FREITAGSPREDIGTEN, 11.12.2020

Nafs und Menschenrechte

Die Hutba (Freitagspredigt) wird beim wöchentlichen Freitagsgebet der Muslime gehalten und behandelt sowohl religiöse, als auch gesellschaftliche Themen. IslamiQ liefert jede Woche einen Überblick.

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Freitagspredigt
Symbolbild: Minbar, Freitagspredigt, Hutba

In der Freitagspredigt der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) geht es diese Woche um den Nafs. Der Mensch bestehe aus Körper und Seele. Während der Körper auf die sichtbare Welt beschränkt sei, stehe die Seele für das Spirituelle. Heutzutage werde vor allem das Materielle betont. Demnach stehe der Körper im Vordergrund, ebenso sei die Gesundheit nur auf den Körper beschränkt. Dabei werde die Seele vernachlässigt, und damit auch die psychische Gesundheit des Menschen.

Nur wer sein Herz reinigt, könne geistigen Frieden finden. Dies gelinge allein durch die Erziehung und Kontrolle des Nafs, also der Triebseele. Der Prophet Muhammad (s) sagte dazu, dass der wahre Cihâd der Kampf gegen den Nafs sei. Dies sei die wichtigste Prüfung im Diesseits.

Menschenrechte

Die Freitagspredigt der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) thematisiert Menschenrechte. Allah habe die Menschen ebenbürtig wie die Zähne eines Kammes erschaffen. Kein Mensch und keine Gesellschaft, kein Stamm, keine Sippe, kein Amt und kein Status habe irgendeinen Vorrang und irgendeine Überlegenheit gegenüber anderen Menschen oder Gesellschaften.

Der Islam gebiete sich gegenseitig in Recht und Würde zu respektieren. Die Würde des Menschen verachtende und verletzende Haltungen und Handlungen wie Verspottung, Beschimpfung und Beleidigung seien verwerflich. Außerdem gebiete der Islam die Beachtung und den Respekt der Privatsphäre von Menschen als eine essenzielle Aufgabe.

Jeden Freitag blickt die IslamiQ-Redaktion auf die Freitagspredigten der muslimischen Religionsgemeinschaften in Deutschland und gibt einen Überblick.

Leserkommentare

Dilaver Çelik sagt:
Gut dass die DITIB als Religionsgemeinschaft dieses so wichtige Thema aufgreift und mit wissenschaftlichen Methoden die islamische Sicht zu Menschenrechten den einfachen Gläubigen leicht verständlich in Form einer Freitagspredigt näherbringt. Religion, Wissenschaft und Menschenrechte gehören untrennbar zusammen und bilden zusammen ein Ganzes.
11.12.20
15:07
Johannes Disch sagt:
Das ist eine wunderbare Märchenpredigt über den Islam. Der Islam kennt nicht das freie autonome Individuum, sondern nur das Umma-Kollektiv. Menschenrechte sind eine Errungenschaft des Westens.
11.12.20
21:55
Vera Praunheim sagt:
Die Freitagspredigt des deutschen Moscheeverbands DITIB thematisiert Menschenrechte und weist darauf hin, der Islam gebiete sich gegenseitig in Recht und Würde zu respektieren. Verspottung, Beschimpfung und Beleidung seien dabei verwerflich. Kein Mensch und kein Status habe irgendeinen Vorrang. Nun wird ja DITIB faktisch vom Chef der staatlichen Religionsbehörde in der Türkei Ali Erbas - mit dem Segen Erdogans - kontrolliert. Und der sorgt immer wieder für Empörung mit seinen homophoben Tiraden und Hetzkampagnen gegen nicht-heterosexuell orientierte Mitmenschen. Dass DITIB dem Religionsamt mit Diyanet-Präsident Ali Erbas untersteht, demonstrierte Erbas etwa 2018, als er gemeinsam mit Erdogan die Kölner Zentralmoschee eröffnete. Hand in Hand agieren und hetzen Erbas & Erdogan gegen sexuelle und geschlechtliche Minderheiten mit verschärften Angriffen, obwohl Homosexualität in der Türkei seit 1858 legal ist. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch bezeichnete diese sich zunehmend verschärfende Situation als "sehr besorgniserregend", indem gegen Minderheiten Stimmung gemacht wird und diese als "Ketzer" beschimpft werden, die angeblich junge Menschen "vergiften". Das türkische Handelsministerium ordnete zuletzt Geldstrafen gegen Online-Händler an, die z.B. Badetücher mit dem LGBTIQ-Regenbogen-Symbol nicht extra als ungeeignet für Menschen unter 18 Jahren gekennzeichnet hatten. Denn Produkte mit Regenbogenfahnen seien jugendgefährdend. Regenbogenflaggen in der islamischen Türkei erst ab 18 Jahren erlaubt? Auch BBC News berichtete über diese diffamierenden Eskapaden. Die Vorsitzende der Plattform "Wir werden Frauenmorde stoppen" Fidan Ataselim äußerte sich auf Twitter entrüstet über diese Herabwürdigungs-Kampagne im Namen sog. 'islamischer Werte' und traditioneller Wertebegriffe. Angesichts derartiger Vorkommnisse erscheinen solche DITIB-Menschenrechts-Predigten nicht wirklich glaubwürdig und lassen sehr zu wünschen übrig. Vielen kommen die Predigt-Texte eher wie hohle, leere Phrasen vor.
12.12.20
5:05