Frankreich

Muslimische Vertreter verurteilen Messerangriff in Nizza

Bei einem Angriff in Nizza wurden drei Menschen getötet. Muslimische Vertreter in Europa verurteilen die Tat aufs Schärfste.

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2020
Messerangriff in Nizza © AA, bearbeitet by iQ.
Messerangriff in Nizza © AA, bearbeitet by iQ.

Bei einem Messerangriff in der Basilika Notre-Dame in Nizza sind am Donnerstagmorgen drei Menschen getötet worden, zwei Frauen sowie der Aufseher der Kirche. Sechs weitere Personen seien verletzt, berichten französische Medien. Der Täter sei vor der Kirche von Polizisten angeschossen und ins Krankenhaus gebracht worden. Premierminister Jean Castex rief in Frankreich die höchste Terrorwarnstufe aus.

Die Morde von Nizza ereigneten sich den Berichten zufolge in der Kirche; das dritte Opfer starb in einer Gaststätte vor der Basilika, in die sich die Frau schwer verletzt geflüchtet hatte.

Mit Bestürzung verurteilt der Koordinationsrat der Muslime die Anschläge am heutigen Tage in Nizza. „Es ist entsetzlich mit welcher Grausamkeit Anschläge in Gotteshäusern verübt werden. Dafür kann es niemals eine Rechtfertigung geben. Mein Mitgefühl gelten den Opfern und ihren Angehörigen“, erklärt KRM-Sprecher Burhan Kesici. Mit großer Sorge verfolge der KRM die Ereignisse der letzten Wochen in Frankreich und ruft zu Besonnenheit im Umgang miteinander auf. Er appelliert an die Politik und die Zivilgesellschaft das friedliche Miteinander in den Mittelpunkt des Handelns zu stellen. „Provokationen die auf eine Störung des gesellschaftlichen Friedens ausgerichtet sind, sollten unterlassen werden, und dienen ausschließlich denjenigen, deren Ziel eine Spaltung der Gesellschaft ist und die extremistischen Bewegungen Vorschub leistet.“, so Kesici.

„Wir sind zutiefst erschüttert über die Untat in Frankreich. Sie steht unseren Überzeugungen und unseren Glauben diametral entgegen“, erklärt Bekir Altaş, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Diese Tat sei ein Angriff auf uns alle und sei auf das Schärfste zu verurteilen. „Wer so etwas tut, hat es auf die Gesamtgesellschaft abgesehen, auf das friedliche Zusammenleben, auf unsere Familien und Freunde, auf unsere Werte und nicht zuletzt auch auf unseren Glauben und unsere Überzeugungen“, so Altaş abschließend.

DITIB: Gotteshäuser sind Orte des Friedens

Auch die Türkisch Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) verurteilt das „menschenverachtende Verbrechen“ in Nizza. Solche Menschen sollten abgeholt werden, bevor sie vor ihrer Perspektivlosigkeit in blinden Hass und Gewalt flüchten. „Da stehen wir alle in Verantwortung“, erklärt die DITIB in einer Pressemitteilung. Muslime sollten Provokationen mit Besonnenheit begegnen und sich nicht spalten lassen.

Gotteshäuser seien den Gesellschaften anvertraute, unverletzliche Orte des individuellen und gesellschaftlichen Friedens, in die Menschen mit Körper und Geist fliehen. „Sie zu achten und zu schützen ist unser aller Auftrag“. Daher appelliere die DITIB eindringlich an Politik, Medien und Gesellschaft, „eine Sprache der Versöhnung zu sprechen und all jenen, die von Hass getrieben sind, zu verdeutlichen, dass an unserem Zusammenhalt nicht zu rütteln ist.“

Islamrat: Messerangriff widerspricht dem Islam

Der Islamrats-Generalsekretär Murat Gümüş zeigt sich erschütternd über den Messerangriff in Nizza. „Ich verurteile diese verabscheuungswürdige Tat auf das Schärfste! Den Opferfamilien und dem französischen Volk möchte ich mein tiefes Beileid ausdrücken“, so Gümüş. Solche Untaten widerspreche dem Islam und dem Verständnis von gesellschaftlichem Zusammenleben.

