In Wien fuhr ein Auto mit Polizeibegleitung durch die Straßen und spielte Schüsse und Muezzin-Rufe aus einem Lautsprecher ab. Der Vorfall sorgt für Aufregung.
Ein weißes Auto fuhr am Sonntagmorgen durch Wien und spielte Schüsse über einen Lautsprecher ab. Zu hören war im Hintergrund der muslimische Gebetsruf. Dieses Szenario wurde begleitet durch die Polizei, die Hinter den Demonstranten hinterher fuhr. Die Aufnahmen wurde von vielen Einwohnern aufgenommen und ins Netz gestellt. Die Landespolizeidirektin Wien veröffentlichte nach der „Demonstration“ eine Erklärung auf Social Media.
Laut einer Polizeimeldung auf Twitter handelte es sich dabei um eine Kundgebung unter dem Motto „Tolerant und Vielfalt“, die von zehn Personen angemeldet wurden. Medienberichten zufolge habe es sich um eine Aktion des ehemaligen PEGIDA-Sprechers und des rechten Publizisten Georg Immanuel Nagel gehandelt.
Dass dabei Schüsse abgespielt werden sollte, wurde bei der Anmeldung nicht bekannt gegeben, erklärte die Polizei. Noch vor Abmarsch wurde mit den Verantwortlichen Rücksprache gehalten. Über die Lautsprecher sollte lediglich „orientalische Musik abgespielt werden“. Die Kundgebung fing um 9:00 Uhr an. Nach 9:20 wurde „insgesamt vier Mal, für die Dauer von 1-2 Minuten Maschinengewehrsalben, und antimuslimische Parolen wiedergegeben“. Erst 40 Minuten danach, um 10:00 Uhr, wurde nach Absprache mit dem Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung die Kundgebung beendet.
@LPDWien was ist da los? Sonntag früh fährt ein Wagen mit Polizeischutz durch den 8 Bezirk und spielt laut durch einen Lautsprecher Schüsse und dann den Gebetsruf der Muslime. Durch einen Muezzin. Gibt es dazu eine Erklärung? Provokation? pic.twitter.com/5oquYApk9S
— Omar Al-Rawi (@oalrawivienna) November 8, 2020
Sechs Tage nach dem fürchterlichen Terroranschlag in Wien ist die ganze Stadt noch immer erschüttert und traumatisiert. Omar Al-Rawi, SPÖ-Gemeinderat in Wien, der das Video teilte, zeigte sich fassungslos und fordert Aufklärung. „Was ist da los, Gibt es dazu eine Erklärung? Provokation?“, schrieb er auf Twitter. Auch die Wiener Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) zeige sich empört. „Es schaut so aus, dass hier die Polizei in Wien Hetzerei mitten in Wien begleitet und zulässt, dass AnwohnerInnen durch imitierte Schüsse verängstigt werden…?!“, kritisierte sie das Video.
Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) erwartet sich von den zuständigen Behörden eine Aufklärung, wieso „diese Störaktion im 8. Wiener Gemeindebezirk nicht sofort unterbunden wurde, als aus den Lautsprechern Maschinengewehrgeratter und der Gebetsruf ertönte und damit die Anrainer in Schrecken versetzt wurden“, heißt es in einer kurzen Mitteilung.
Die Polizei entschuldigte sich im Nachhinein bei den Anwohnern in Wien-Josefstadt. „Dies hätte nicht so stattfinden dürfen.“ Wie die Polizei auf Twitter mitteilte, seien gegen die anwesenden Personen Verwaltungsanzeigen, unter anderem wegen Störung der öffentlichen Ordnung erstattet und Erhebungen wegen des Verdachtes der Verhetzung eingeleitet worden.