Nach einer islamfeindlichen Klausuraufgabe hat sich der Professor bei den Studenten entschuldigt. Die Hochschule setzte sich mit muslimische Studenten zusammen, um konkrete Maßnahmen zu besprechen.
Vertreter der muslimischen Hochschulgruppe Konstanz (MHG) und der HTWG haben sich zusammengesetzt, um künftige Maßnahmen zu besprechen. In dem Gespräch betonten alle Teilnehmer, Diskriminierung keinen Raum zu geben. Mit konkreten Maßnahmen soll nun Diskriminierung nachhaltig entgegengewirkt werden. Anlass war der Vorfall, in dem ein Professor der Hochschule in einer Prüfung islamfeindliche Stereotype formulierte. Der prüfende Professor habe den Vorfall bestätigt und bat in einer Stellungnahme um Entschuldigung.
Die HTWG gehe dem Vorfall entschieden nach und werde diesen aufklären. Eine standardmäßige Freigabe der Aufgabenstellungen durch das Prüfungsamt finde aufgrund der Rechtslage an Hochschulen nicht statt. Die Fakultät werde sich bzgl. der Regelungen mit den Studierenden, die an der Prüfung teilgenommen haben, in Verbindung setzen. Die Hochschulleitung sei offen für weitere Gespräche. Auch mit Personen, die die Reaktionen der Hochschulleitung nicht nachvollziehen können. Nach der Prüfungsphase sei ein persönlicher Austausch mit dem Semesterverband anvisiert, in dem die Prüfungsaufgabe gestellt worden war.
Hochschulweit sollen noch intensiver Maßnahmen getroffen werden, um Mitarbeiter, Professoren und Studierende für die Themen Diskriminierung und Diversität zu sensibilisieren. Erste Ideen wie Workshops und Vorträge gebe es schon. Zur Förderung interreligiöser Dialoge werde die Kooperation mit der muslimischen Hochschulgruppe Konstanz und anderen Hochschulgruppen ausgebaut.
Die MHG habe von Betroffenen aufgenommen, dass die Aufgabenstellung in der Klausur „verletzend, ausgrenzend und unangebracht“ sei. Die Vorsitzende der MHG Rahsan Karaaslan äußerte sich wie folgt: „Bei der niedergeschriebenen Klausuraufgabe finden sich Trigger, die diskriminierende und Stereotype begünstigende Anspielungen aktivieren, welche weder in einer Hochschule noch anderswo etwas zu suchen haben. Viele Betroffene haben sich angesichts in unserer Gesellschaft virulenter Stereotype bzgl. Muslime erschüttert an uns gewandt. Die Hochschulleitung war nicht tone-deaf.“
Die Entschuldigung und das Bewusstsein der Hochschulleitung und ihrer Organe begrüße die MHG sehr. Die Studierenden forderten eine nachhaltige Auseinandersetzung mit Diskriminierungserfahrungen und einem Bewusstsein für Antisemitismus, Antiziganismus und insbesondere Topoi aus der Islamfeindlichkeit. „Wir sind uns sicher, dass wir mit der Hochschulleitung einen konstruktiven Weg finden, wie wir an unserer Hochschule das Beste hervorbringen und zukünftig Betroffene besser schützen.“, so Karaaslan weiter.
„Uns ist es wichtig, möglichst alle Perspektiven anzuhören, lösungsorientiert und zuerst unvoreingenommen an die Sache heranzugehen.“, so die Kommunikationsmanagerin der MHG Konstanz Lisa Ganter. Sinem Hamarat, Vorstandsmitglied, ist für eine „Awareness-Woche“. Damit könne man zukünftig das Ideal einer toleranten, offenen und inklusiven Hochschule pflegen. „Damit werden wir Personen, die von Islamfeindlichkeit betroffen sind, sichtbarer machen. Außerdem werden wir uns alle über Machtgefälle sowie Privilegien in der Gesellschaft bewusster werden.“