Eine Expertise zum Internetauftritt islamischer Gemeinden zeigt, dass viele Moscheen ihre Online-Angebote wegen Corona ausgebaut haben.
Die Religionswissenschaftlerin Samira Tabti zeigt in ihrer Expertise für den Mediendienste Integration, dass viele Moscheen wegen der Corona-Krise ihre Angebote weitreichend digitalisiert haben oder eine entsprechende Digitalisierungen planen. Dazu wurden 480 Moscheegemeinden untersucht und 100 Gemeinden befragt. Die meisten Befragten bewerteten diesen Schritt als positive Entwicklung, auch wenn sie aufgrund fehlenden technischen Wissens am Anfang überfordert waren.
Laut Expertise gebe es relativ viel Forschung zu Salafismus im Netz, jedoch wisse man nur wenig über den Internetauftritt von Moscheegemeinden. Dabei könnten Gemeinden ein wichtiger Gegenpart zu radikalen Gruppen im Netz sein, schreibt Samira Tabti.
Insgesamt nutzten mehr als die Hälfte der untersuchten Gemeinden einen oder mehrere Onlinedienste. Facebook werde von den meisten genutzt. Auf Video-Portale wie YouTube greifen Gemeinden nur vereinzelt zurück, um religiöse Inhalte oder Veranstaltungen extern zu präsentieren. Instagram oder Twitter verwende man eher selten. Mehr als ein Viertel der befragten Gemeinden hätten ihre digitalen Angebote aufgrund der Pandemie ausgebaut, 18 Prozent planten dies. 16 Prozent der Befragten gaben an, dass sie aktuell keine Online-Dienste anbieten könnten. Gründe seien fehlende Grundausstattung sowie Finanzierungsmöglichkeiten.
Die Corona-Krise hat das muslimische Leben in Deutschland verändert. Auch der Ramadan verlief dieses Jahr eher online als in der Gemeinde. Islamische Religionsgemeinschaften setzen auf die Digitalisierung. So hat die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) ihre technischen Möglichkeiten an die Umstände angepasst. Traditionelle Gesprächs- und Koranrezitationszirkel hatte man in das Internet verlagert. Zusätzlich dazu zeichnete man Koranrezitationsvideos mit den Jahrgangsbesten auf. Diese und weitere umfangreiche Programme werden täglich über den Youtube-Kanal Camia TV ausgestrahlt.
Auch wenn die Gemeinden auf die Digitalisierung setzten, hätten die Gemeindemitglieder gemerkt, was die Moschee für sie eigentlich ausmache. „Die Menschen sehnen sich sehr stark nach der Moschee. Nach dem ruhigen Verweilen, der netten Unterhaltung bei einem Tee nach den Gesprächszirkeln im Gemeinschaftsraum“, erklärte Murat Gümüş, Generalsekretär des Islamsrats und stellvertretender Generalsekretär der IGMG, gegenüber IslamiQ.
Auch die DITIB hat ihre Formate digitalisiert. Es wurden Online-Predigten, Frage-Antwort-Runden und Online-Seminare organisiert. „Es ist wichtig, dass man den Menschen in diesen Zeiten die Möglichkeit auf Austausch und Bildung des Geistes gibt“, erklärte DITIB-Generalsekretär Abdurrahman Atasoy.