Corona-Krise

Corona-Krise stärkt Religiosität von gläubigen Menschen

In der Krise besinnen sich viele Menschen zurück auf den Glauben. Das scheint auch in Corona-Zeiten zu gelten, wie eine Umfrage zur Religiosität zeigt.

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2020
Studie: Deutsche mit Migrationshintergrund sind oft religiöser© Shutterstock, bearbeitet by IslamiQ.
Studie: Deutsche mit Migrationshintergrund sind oft religiöser© Shutterstock, bearbeitet by IslamiQ.

Die Corona-Krise hat offenbar die Glaubensfestigkeit von Menschen in Deutschland beeinflusst. Während die Religiosität gläubiger Christen in der Krise oftmals anwuchs, hätten Menschen ohne Religion eher noch weniger geglaubt als zuvor, sagte die Münsteraner Politikwissenschaftlerin Carolin Hillenbrand am Montag. Das hätten erste Ergebnisse einer Online-Befragung zwischen dem 7. Juli und dem 18. Oktober gezeigt. „Ich glaube, wenn man eine gefestigte Beziehung hat, kann die auch genau in Krisen-Zeiten tragen“, so Hillenbrand.

Religiosität in der Corona-Krise noch weiter abgeschwächt

Menschen, die schon vor der Krise nicht religiös waren, könnten nach den Worten der Wissenschaftlerin nun zu der Überzeugung gelangen, dass es angesichts von Corona keinen guten Gott gebe. Möglicherweise reagierten Nicht-Gläubige auch negativ auf wieder geöffnete Kirchen, während viele andere Einrichtungen erneut schließen mussten.

An der ersten Runde der nicht repräsentativen Online-Befragung beteiligten sich laut Hillenbrand 1.971 Teilnehmer. Mit 58 Prozent waren die Frauen leicht in der Überzahl. 911 der Befragten waren katholisch, 440 protestantisch und 199 gehörten einer Freikirche an. 80 Teilnehmer gaben an, spirituell interessiert zu sein, aber keiner Religion anzugehören. 257 sagten, sie seien gar nicht gläubig.

Etwa jeder fünfte Befragte, der keiner Religion angehörte, gab laut Hillenbrand an, sein Glaube habe sich in der Corona-Krise noch weiter abgeschwächt. Verstärkt hatte sich demgegenüber der Glaube von etwa jedem dritten Katholiken und Protestanten. Von den freikirchlichen Christen sagten sogar fast zwei Drittel, dass sie jetzt noch stärker glaubten.

„Glaube gibt mir Trost, Hoffnung und Kraft in Corona-Zeit“

Der Aussage „Mein Glaube gibt mir Trost, Hoffnung und Kraft in der Corona-Zeit“ stimmten 58 Prozent der Katholiken, 48 Prozent der Protestanten und beinahe 90 Prozent der freikirchlichen Christen zu. Befragte ohne Religion sagten zu 91 Prozent, der Glaube spende keine Hoffnung.

Vieles Gemeinschaftliche habe in der Corona-Zeit wegfallen müssen, sagte Hillenbrand. Dennoch widersprach eine deutliche Mehrheit der Umfrageteilnehmer (64 Prozent) der Aussage, Glaube sei etwa Privates, das jeder für sich allein leben könne. Selbst unter den Befragten ohne Religion lehnte ein gutes Drittel diese Aussage ab.

Knapp 60 Prozent aller Befragten nahm wenigstens einmal an alternativen religiösen Angeboten in der Corona-Krise teil, etwa an einem Online-Gottesdienst. Etwa jeder Dritte zeigte sich zufrieden mit dem Angebot; 12 Prozent waren überhaupt nicht zufrieden.

Hillenbrand stellte auch Fragen, die Aufschluss geben könnten, ob es eine Verbindung zwischen Religiosität und dem Glauben an Verschwörungsmythen gibt. Die Politikwissenschaftlerin wertet diese Daten derzeit aus.

Die Befragung ist weiterhin auf den Seiten des Exzellenzclusters Religion und Politik der Universität Münster zugänglich. Hillenbrand hofft, in einer zweiten Runde mehr Antworten etwa von Muslime und orthodoxen Christen auswerten zu können. (KNA/iQ)

Leserkommentare

Dilaver Çelik sagt:
Die Studie beweist einmal mehr, dass Atheismus und Agnostizismus Krankheiten unserer Zeit sind. Wer verstärkt gegen fromme Menschen hetzt, Religionsfeindlichkeit betreibt, sei es durch religionsfeindliche Karikaturen oder Verbote, oder den Glauben anderer Menschen verspottet, Frauen angreift weil sie ein Kopftuch tragen oder entgegen den Tatsachen frommen Menschen unterstellt, sie würden Terroranschläge verüben und Religion entgegen der religiösen Realität in die Privatsphäre verbannen möchte, der hat aus der Corona-Krise nichts gelernt. Wegen solchen Leuten wird die Welt von Katastrophen heimgesucht, welche dann uns alle treffen. Auch weil gläubige Menschen das stillschweigend hinnehmen statt es zu unterbinden. Ich frage mich, was uns noch alles heimsuchen muss, damit die Menschen endlich aufwachen und begreifen, dass wir selbst Anteil daran haben, was uns widerfährt. Die zutiefst menschenverachtende Hetze gegen fromme Menschen und deren Stigmatisierung muss gestoppt, geächtet und juristisch verfolgt werden. Sonst wird das umso mehr den sozialen Frieden gefährden. Und am Ende will es niemand gewusst haben.
16.11.20
16:06