Islamfeindlichkeit

2020: 901 Angriffe auf Muslime und Moscheen

Im vergangenen Jahr hat es wieder mehr Angriffe auf Muslime in Deutschland gegeben – und das trotz der Corona-Beschränkungen.

08
02
2021
Islam Symbolbild, Muslime
Symbolbild: Islam und Muslime

Im vergangenen Jahr hat es laut einem Bericht der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Montag) wieder mehr Übergriffe auf Muslime und muslimische Einrichtungen wie Moscheen in Deutschland gegeben – und das trotz der Corona-Beschränkungen des öffentlichen Lebens. Mindestens 901 islamfeindliche und antimuslimische Straftaten registrierten die demnach Behörden bundesweit, ein Plus von knapp zwei Prozent gegenüber dem Jahr 2019 mit 884 Übergriffen.

Das geht aus der Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage der Linken hervor, die der Zeitung vorliegt. Die endgültigen Zahlen für 2020 dürften laut Links-Fraktion noch steigen, weil erfahrungsgemäß in den nächsten Wochen noch etliche Nachmeldungen dazukommen.

Bei den Taten wurden demnach 48 Menschen verletzt. Das waren deutlich mehr als 2019, als 34 Menschen Verletzungen davontrugen, allerdings auch zwei Menschen starben. Die Behörden registrierten alleine in 77 Fällen Anschläge, Schmierereien und Schändungen auf und von Moscheen. In den meisten Fällen waren die Täter Rechtsextreme. Damit setzte sich ein seit zwei Jahren anhaltende Anstieg fort. 2018 waren es 824 Taten gewesen, 2019 genau 884 und 2020 nun 901 Taten. Nur zuvor, im Jahr 2017, als die Behörden zum ersten Mal Daten zu islamfeindlichen Straftaten ausgewertet haben, hatten die Behörden mit 950 Straftaten noch deutlich mehr registriert.

Ulla Jelpke: gemeldete Angriffe nur Spitze des Eisberges

Zu den erfassten Straftaten zählen etwa Hetze gegen Muslime oder muslimische Flüchtlinge im Netz (sogenannte Hasskommentare), Drohbriefe und Angriffe auf Kopftuch tragende Frauen oder erkennbar muslimische Männer auf der Straße. Zudem gehören auch Sachbeschädigung und Nazi-Schmierereien an Häusern und Moscheen dazu. Über die Höhe der Schäden hatten die Behörden keine Erkenntnisse.

„Wir haben es bei den gemeldeten Straftaten nur mit der Spitze des Eisberges zu tun“, sagte Linken-Innenexpertin Ulla Jelpke. Denn obwohl es wegen der Corona-Auflagen weniger Gelegenheit für Straftaten im öffentlichen Raum gegeben habe, seien die Zahlen angestiegen. Zudem werde ein Großteil der Übergriffe von Betroffenen aus Scham oder Scheu vor den Behörden gar nicht erst zur Anzeige gebracht. Jelpke forderte ein wirksames Antidiskriminierungsrecht, „damit es nicht nur bei Lippenbekenntnissen im Kampf gegen die Diskriminierung von Muslimen bleibt“. (KNA/iQ)

 

Leserkommentare

Ethiker sagt:
Das sind nur die gemeldeten Fälle, die Dunkelziffer ist um einiges höher.
08.02.21
13:05
Dilaver Çelik sagt:
Erschreckend, dass die Täter meistens unentdeckt und damit ungestraft davonkommen und unter uns weilen statt hinter Gittern. Und wer glaubt, davonkommen, der wird es wieder tun. Dieser Hass kommt nicht aus der Luft. Die Täter steigern sich durch meist einseitige Medienberichterstattungen sowie in sozialen Netzwerken in ihrem Hass hinein gepaart mit wachsender Selbstunzufriedenheit, bevor sie zur Tat schreiten. Hanau war der Gipfel. Möge Gott uns vor schlimmerem bewahren.
08.02.21
17:25
stratmann sagt:
stratmmann sagt: HIER GEBE ICH DEM ETHIKER AUSDRÜCKLICH RECHT. Dilaver Celik sollte so wie ich froh sein, dass es (noch?) kein bundesweites MELDEPORTAL (analog IslamiQ) für musli- mischen Hass an Schulen und im deutschen Alltag gibt, sondern vieles bewusst unter den Teppich gekehrt oder vertuscht wird. Interessant, dass IslamiQ doch bei Leserkommentaren zensiert und zum Beispiel ETHIKER und DILAVER CELIK privilegiert. Ihre beiden Leserkommentare (s.o.) wurden gebracht, mein Leserkommentar zum letzten ETHIKER [ vgl. WDR + Rassismus-Kritik vom 1.2.2021 Rubrik Gesellschaft ] n i c h t, obwohl mein Leserkommentar früher als der vom Ethiker [s.o.] eingereicht war. Solch einseitiges Privilegieren einerseits und Zurückhalten anderer Kommentare andererseits habe ich leider wiederholt erlebt, und das passt nicht zu einer Plattform, die als seriös gelten will.
10.02.21
12:43