Der Muslimrat München e.V stellt den ersten (antimuslimischen) Rassismus Report vor. 2019 wurden 180 rassistische Fälle in München erfasst.
Der Muslimrat München stellt seinen ersten (antimuslimischen) Rassismus Report für München für das Jahr 2019 vor. In dem Report präsentiert der Muslimrat die Auswertungen sämtlicher eingegangener Einsendungen von Meldebögen des Jahres 2019, d. h. zwischen der erstmaligen Veröffentlichung des Meldebogens im Internet am 01.06.2019 und dem Ende des Kalenderjahres (31.12.2019).
Insgesamt seien beim Muslimrat in diesem Zeitraum 180 Diskriminierungsmeldungen eingegangen.
Laut dem Rassismus Report seien online erfolgte Diskriminierungen besonders auffällig. Zusätzlich soll in 13 Meldungen (7%) von Diskriminierungsfällen am Arbeitsplatz beziehungsweise auf dem Arbeitsmarkt berichtet worden sein. Auch hier meldeten größtenteils Muslim*innen antimuslimische Vorfälle, allesamt Kopftuchträgerinnen.
Mit dem größten Anteil von über 60% erlebten demnach Trägerinnen einer religiösen Kopfbedeckung die Diskriminierung in Form von einem verbalen Angriff, gefolgt von Belästigung beziehungsweise Mobbing in 30% der Fälle. Besonders erschreckend sei, dass 15% der Opfer mit religiöser Kopfbedeckung körperliche Gewalt widerfahren ist. Einige Beispiele für diese Taten stellen Faustschläge gegen den Rücken, Versuche das Kopftuch herunterzureißen und Bespucken der Opfer dar. Zudem sollen sich diese Vorfälle laut den Meldungen in aller Öffentlichkeit, wie in öffentlichen Verkehrsmitteln oder der Fußgängerzone ereignet haben.
Trotz zum Teil heftiger Auseinandersetzungen oder körperlicher Übergriffe werde allerdings in 88% der Meldungen angegeben, dass die Polizei nicht alarmiert wurde. Antimuslimische Diskriminierungsvorfälle werden demnach nur zum Bruchteil bei der Polizei gemeldet und tauchen dadurch in wesentlich kleineren Zahlen oder gar nicht in Statistiken auf. Auch bei Alltagsrassismus werd deutlich, dass die gemeldeten Diskriminierungen nur einen Bruchteil der sich tatsächlich ereignenden Vorfälle ausmachen.
„Wir fordern die Berufung eines bayerischen/städtischen Beauftragten gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit, die / der sich vertieft mit Erscheinungsformen und präventiven Maßnahmen gegen antimuslimischen Rassismus auseinandersetzt“, so der Muslimrat in dem Report.
Zudem wünsche man sich eine Errichtung einer Experten Kommission „Antimuslimischer Rassismus“ für München und Bayern, geplante Maßnahmen und Strategien gegen (antimuslimischen) Rassismus, engere Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen (muslimischen) Organisationen und die Entwicklung und Umsetzung von Strategien gegen strukturelle sowie institutionelle Diskriminierungen.
Aus der Antwort der Bundesregierung auf eine große Anfrage der Linken- Bundestagsfraktion zum Thema “Antimuslimischer Rassismus und Diskriminierung von Muslimen in Deutschland” im Juni 2019 gehe hervor, dass für das Jahr 2019 von 184 Fällen islamfeindlich motivierter Angriffe auf Moscheen, Religionsstätten und religiöse Repräsentanten ausgegangen wird. Jeden zweiten Tag gab es demnach einen Angriff auf eine Moschee, eine muslimische Einrichtung oder muslimische Repräsentanten. Unter diesen 184 Fälle waren 64 Fälle der Volksverhetzung, Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen sowie Körperverletzung, Bedrohung und Sachbeschädigung.