76 Jahre Holocaust

Religionsgemeinschaften erinnern an Verantwortung für Holocaust-Opfer

Vertreter von Religionsgemeinschaften haben am weltweiten Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus zu Wachsamkeit und Menschlichkeit aufgerufen.

27
01
2021
Antisemiten - Muslime oder Rechtsextreme?
Symbolfoto: Judentum, © shutterstock bearbeitet by IslamiQ.

Zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus haben Vertreter verschiedener Religionsgemeinschaften im Sächsischen an die Verantwortung nachfolgender Generationen erinnert. „Der heutige Gedenktag erinnert uns an alle, die vom Holocaust betroffen sind. Darüber hinaus mahnt es uns alle, unseren Verantwortungen bewusst zu werden und uns für ein harmonisches Zusammenleben anzustrengen“, erklärte der Vorsitzende des Islamrats, Burhan Kesici, in einer kurzen Mitteilung. Auch weitere islamische Religionsgemeinschaften haben mit kurzen Mitteilungen wie „NieWieder!“ an die Holocaust-Opfer erinnert.

Auch Papst Franziskus warnte davor, dass sich Entwicklungen zu derartigem Hass und Gewalt wiederholen könnten. „Erinnern ist ein Ausdruck von Menschlichkeit und ein Zeichen von Zivilisation“, sagte das Kirchenoberhaupt in seiner wöchentlichen Videoansprache. Sich zu erinnern bedeute auch, „wachsam zu sein, weil diese Dinge ein weiteres Mal geschehen können“. „Schaut euch an, wie sie damals angefangen hat, diese Straße des Todes, der Vernichtung, Brutalität.“

Die deutschen katholischen Bischöfe riefen zum entschiedenen Einsatz gegen alle Formen des Antisemitismus auf. „Die Erinnerung an den Holocaust erfüllt mich mit tiefer Trauer, aber auch mit Scham, weil so viele damals schwiegen“, schrieb der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, auf Twitter und Facebook.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland prangerte eine Verunglimpfung und Instrumentalisierung der Opfer der Schoah etwa bei Protesten gegen Corona-Maßnahmen der Bundesregierung. Es sei außerdem „zutiefst besorgniserregend“, wenn Bürger ein großes Misstrauen gegenüber Politikern, demokratischen Institutionen und Medien zeigten und wenn eine „zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber rechtsradikalen Positionen“ zu beobachten sei, so Präsident Josef Schuster.

Schäuble zum Holocaust: Werden wir der Verantwortung gerecht?

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hat vor neuen Formen von Rassismus und Antisemitismus in Deutschland gewarnt. «An Gedenktagen wird stets Verantwortung angemahnt, aber werden wir ihr auch gerecht? Auch bei uns zeigen sich Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit wieder offen, hemmungslos, auch gewaltbereit», warnte der CDU-Politiker am Mittwoch im Bundestag in einer Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus. Daran nahmen auch Vertreter der jüdischen Gemeinschaft sowie die Repräsentanten der Verfassungsorgane teil.

Die Nationalsozialisten und ihre Helfer hatten während des Zweiten Weltkrieges sechs Millionen Juden ermordet. Seit 1951 erinnert Israel am Holocaust-Gedenktag an die Opfer. Die Vereinten Nationen legten 2005 den Internationalen Holocaust-Gedenktag auf den 27. Januar. An diesem Tag erreichte die Rote Armee 1945 das deutsche Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und befreite mehr als 7000 überlebende Häftlinge. (dpa, KNA, iQ)

Leserkommentare

Dilaver Çelik sagt:
Damals waren es die Juden. Heute sind es dort die Schwarzen, hier die Muslime. Morgen werden es die Weißen, die Christen, die Atheisten oder die Beamten sein.
28.01.21
17:35
Vera Praunheim sagt:
Gedenktag: 76 Jahre Holocaust. Holocaust bezeichnet den Völkermord an 5,6 - 6,3 Millionen europäischer Juden. "Heute sind es dort die Schwarzen, hier die Muslime", so ist hier als Kommentar zu lesen. Wo bitte findet denn heute hier konkret ein ähnlicher Holocaust (Völkermord) statt? Einer zunehmenden Gleichgültigkeit gegenüber rechtsradikalen Positionen und religionsradikalen Positionen jeglicher Art gilt es natürlich unbenommen entgegenzutreten. Wachsamkeit und das Prüfen von Redlichkeit sollten jede Agenda anführen.
29.01.21
19:05