfach ist das. Punkt.
19.10.20
16:13
Rainer sagt:
Karikaturen "Zeigen" heitßt ja nicht, sie zu befürworten; Meinungsfreiheit heißt, auch abweichende Meinungen aushelten. Nicht mehr und nicht weniger. Ich befürworte nicht alles, was ich zeige (viele Karikaturen finde ich persönlich nicht gut). Darum ging es, und machen haben dieses Prinzip der Toleranz nicht verstanden.
19.10.20
22:15
1 2 3 6