Aus Protest lassen Muslime auf Sri Lanka ihre Corona-Toten in den Leichenhallen. Der Grund: Sie dürfen ihre Verstorbenen nicht begraben, sondern nur einäschern.
Auf Sri Lanka dürfen Familien von bestätigten Corona-Opfern und Verdachtsfällen ihre Toten nur verbrennen, aber nicht begraben. Dies stört die muslimische Minderheit, die ihre Toten normalerweise begräbt und rund zehn Prozent der Bevölkerung des mehrheitlich buddhistischen Inselstaates ausmacht. Aus Protest haben in den vergangenen Tagen 20 muslimische Familien nicht die Gebühr von 48 000 Rupien (rund 213 Euro) für einen Sarg für ihre verstorbenen Angehörigen bezahlt, den die Regierung für die Einäscherung vorschreibt, hieß es aus dem Gesundheitsministerium des Landes am Donnerstag.
Der muslimische Parlamentsabgeordnete Gajendra Kumar Ponnambalam sagte dazu: „Im Islam wird Feuer mit der Hölle assoziiert und das Verbrennen der Toten wird als Bestrafung angesehen.“
Die Regierung Sri Lankas argumentiert, dass das Begraben von Corona-Toten das Grundwasser verschmutzen und sich die Krankheit so verbreiten könnte. Dafür gibt es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) keine wissenschaftliche Grundlage. Nun will die Regierung die 20 Leichen auf eigene Kosten einäschern.
Insgesamt wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums Sri Lankas alle anderen bislang 144 bekannten Toten mit positivem Corona-Test kremiert, darunter 80 Muslime. Vertreter der muslimischen und christlichen Minderheiten versuchten, gerichtlich gegen die Verbrennungsvorschrift vorzugehen. Doch das oberste Gericht des Landes wies zwölf solche Eingaben zurück. In den vergangenen Wochen haben immer wieder Dutzende Menschen auf den Straßen protestiert.
Buddhistische Mönche, die in dem Land viel Einfluss genießen, fordern die Regierung auf, dem Wunsch der Muslime auf keinen Fall nachzukommen. Besonders seit den Anschlägen auf Kirchen und Luxushotels an Ostern des vergangenen Jahres mit mehr als 250 Toten gibt es in dem Land viel Stimmung gegen Muslime. (dpa, iQ)