Bangladesch siedelt nun zum dritten Mal Rohingya-Flüchtlinge auf die umstrittene Insel um. Trotz heftiger Kritik hält die Regierung an ihrem Plan fest.
Bangladesch hat 1778 weitere Rohingya-Flüchtlinge auf eine Insel gebracht, die nach Angaben mehrerer Hilfsorganisationen während der Monsunsaison heftigen Stürmen und Überflutungen ausgesetzt ist. Trotz Kritik von Hilfsorganisationen hält die Regierung an ihrem Plan fest, insgesamt 100 000 Angehörige der muslimischen Minderheit aus überfüllten Flüchtlingslagern auf dem Festland auf die rund 35 Kilometer entfernte Insel schicken. Inzwischen seien mehr als 5000 Flüchtlinge dort, sagte ein zuständiger Behördenmitarbeiter der Deutschen Presse-Agentur.
In Bangladesch leben Hunderttausende Rohingya in Camps. Die meisten sind 2017 vor Militärgewalt in dem Nachbarland Myanmar (früher Birma) geflohen. Die Vereinten Nationen bezeichnen die Verfolgung der muslimischen Minderheit dort als anhaltenden Völkermord. Viele Rohingya verloren durch ein 1983 erlassenes Gesetz die Staatsbürgerschaft. Das Militär von Myanmar und die Regierung unter der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi stehen wegen der Verfolgung international in der Kritik. Etliche Rohingya wollen in ihre Heimat zurückkehren. Aber die Verhandlungen der Vereinten Nationen mit Myanmar verlaufen schleppend.
Im Dezember schrieb die Hilfsorganisation Amnesty International, dass keine unabhängige Beobachtung der Lage vor Ort möglich sei, da Hilfsorganisationen die Insel nur mit vorheriger Erlaubnis betreten dürften. Auch UN-Mitarbeiter erhielten keinen Zugang zur Insel. Medienberichten zufolge hatte Bangladeschs Premierministerin Sheikh Hasina Wajed zwar immer wieder betont, sie wolle die UN einzubeziehen, bevor die endgültige Entscheidung zur Umsiedlung fiele. Doch das geschah nicht.
Der Golf von Bengalen werde nach Angaben der Hilfsorganisationen regelmäßig von Zyklonen heimgesucht. Bangladeschs Regierung aber wies alle Bedenken zurück. Die Regierung hat eigenen Angaben zufolge fast 350 Millionen Dollar investiert. Damit habe sie Häuser, Krankenhäuser, Dämme, Moscheen und Notunterkünfte als Schutz vor Zyklonen gebaut.
Menschenrechtsaktivisten und Hilfsorganisationen kritisieren das Umsiedlungsprogramm scharf. Die Menschenrechtsorganisationen Human Rights Watch und Amnesty International forderten, das Umsiedlungsprogramm zu stoppen. Die Lage habe sich in dem riesigen Flüchtlingslager auf dem Festland wegen der Pandemie dramatisch verschlechtert. (dpa, iQ)