Die Bundesregierung wird dazu aufgefordert, Organisationsverbote gegen die Vereine der Ülkücü-Bewegung, darunter auch die ATIB, zu prüfen. Der Zentralrat der Muslime bedauert diesen Schritt.
Der Bundestag will die rechtsextreme türkische Organisation „Graue Wölfe“ in Deutschland stoppen. Ein gemeinsamer Antrag von CDU/CSU, SPD, FDP und den Grünen, der am Mittwoch von der Parlamentsmehrheit gebilligt wurde, fordert die Bundesregierung auf, ein Verbot der Vereine der sogenannten Ülkücü-Bewegung zu prüfen. Sie sei rassistisch, antisemitisch und demokratiefeindlich und bedrohe die innere Sicherheit hierzulande, hieß es zur Begründung.
Mit großer Sorge habe der Zentralrat der Muslime (ZMD) die Debatte im Deutschen Bundestag über die „Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa e.V.“ (ATIB) im Zusammenhang mit den Verbotsprüfungsanträgen der sogenannten „Grauen Wölfe“ und der „Ülkücü-Bewegung“ verfolgt. „Wir bedauern sehr, dass in den Verbotsprüfanträgen, insbesondere der Fraktionen der AfD und auch der Linken, unter dem Label „Graue Wölfe“ eine aus unserer Sicht unsachgemäße und unbewiesene Assoziationskette auch zur ATIB aufgeführt wird“, erklärt der ZMD in einer aktuellen Pressemitteilung.
Die ATIB werde sich dieser Diskussion stellen und trotz der „Haltlosigkeit der Vorwürfe eine transparente Auseinandersetzung sowohl in Bezug auf seine über 30-jährige Geschichte als auch seine Gegenwart führen“. So habe sie bereits angekündigt, sich diesbezüglich Prüfinstanzen wissenschaftlicher und unabhängiger Art zu stellen und ihre Archive zu öffnen.
Es sei grundlegend falsch und zurückzuweisen, dass nach Terroranschlägen Muslime und ihre Moscheen unter Generalverdacht zu stellen. „Mit den Prüfanträgen wird gegenüber den Moscheen von ATIB diesem Vorschub geleistet und der Islamfeindlichkeit weiter der Boden bereitet. Im Umgang mit Extremismus jeglicher Art braucht es keinen politischen Aktionismus und keine Symbolpolitik, sondern konkrete, präventive Schritte und auf konkreten Straftaten, die Strafverfolgung“, so der ZMD abschließend.
Die französische Regierung hatte vor zwei Wochen die „Grauen Wölfe“ in ihrem Land aufgelöst. Sie schürten Diskriminierung und Hass und seien an Gewaltaktionen beteiligt, lautete die Begründung. Im jetzt gebilligten Antrag wird das französische Vorgehen vom Bundestag ausdrücklich begrüßt. „Er verbindet damit die Hoffnung, dass weitere Staaten diesem Beispiel folgen.“ (dpa, iQ)