Bremen

Rassistische Chatgruppe bei der Feuerwehr aufgedeckt

Teile der Bremer Feuerwehr sehen sich mit massiven Vorwürfen konfrontiert. Es geht um Rechtsextremismus und Rassismus. Die Innenbehörde zeigt sich entsetzt. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln.

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2020
Feuerwehr
Symbolfoto: Feuerwehr © Shutterstock, bearbeitet by iQ

In der Bremer Berufsfeuerwehr sollen Beamte über Internet-Chats jahrelang rassistische und rechtsextremistische Inhalte ausgetauscht haben. Die Bremer Innenbehörde geht den Vorwürfen nach. Für die strafrechtlichen und disziplinarischen Ermittlungen sei eine Sonderermittlerin eingesetzt worden. Für Dienstagnachmittag berief Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) eine Pressekonferenz ein, um über die Vorwürfe zu informieren. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen 52-jährigen Berufsfeuerwehrmann wegen Volksverhetzung.

Wie die Fraktion Die Linke in der Bremischen Bürgerschaft mitteilte, geht es auch um rechtsextremistische Strukturen. In Chatgruppen der Bremer Feuerwehr seien über Jahre ungehindert rechtsextreme Inhalte geteilt worden. Das hätten mehrere Mitarbeiter der Feuerwehr berichtet, hieß es in einer Pressemitteilung der Fraktion. Demnach hätten Feuerwehrbeamte in Chatgruppen rechtsextreme Bilder und Nachrichten verbreitet, darunter etwa Hakenkreuze.

„Die bisher bekannten Vorgänge bei der Berufsfeuerwehr Bremen sind schockierend. Uns sind Bilder und Chatinhalte bekannt, die erhebliche Straftaten, Volksverhetzung und massiven Rassismus zurück bis ins Jahr 2015 belegen“, sagte Fraktionschefin Sofia Leonidakis. „Ob sich dies fortgeführt hat, werden die aktuell laufenden Ermittlungen zeigen.“

52-Jähriger unter Verdacht

Die Staatsanwaltschaft Bremen bestätigte am Dienstag Ermittlungen gegen einen 52 Jahre alten Berufsfeuerwehrmann wegen des Verdachts auf Volksverhetzung und der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Es habe in diesem Zusammenhang eine Wohnungsdurchsuchung gegeben, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Eine Kollegin habe die Behörden auf den Mann aufmerksam gemacht. Die Vorwürfe sollen sich zumindest auf das Jahr 2015 beziehen.

NDR, Radio Bremen und „Süddeutsche Zeitung“ berichten von Zeugenaussagen, wonach der Mann unter anderem auf der Dienststelle ein Foto seiner Kinder vor Hakenkreuzfahnen herumzeigte. Auf der Arbeit habe er sich Aussagen zufolge häufig – auch über Funk oder von Vorgesetzten – mit seinem Spitznamen ansprechen lassen, orientiert an einer Nazi-Größe aus der NS-Zeit.

Rassistische Nachrichten über Muslime verschickt

Mehrere Feuerwehrleute sollen diesen Recherchen zufolge außerdem in menschenverachtender Weise über Kolleginnen, Kollegen und hilfebedürftige Menschen geäußert haben, zum Teil in deren Anwesenheit. Das gehe aus Chat-Protokollen und Audioaufnahmen hervor, die NDR, „Süddeutscher Zeitung“ und Radio Bremen vorlägen. Zeugen berichteten, dass die Vorgänge trotz Beschwerden in der Leitungsebene der Bremer Feuerwehr jahrelang ignoriert worden seien.

Die Protokolle der Chatgruppe gingen zurück bis in das Jahr 2013. Einige Männer hätten dort über Jahre hinweg Hakenkreuz-Bilder, Fotos von Adolf Hitler und rassistische, menschenverachtende Sprüche über Dunkelhäutige, Türken, Muslime und Juden verschickt.

Auch Thüringens Feuerwehrverband prüft Konsequenzen gegen Mitglieder einer rechtsextremen Chatgruppe der Freiwilligen Feuerwehr Bad Lobenstein. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Bettina ALIYA Maier sagt:
Ich als rechtschaffende Bürgerin, jahrelang für einen Hungerlohn mit den ärmsten der Gesellschaft gearbeitet, Verwaltungsberufserfahrung und demokratisch eingestellt, aber eben muslimisch lebend und zudem auch interdisziplinär denkend: Seit über 10 Jahren, beginnend mit mein Kampf von Sarrazin, hat der deutsche Staat ein Problem mit gut vernetzten, sehr tatkräftigen Rechtsextremisten und letztendlich auch Rechtsterroristen. Hierbei handelt es sich um Behördenversagen. Ausgebreitet haben sich natürlich diese Strukturen intern und ganz allgemein gesagt: Behörden sind strukturell, finanziell, in der technischen Ausstattuung über viele Jahrzehnte komplett ausgedörrt worden. Diese Kombination macht es möglich dass es zu vielzähligen Skandalen kommt. Das Ausmaß ist noch viel erheblicher. Eine Struktur einer Behörde, mit schlechter, korrupter oder politischer Führungselite😂Elite eigentlich schon ein Hohn, ist an sich ein Konstrukt, das möglich macht. Wenn es keine EXTERNEN Stellen gibt, wird es zu den nächsten Wahlen extrem RADIKALE Tendenzen geben!
27.11.20
10:04