Auch der Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD) Aiman Mazyek verurteilt der Angriff in Nizza. „Wer Mord und Terror über die Menschen bringt, der hat sich an der Menschheit vergangen, der hat sich an Gott vergangen – der hat Verrat an Zivilisation, Zivilität und an den Werten der eigenen Religion begangen“, erklärt Mazyek auf Twitter. Er sei in Gedanken und mit seinen Gebeten bei den Opfern.

Auch die Islamische Glaubensgemeinschaft Österreich (IGGÖ) verurteilt den Angriff. „Wir sind tief erschüttert über diese schreckliche Bluttat. Unsere Gedanken, Gebete und Genesungswünsche gelten den Verletzten und Hinterbliebenen“, erklärt die IGGÖ auf Facebook. (KNA, iQ)

 
 
 
 

Leserkommentare

Dilaver Çelik sagt:
Auch in Frankreich gibt es einen Staat im Staate. Es war sicherlich kein Zufall, dass dieser Terroranschlag erst wenige Tage nach der Rede Macrons begangen wurde - ist die Tat doch schließlich willkommenes Wasser auf seine Mühlen, um sich im Recht zu sehen. Die Schuld wird sicherlich denjenigen unter die Schuhe geschoben, welche zum Boykott französischer Produkte aufgerufen haben. Haben sie doch schließlich den Täter ermutigt und den Weg für diese feige Tag geebnet, nicht wahr? Das perfide Spiel, das sich gerade in Frankreich abspielt, ist so leicht durchschaubar. Für wie blöd halten uns die Herren von der politischen Führung eigentlich? Dem unter Größenwahn leidenden Kontrollfreak Macron traue ich mittlerweile jede Ränkeschmiederei zu, um seine Macht und seine Politik zu legitimieren. Lügen, inszenieren und vertuschen war schon immer bei autoritär regierenden Politikern ein beliebtes Mittel, um die eigene Macht zu legitimieren. Mein Beileid den Angehörigen der Opfer.
29.10.20
15:24
Ethikero sagt:
Es bleibt dabei, ein falsches Islamverständnis der Staaten, einzelnen Gruppen und die Unterdrückung der Muslime weltweit wird in Konsequenz weitere unschuldige Menschenleben kosten, wie in Iraq, Iran, Yemen, Canada, Pakistan, Indien, Somalien, Neu Seeland, Siri Lanka, Deutschland, Belgien, UK, Deutschland, Libyen, Algerien und vielen weiteren Ländern bereits geschehen.
29.10.20
15:34
Ute Fabel sagt:
Lippenbekenntnisse des Bedauerns sind zu wenig. Auslöser dieser abscheulichen Taten waren bloße Zeichnungen. Die Islamverbände sollten ein für allemal klarstellen, dass solche Mohammed-Karikaturen von jedem Moslem hinzunehmen sind, indem sie diese Bilder aus Solidarität in ihren eigenen Publikationen und auf ihren Internetseiten zeigen.
29.10.20
16:40
grege sagt:
Es grenzt schon an gehörige Portion Dummdreistigkeit, dass Islamiq.de solche Anschläge zur Selbstinzenierung nutzt. Man stelle sich mal vor, nach einem islamfeindlichen Attentag würden die Mainstreammedien solche selbstgefälligen Überschriften wählen und die angeblichen Proteste zulasten der Opfer in den Vordergrund rücken. Die Beileidskundgebungen von den hier genannten Personen sind auf solche Organisationen zurückzuführen, die im Dunstkreis von Erdowahn, der Muslimbruderschaft sowie sonstigen islamistischen Gruppierungen operieren. Genau dieses Lager betreibt doch die geistige Brandstiftung solcher Attentate. IGMG behauptet in fast aufeinanderfolgenden Beiträgen im Presseportal seinerr Homepage, dass Islamfeindlichkeit ein flächendeckendes Phänomen darstellt, während der Islamterror allen Ernstes nur als Einzelfall zu betrachten ist. Genau diese Art von Doppelmoral ohne jeden Hauch von Selbstkritik facht die Islamskepsis an, mit der sich Konsorten wie Mazyek selbst bemitleiden.
