Rat der Religionen

Schweizer Religionsrat gegen Burkaverbot

Der Schweizerische Rat der Religionen ist gegen ein Burkaverbot. Ein solches Verbot stelle eine unverhältnismäßige Einschränkung der Religionsfreiheit dar.

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2021
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Symbolbild: Burka, Burkaverbot © Montse PB auf flickr (CC BY 2.0), bearbeitet by IslamiQ.
Symbolbild: Burka, Burkaverbot © Montse PB auf flickr (CC BY 2.0), bearbeitet by IslamiQ.

Der Schweizerische Rat der Religionen ist gegen ein Burkaverbot, über das die Schweizer Wähler am 7. März abstimmen können. Ein solches Verbot stelle eine unverhältnismäßige Einschränkung der Religionsfreiheit dar, teilte der Rat am Montag in einer Stellungnahme bei einer virtuellen Pressekonferenz mit. Die Volksinitiative „Ja zum Verhüllungsverbot“ lehnten die Ratsmitglieder deshalb einstimmig an.

Der Rat (SCR) begrüßte hingegen den Vorschlag von Bundesrat und Parlament, wonach Personen verpflichtet sein sollen, Behörden ihr Gesicht zu zeigen, wenn dies für deren Identifikation notwendig ist. „Als Repräsentantinnen und Repräsentanten der größten Schweizer Religionsgemeinschaften wollen wir heute zusammenstehen und zeigen, dass ein Verhüllungsverbot nichts für ein friedliches Miteinander in unserem Land beitragen kann“, sagte SCR-Präsident Harald Rein, Bischof der Christkatholischen Kirche in der Schweiz.

„Solche Glaubensüberzeugungen verdienen Respekt“

Die Religionsfreiheit schütze auch religiöse Praktiken wie Kleidervorschriften. Beinahe jede Religion kenne unterschiedliche Verhüllungen des Körpers „als Zeichen menschlicher Ehrfurcht und Verehrung für einen Gott“, sagte Montassar BenMrad, Präsident der Föderation Islamischer Dachorganisationen Schweiz. „Solche Glaubensüberzeugungen verdienen Respekt, weil sie untrennbar zur Identität der Gläubigen gehören.“

Felix Gmür, Vorsitzender der katholischen Schweizer Bischofskonferenz, betonte laut Mitteilung, die Initiative verfehle ihr Anliegen. „Die angeordnete Enthüllung wird keine Garantie für Gewaltlosigkeit bieten“, so der Basler Bischof. Gmür wurde bei der Pressekonferenz durch den Weihbischof von Lausanne, Genf und Freiburg, Alain de Raemy, vertreten. Gmür äußere im SCR seine persönliche Haltung, von Seiten der Bischofskonferenz gebe es keine offizielle Stellungnahme, so de Raemy. Sie habe sich aber immer gegen jede Einschränkung der Religionsfreiheit gestellt.

Burkaverbot in der Schweiz

Der SCR kritisierte, die Initiative richte sich vor allem gegen eine kleine Gruppe muslimischer Frauen, die die Burka, die islamische Ganzkörperverhüllung tragen, die auch das Gesicht bedeckt. Die Frauen gerieten dadurch in einen doppelten Konflikt: einer religiösen Forderung zur Verhüllung und dem entgegengesetzten staatlichen Zwang zur Enthüllung. Rita Famos, die Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, betonte, dem SCR sei die Gleichstellung der Geschlechter und das Verbot jeglicher Diskriminierung wichtig. Aber: „Wenn wir bei verschleierten Frauen stets Unterdrückung und Herabsetzung vermuten, werden wir der Vielfalt der religiösen Selbstdeutungen von Frauen nicht gerecht.“ (KNA/iQ)