Belgien

Lehrer wegen Karikatur im Unterricht suspendiert

Ein Lehrer in Belgien zeigt seinen Schülern im Unterricht Karikaturen über den Propheten und wird daraufhin vom Dienst suspendiert.

01
11
2020
Symbolbild: Schule, Rechtsextreme Vorfälle an Schulen © Shutterstock, bearbeitet by iQ
Symbolbild: Schule, Rechtsextreme Vorfälle an Schulen © Shutterstock, bearbeitet by iQ

In Belgien zeigte ein Lehrer seinen Schülern die umstrittenen Karikaturen über den Propheten Muhammad (s) im Unterricht, worauf er vom Dienst suspendiert wird. Begründet sei die Suspendierung Medienberichten zufolge damit, dass ein nackter Prophet „obszön“ sei.

Demnach hätten einige Eltern sich über den Lehrer beschwert, erklärte ein Sprecher der Bürgermeisterin von Molenbeek. Der Lehrer hatte zudem auch mit seinen Schülern über die brutale Ermordung des französischen Lehrers Samuel Paty gesprochen. Anschließend habe er eine der von ihm benutzten Karikaturen gezeigt. Die Schüler seien im Alter zwischen zehn und elf Jahren.

Festzuhalten sei, dass die Suspendierung allein auf der Tatsache beruhe, dass die Zeichnung eine nackte Person zeige. Dies sei das eigentliche Problem. „Wäre es nicht der Prophet gewesen, hätten wir genauso gehandelt“, sagte der Sprecher der Bürgermeisterin Catherine Moureaux. Nun muss sich der Lehrer einem Disziplinarverfahren stellen.

Muslime verurteilen Ermordung von Pariser Lehrer

Der Mord über den französischen Lehrer hatte sich vor zwei Wochen in einem Pariser Vorort Conflans-Sainte-Honorine ereignet. Dort tötete der Angreifer den 47 Jahre alten Geschichtslehrer. In der Nähe des Tatorts fanden die Ermittler zudem ein rund 30 Zentimeter langes blutverschmiertes Messer. Die Polizei erschoss den Mann kurz nach der Tat.

Vertreter der islamischen Religionsgemeinschaften in Deutschland und Europa verurteilten die Ermordung des Lehrers aufs Schärfste und bekundeten ihre Solidarität mit der französischen Nation. Es sei ein „unglaublicher Mordakt“, so Bekir Altaş, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). „Der Terror darf nicht die letzten Worte haben.“ Auch der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Aiman Mazyek verurteilte den „abscheulichen Mordakt“: „Fassungslos trauere ich mit den Angehörigen des Opfers, mit dem französischen Volk, in Solidarität stehen wir zusammen.“

