Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) wirft der Videoplattform TikTok eine Verharmlosung der Lage der Uiguren in China vor.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) wirft der Videoplattform TikTok eine Verharmlosung der Lage der muslimischen Minderheit in China vor. So habe die Leiterin für Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmens, Elizabeth Kanter, bei einer Anhörung im britischen Unterhaus am Mittwoch die Zensur china-kritischer Inhalte auf der Social-Media-Plattform eingeräumt, wie die GfbV am Freitag in Göttingen mitteilte.
Sie gab demnach zu, dass das Unternehmen in der Vergangenheit Beiträge blockiert habe, die Verbrechen der chinesischen Regierung an der Volksgruppe der Uiguren thematisierten. „Allein die Wortwahl der TikTok-Repräsentantin verrät den Willen des Unternehmens, die willkürliche Internierung von muslimischen Nationalitäten, die Trennung von Kindern von ihren Familien und die Zwangssterilisierungen uigurischer Frauen weiter unter den Teppich zu kehren“, kritisierte der GfbV-Referent für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung, Hanno Schedler. „Sie spricht in einer pseudoneutralen Sprache von der ‚Uiguren-Situation‘. Mit dieser Verharmlosung verhöhnt sie die Opfer und ihre Angehörigen.“
TikTok gehört zu den weltweit am schnellsten wachsenden Sozialen Medien und ist besonders bei jüngeren Leuten beliebt. Die App gehört zum chinesischen Unternehmen Bytedance. TikToks Chef, Zhang Yiming, musste sich im Jahr 2018 laut GfbV mit einem Brief bei der Kommunistischen Partei Chinas für Inhalte entschuldigen, in denen Witze über Parteiangehörige gemacht wurden. In diesem Brief habe er gelobte, „korrekte Werte in die Technologie und die Produkte“ der Firma einzuführen. „Diesen unterwürfigen Worten hat er offensichtlich Taten folgen lassen“, so Schedler. Auch Inhalte zur Menschenrechtslage in Tibet und dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens im Juni 1989 seien entfernt worden.
Kritiker sprechen von Umerziehungslagern, in denen Uiguren mit teils brutalen Mitteln auf die Linie der kommunistischen Partei gebracht werden sollen. Peking nennt sie Berufsbildungseinrichtungen, die von den Insassen freiwillig besucht würden. In Xinjiang sind nach Schätzungen von Menschenrechtlern etwa eine Million Angehörige muslimischer Minderheiten inhaftiert. Die Regierung in Peking wirft uigurischen Gruppen Separatismus und Terrorismus vor. In China leben schätzungsweise zehn Millionen Uiguren, die meisten in Xinjiang. Sie sind ethnisch mit den Türken verwandt und werden von den herrschenden Han-Chinesen wirtschaftlich, politisch und kulturell unterdrückt. Nach ihrer Machtübernahme 1949 hatten die Kommunisten das frühere Ostturkestan China einverleibt. (KNA, iQ)