Bayern

Mehr als 1100 Verfahren wegen Hasskommentaren im Netz

In Bayern wurden mehr als 1100 Ermittlungsverfahren wegen Hasskommentaren eingeleitet. Angefeindet wurden vor allem Muslime und Politiker.

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12
2020
Symbolbild: Hasskommentare auf Facebook © shutterstock, bearbeitet by iQ
Symbolbild: Hasskommentare auf Facebook © shutterstock, bearbeitet by iQ

Bayerische Behörden haben in den ersten neun Monaten des Jahres mehr als 1100 Ermittlungsverfahren wegen Hass-Postings im Internet eingeleitet. Bis zum 30. September wurden 1118 Verfahren gezählt, wie Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) und der Hate-Speech-Beauftragte Klaus-Dieter Hartleb auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in München sagten.

Im überwiegenden Teil – bei rund 80 Prozent – gehe es um rechtsradikale Äußerungen und Volksverhetzung. Angefeindet würden vor allem Politiker, Flüchtlinge oder Muslime. Auch antisemitische Äußerungen seien weit verbreitet. „Hass und Hetze im Internet haben in erschreckendem Ausmaß zugenommen“, sagte Eisenreich. „Aus meiner Sicht ist das eine Gefahr für unsere Demokratie. Hass und Hetze vergiften das gesellschaftliche Klima in unserem Land.“

Die tatsächliche Zahl der strafrechtlich relevanten Beiträge in sozialen Netzwerken dürfte noch um ein Vielfaches höher liegen, aber die Behörden im Freistaat wollen mit dem verstärkten Vorgehen gegen Hate-Speech vor allem ein Zeichen setzen. „Wenn Polizei und Staatsanwaltschaft wegen Hassbotschaften die Wohnung durchsuchen, hat das eine Wirkung“, sagte Hartleb.

Beleidigungsstrafrecht modernisieren

Als Beispiel nannte er Razzien nach Hass-Postings über den ermordeten Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke. Bereits in zwei Fällen seien die Ermittlungen dazu mit einem Strafbefehl abgeschlossen worden: Das Amtsgericht München verhängte wegen der Äußerung „mal den richtigen erwischt“ einen Strafbefehl von 70 Tagessätzen zu je 50 Euro wegen der Billigung einer Straftat.

„Wer Volksverhetzung betreibt, muss mit Geldstrafen rechnen, Wiederholungstäter auch mit Freiheitsstrafen», betonte Eisenreich. Die Corona-Krise habe den Ermittlern mehr Arbeit beschert, wie viel mehr, sei aber nicht zu beziffern. Eisenreich sprach sich einmal mehr dafür aus, das Beleidigungsstrafrecht zu modernisieren. „Im Kern ist das Beleidigungsstrafrecht 150 Jahre alt“, sagte er. „Die neue Dimension von Beleidigungen in der digitalen Welt und Cybermobbing ist überhaupt nicht richtig erfasst.“ (dpa, iQ)

Leserkommentare

Ethiker sagt:
Der Hass hat nicht zugenommen, sondern wird vermehrt ohne Hemmung gepostet.
23.12.20
21:02
Maier, Bettina Aliya sagt:
Gar nichts ist im Internet geregelt. Ist rechtsfreie Zone und zudem auch in versteckter Form. Ich kann nämlich immer einen Emotis dahinter setzen und schon ist das kein Mordaufruf! Seit 10 Jahren überfällig. Zudem auch Mobbing, Rufmord und generell daraus resultierende Folgen müssen erfasst werden. Ich habe schon Stunden damit verbraucht, Kommentare vergebens zu melden und löschen zu lassen. Ist extrem gefährlich, auch für Kinder und Jugendliche, welche eigentlich erst ab 14 Jahren dabei sein dürfen. Ist Sitten und Moralwidrig, Verrohung der Gesellschaft, Asozial und auch Volksverdummung.
24.12.20
0:39
Dilaver Çelik sagt:
Das muss bundesweit Schule machen, weil die psychischen Folgen für Betroffene von Hasskommentaren nicht unterschätzt werden dürfen. Schließlich ist das Internet kein rechtsfreier Raum.
24.12.20
16:57
grege sagt:
Auch Islamprotagonisten und Islamextremisten benutzen das Netz für Hetze. Ich hoffe, diese Strategen sind hier inkludiert
27.12.20
13:30