Bayern

Zahlreiche Angriffe und Vorurteile gegenüber Moscheen

Immer wieder werden muslimische Gemeinden im Freistaat bedroht oder Moscheen beschädigt. Aber auch Vorurteile machen Muslimen das Leben schwer.

06
12
2020
Bombendrohungen auf Moscheen
Pasinger Haci Bayram Moschee © Facebook, bearbeitet by iQ.

Das Bayerische Landeskriminalamt (BLKA) listet 13 politisch motivierte Straftaten gegen Moscheen dieses Jahr in Bayern. Dabei handelt es sich um sogenannte „kriminaltaktische Anfragen in Fällen politisch motivierter Kriminalität“ (KTA-PMK), die dem BLKA mit Sitz in München bis Mitte November gemeldet wurden.

Die betroffenen Moscheen wurden demnach unter anderem mit Wurfgeschossen, Brandlegungsmitteln, Aufklebern, Farbe oder Markierungsgegenständen angegriffen. Die Ermittlungen laufen wegen schwerer Brandstiftung, Sachbeschädigung, Beleidigung, versuchten Mordes und Volksverhetzung.

Erst Anfang November erhielt eine Moscheegemeinde in Dietenhofen (Landkreis Ansbach) einen Brief mit islamfeindlichen Drohungen, an die Moscheegemeinde in Nürnberg und im nahe gelegenen Lauf an der Pegnitz (Landkreis Nürnberger Land) gingen ähnliche Schreiben.

Keine Bau-Anfragen wegen Anfeindungen

Solche Straftaten sind die Ausnahme, doch Konflikte gehören für viele der rund 600 000 in Bayern lebenden Muslime zum Alltag. Sorgen von Anwohnern, Vorurteile und Ängste spielen auch eine Rolle beim Bau von Moscheen, berichten die dortigen Moscheegemeinden

Noch immer kämen viele Gemeinden in umgebauten Lagerhallen in Gewerbegebieten oder in Hinterhöfen unter. Doch der Wunsch nach einer würdigen und zentral gelegenen Moschee sei groß. „Muslime fürchten sich jedoch gleichzeitig vor den Konflikten und Anfeindungen, mit denen sie rechnen und leider auch rechnen müssen, und starten daher von vorneherein oft keine Anfragen oder Suchen für entsprechende Moscheeprojekte“, erklärt Jörn Thielmann, Geschäftsführer des Erlanger Zentrums für Islam und Recht in Europa (EZIRE).

Nachbarn beklagen sich über Moscheen

Dem Deutsch-Arabischen Kulturverein in Bamberg blieb nach Ärger mit Anwohnern nichts anderes übrig. Nachbarn hatten sich wiederholt über zugeparkte Straßen an muslimischen Festtagen beschwert. Zum Freitagsgebet und zu Festen kämen viele Muslime und es könnte etwas laut werden. Aber Nachbarn stören? „Das wollen wir nicht“, betonte der Verein auf Nachfrage. Nach Monaten der Suche und Kritik an mehreren Standorten bezog der Verein nun zwei Gebetsräume auf dem ehemaligen US-Kasernengelände – ganz ohne Nachbarn.