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Max Klinger hat Jesus schon 1890 mit völlig unverdecktem Genitalbereich auf dem Kreuz baumelnd umgeben von mehreren anderen splitternackten Männern dargestellt. Das Gemälde, welches dem zentralen Mythos des Christentums eine starke homoerotischer Note verleiht, hängt im Museum der bildenden Künste in Leipzig. „Zuerst die Füße“ ist eine Skulptur aus dem Jahr 1990 von Martin Kippenberger. Sie stellt einen gekreuzigten Frosch dar. In einer seiner Gliedmaßen hält er ein Ei, in einer anderen einen Bierkrug. Es existieren fünf Exemplare in unterschiedlicher Ausführung, sowohl grün bzw. violett bemalt als auch unbemalt und mit unterschiedlicher Anzahl und Anordnung des Eies. Die Zeit ist wirklich reif, dass auch dieser selbsterklärte Prophet, der vor allem ein machtbewusster Politiker und energischer Feldherr des frühen 7. Jahrhunderts war, endlich zeichnerisch entblößt wird. Das regt zum Nachdenken und Hinterfragen an. Hut ab vor diesem Pädagogen!
01.11.20
19:16
Vera Praunheim sagt:
Ergänzend ist beachtenswert, daß sich mehrere muslimische Eltern aus dem als Problemviertel bekannten Brüsseler Stadtteil Molenbeek mit Beschwerden an die zuständige Schulleitung gewandt hatten. Molenbeek ist geprägt durch den hohen Anteil an Menschen mit muslimischem Migrationshintergrund und gilt zudem als Brutstätte für Terroristen, die als Drahtzieher größerer Terroranschläge (Casablanca 2003, Madrid 2004, Paris 2015 oder Brüssel 2016) bekannt wurden. Nachdem nun ein Lehrer in diesem Viertel es gewagt hatte, mit seinen Schülern über die barbarische Enthauptung seines französischen Kollegen Paty zu sprechen und ihnen auch die Karikaturen bzw. Zeichnungen zu zeigen, die auch Paty seinen Schülern gezeigt hatte, hatte er auch die Empörung und den Zorn von Muslimen auf sich gezogen. Offensichtlich empören sich diese muslimischen Eltern wegen des Zeigens von Zeichnungen mehr als wegen bestialischer Mordexzesse mit islamistischem Hintergrund. Sollten sie nicht besser Lehrern den Rücken stärken, die sich engagiert für Meinungs-, Presse- und Redefreiheit einsetzen und gerade kontroverse Islamkritik als Menschenrecht verteidigen? Sollen gar ein paar lächerliche, umstrittene Zeichnungen im Schulunterricht obszöner sein als schrecklichste Mordtaten selber im Namen des Islam? Womöglich hat die Bürgermeisterin aus Angst vor muslimischem Zorn und Rachegelüsten nach islamischem Weltbild-Verständnis so reagiert, wie es ihr im Brüsseler Stadtteil Molenbeek aufdiktiert wurde. Das könnte durchaus auch ein Fehler sein.
02.11.20
3:16
World Uyghur Congress | Weltkongress der Uiguren | Uiguren: Wirtschaftliche Interessen stehen vor Menschenrechten sagt:
[…] IslamiQ, 31.10.2020 […]
02.11.20
10:10
Johannes Disch sagt:
@Vera,,,,(02.11.2020, 3:16) Völlig richtig. Molenbeek ist seit Jahren ein Brennpunkt und die Entscheidung, den Lehrer zu suspendieren, kntraproduktiv. Anders als Frankreich knickt Belgien offensichtlich ein. @Ute Fabel (01.11.2020, 19:16) Das Beispiel Max Klinger zeigt, dass Europa schon 1890 weiter war als der Islam heute.
02.11.20
14:20
Dilaver Çelik sagt:
OT: Ich kann den erhellenden Artikel des Penzberger Imams Benjamin Idriz mit dem Titel "Ibn Salul und die Karikaturisten" wärmstens empfehlen, in welchem Idriz den aktuellen Karikaturenstreit aus islamischer Perspektive erörtert. Es wird deutlich, dass ein kompetenter Imam den Artikel verfasst hat. Der Inhalt des Artikels ist genau das, was Muslime aktuell brauchen. Und dafür möchte ich mich bei dem Imam bedanken.
02.11.20
15:25
Horst Seehausen sagt:
Warum werden solche Fotos denn überhaupt im Unterricht gezeigt, bzw. behandelt? Sie wirken doch nur beleidigend? Wie würde denn die Kirche reagieren, wenn eine Karikatur mit Jesus und einer schwarzen Frau gezeigt würde, wo Jesus sich ihren Ar... anguckt? Diese Doppelmoral!
02.11.20
19:16
Bettina Aliya Maier sagt:
Kein Mensch mit Hirn und Religion, egal welcher und zudem auch kein überzeugter Demokrat *in, geschweige Pädagoge nimmt diese Karikatur und beachtet sie. Geschweige nimmt dieser ein deutscher Religionslehrer und gestaltet den Unterricht inhaltlich danach. KEIN Moslem kann diese Karikatur ohne extrem beleidigt zu sein in der Gottesfürchtigkeit ansehen! JEDER der diese Karikatur benutzt einschließlich diese anscheinend mittellose Agentur in Frankreich: ist ein Götze. Egal welche Religion.
02.11.20
20:45
stratmann sagt:
@Ute Fabel & Co. Wiederholt reagieren Ute Fabel & Co. undifferenziert auf Gesagtes. Zehn- und elfjährige Kinder (Molenbeek) und auch Vierzehnjärige können sich nicht wehren. Wer wie Ute Fabel & Co. undifferenziert hetzen und Öl ins Feuer gießen, tragen eine Mitverantwortung für das, was noch auf uns zukommen könnte. Ich stelle mir vor, wie eine Frau Ute Fabel auf dem Elternabend einer fünften Klasse hetzt. Am nächsten Morgen verteilt ein Schüler auf dem Schulhof eine Karikatur: Frau Ute Fabel auf allen Vieren kriechend mit entblößten Genitalien und A-Loch. Der Lehrer greift die Karikatur im Unterricht auf, um das Thema Meinungs- freiheit zu erläutern – auch zehn- und elfjährigen Schüler sollen ja (wie in Molenbeek) für die Praxis lernen. Frau Fabel würde sich verstanden fühlen. [ PS: Obwohl ich aufgrund der Plattform IslamiQ vieles lerne, sehe ich Manches auch sehr kritisch und werde demnächst zwei Beiträge einbringen, wo ich einmal eine m.E. gefährliche Tendenz von Islamiq anprangere und andererseits beklage, wo Zentralrat der Juden in Dtl., Kirchen und Muslim- verbände das Problem der Gewalt in ihren heiligen Schriften und ihrer Tradition nicht ehrlich aufarbeiten und sich an dem Thema leider vorbei- mogeln. Ein Problem nur: Atheistische Faschisten oder Marxisten u.a. haben leider noch mehr Tote auf ihrem Gewissen.]
03.11.20
20:41
grege sagt:
Ich kenne Muslime, die solche Karrikaturen genauso amüsiert zur Kenntnis nehmen wie gläubige Christen den Film "Das Leben des Brian. Wer andersdenkende Menschen pharisäerhaft als Götzen herabwürdigt, leistet genau die geistige Branstiftung für Attentate, wie sie derzeit von Muslimen mit Gedankenungut einer Frau Maier verübt werden.
03.11.20
20:54
Johannes Disch sagt:
@Bettina Aliya Maier (02.11.2020, 20:45) -- "KEIN Moslem kann diese Karikatur ohne extrem beleidigt zu sein in der Gottesfurcht ansehen." (Bettina Aliya Maier) Abgesehen davon, dass das sehr pathetisch und schwülstig formuliert ist: Es ist absurd und geradezu grotesk, sich über diese Karikaturen aufzuregen. Das passiert nur, wenn man den Kontext der Karikaturen nicht beachtet. Nicht der Islam ist mit diesen Karikaturen gemeint und auch nicht der Prophet, sondern die islamistischen Terroristen. Etwas mehr Gelassenheit bezüglich ihrer Religion würde Muslimen gut zu Gesicht stehen. Es ist im Westen schon lange üblich und Teil der Meinungsfreiheit, dass man alles auf die Schippe nehmen darf. Auch die Religion. Da bildet der Islam keine Ausnahme. Aber wie bereits gesagt, mit den Karikaturen ist gar nicht der Islam gemeint, sondern die islamistischen Terroristen. Über die sollten sich Muslime entrüsten. Und nicht über Karikaturen.
30.11.20
10:51