29.10.20
20:13
Johannes Disch sagt:
The same procudere a every week, kann man dazu inzwischen nur noch sagen.... Die französischen Muslime drehen offenbar am Rad. Frankreich befindet sich mittlerweile im Krieg und zwar an 2 Fronten: Im Krieg gegen das Corona-Virus und im Krieg gegen durchgeknallte Islamisten. Hilfreicher als Beileidsbekundungen und Verurteilungen wäre ein aktives praktisches Mitwirken der Verbände im Kampf gegen des islamistischen Terror. Ein Anfang könnte das Drucken der Mohammed-Karikaturen in islamischen Medien sein.
29.10.20
20:43
Der Hammer sagt:
Die Frau wurde enthauptet in der Kirche. Ein einfaches töten war das nicht .
29.10.20
21:36
Johannes Disch sagt:
@grege (29.10.202, 20:13) / @Ute Fabel (29.10.202, 16:40) Völlig richtig: Lippenbekenntnisse reichen nicht mehr. Der Auslöser dieser Taten waren Zeichnungen. Ich habe bei inhaltlich verwandten Artikel bereits auf Monthy Python´s Kultfilm "Das Leben des Brian" (1979!!!) hingewiesen. Mehr Veräppelung des Christentums und des ollen Jesus geht eigentlich nicht mehr. Aber deshalb wurde niemand geköpft oder auf sonst irgendeine bestialische Weise abgeschlachtet. Gegen "Das Leben des Brian" sind die Mohammed-Karikaturen von geradezu rührender Harmlosigkeit. Gar nicht auszudenken, was los wäre, würde jemand auf die Idee kommen, eine Islam-Variante des "Brian" zu drehen, etwa "Das Leben des Mustafa."
31.10.20
14:23
grege sagt:
Herrlich, wie sich unsere beiden Islamprotagonisten, die immer noch nicht aus Feigheit emigiert sind, in Verschwörungstheorien oder sonstige widersinnige Erklärungen stürzen. Islamprotagonisten leiden unter derselben Gesinnungsstörung wie Rechtspopulisten, die islamfeindliche Anschläge mit dem weltweiten Islamextremismus sowie der Auslöschung des Christentums im Vorderen Orient begründen. Die islamischen Kopfacker in Nizza und Paris waren keine Opfer staatlicher Repression, im Gegenteil, einem wurde sogar Schutz und Asyl vor staatlicher Repression gewährt. Ebenso sind Anhänger vom IS oder Al Kaida wohlgenährte und gut ausgebildete Personen, die sich auf der Suche nach dem wahren Islam zu Bestien entwickelt haben. Die Visegrad Staaten, die bislang keine Opfer aufgrund des islamisch motivierten Terrorismus zu beklagen haben, werden sich in ihrer Ablehnung von der Aufnahme muslimischer Flüchtlinge geradezu bestärkt fühlen.
31.10.20
17:08
charley sagt:
Ich finde die Reaktion der islamischen Verbände beeindrucikend: Sie reden nämlich von "unseren Werten", ohne diese genauer zu spezifizieren. Und da stellt sich die Frage, ob die Meinungsfreiheit dazu gehört, auch, ob es berechtigt ist, JEDE (!) Meinung über den Koran, Allah oder Islam haben zu dürfen! Das Herumgeeiere um diese Frage entlarvt "diese Verbände". Sie könnten auch schreiben: "Es ist gar nicht in unserem Sinne, dass jemand ohne Absprache mit uns auf die Veröffentlichung der Karrikaturen so reagiert!" Es ist damit klar: Sie distanzieren sich nur im Detail/an der Oberfläche/aus Opportunität gegenüber der Angewidertheit der allg. Öffentlichkeit von der Tat, nicht im Prinzip (und das geht sehr tief!).
01.11.20
8:52
charley sagt:
.... zu manchen Statements "islamischer Vereine" könnte man auch zurück fragen: "Und wenn es nicht in einer Kirche geschehen wäre... wäre es dann weniger schlimm gewesen?"
01.11.20
8:54
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