Für solche Konflikte zwischen muslimisch geprägten Lebenswelten und Kommunen sieht sich die Islamberatung in Bayern als Brückenbauer. Doch Anfragen zum Bau von Moscheen gebe es kaum, berichtet Projektleiter Stefan Zinsmeister. Dabei gebe es sicher Konfliktpotenzial. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Ethiker sagt:
Der Kern des Problem ist auch in der Mentalitätsgeschichte zu finden. So ist Schadenfreude nicht selten gepaart mit Überhöhung des Selbst und Verachtung des Anderen. Der Rassismus als die tragende Säule vieler europäischer Staaten braucht dieses Konzept um sich seiner selbst zu erhalten, die Leidtragenden sind jene, die am Staat nicht im vollen Umfang teilhaben dürfen. Ein Europa ohne Rassismus ist kein Europa mehr.
07.12.20
13:58
Dilaver Çelik sagt:
Man kann ein Haus in 20 Minuten abfackeln, jedoch nicht in 20 Tagen aufbauen. Kaputtmachen ist bekanntlich einfacher als aufbauen. Die Medien machen mit ihrer Hetze und einseitiger Berichterstattung alles kaputt, was deutsche Muslime hier mühsam aufbauen. Jedoch ist aufgeben und Rückzug keine Option. Deutsche Muslime gehören nicht zu denen, die kaputtmachen, sondern zu denen, die aufbauen. Egal wie oft das auch kaputt gemacht wird, was Muslime mühsam aufbauen. Deutsche Moscheen müssen eine Charme-Offensive in ihrer Nachbarschaft praktizieren, sich in der Kommune engagieren und mit den Behörden, Kirchengemeinden und sonstigen Institutionen in der Kommune sowie mit der Nachbarschaft in Dialog treten. Denn es gibt keine Alternative als zum Dialog. Es ist nicht damit getan, dass man in der Moschee nach dem Gebet in der Teestube gemütlich in der Teerunde sitzt und sich keine Gedanken darüber macht, wie es mit den nachbarschaftlichen Beziehungen bestellt ist. Querulanten jedoch, die nur Streit provozieren wollen und sich selbst bei Kleinigkeiten beschweren, gehören ignoriert, so lange sie keine Straftaten begehen.
07.12.20
17:49
Johannes Disch sagt:
@Ethiker (07.12.2020, 13:58) -- Ein Europa ohne Rassismus ist kein Europa mehr. (Ethiker) Europa tut aber etwas gegen den Rassismus und ist damit wesentlich weiter als die islamische Welt. Wegen den Zuständen in der islamischen Welt-- Despotie, Chaos, dhidastischer Terrorismus, Staatszerfall, etc,: kurz; weil die islamische Welt schon seit Jahrzehnten mehr nix auf die Reihe bringt!-- fliehen Muslime in Scharen das ach so rasssitische Europa. Historisch betrachtet ist der (pseudo)wissenschaftliche Rassismus eine Erfindung der Europäer. Aber auch der Islam kann in seiner Geschichte Imperialismus und Rassismus vorweisen. Im Gegensatz zum Islam hat Europa allerdings nicht nur Imperialismus und Rassismus vorzuweisen, sondern solch universale Errungenschaften wie die Menschenrechte und die parlamentarische Demokratie, die Gewaltenteilung und die Herrschaft des Rechts. So viel zur Mentalitätsgeschicht" Europas.
08.12.20
14:41
grege sagt:
Europa ist schrecklich für Muslime??? Warum ziehen dann unsere Islamprotagonisten nicht heim ins muslimische Reich? Die Frage kann und wird kein Islamprotagonist glaubwürdig beantworten können.
15.12.20
20:20
Jacha sagt:
Die Schuld tragen ganz allein die Politiker und Medien mit ihrer täglichen Hetze in Europa mit unverhältnismäßige Berichterstattung, Ausagen und heuchlerische Verhalten. Ständig wird mir als Muslim meine guten Beziehung zu meinen Nachbarn, Schulkameraden, Lehrern, Arbeitskollegen und Sportfreunden durch ihre Hetzte kaputt gemacht. Das Misstrauen und die Gewalttaten gegen Muslime steigen ständig. Die Hemmschwelle für menschenverachtende Taten und der Ton sind schon längst uberschritten. Tatsächlich schaden sie damit nicht nur die Muslime sondern sich, Deutschland und Europa damit. Ohne Anerkennung, Gleichbehandlung wird es keinen Europa bzw. Gleichzeitig verstehe ich nicht warum die Muslime sich nicht mit einer Stimme zu Wort melden und die täglichen Angriffe auf die einzelnen Muslime und Gotteshäuser verurteilen und auf die Strasse bringen. Ausländerkinder werden nicht gleichmäßig auf die Jahrgangsklassen aufgeteilt und in einigen Städten gibt es Register für Muslimkinder. Auf was wartez die Europa, wo bleibt die Freiheit, Gleichheit...! Ja, die gibt es aber wohl nicht für jeden Menschen. Warum lernen wir nie aus der Geschichte obwohl es den Menschen wir noch nie besser ging. Auf Kosten der restlichen Welt, die meisten von ihnen hatten nie eine Chance zum CO2 Fussabdruck! Wahrlich der Mensch ist undankbar
27.12.20
9:39