Die Stadt Hanau hat zum Gedenken an die Opfer des rassistischen Anschlags vor einem Jahr ein „digitales Denkmal“ ins Leben gerufen.
Zum Gedenken an die Opfer des rassistisch motivierten Anschlags mit neun Toten vor einem Jahr hat die Stadt Hanau eine Internetseite als „digitales Denkmal“ ins Leben gerufen. Die Seite mit der Adresse www.hanau-steht-zusammen.de gehe in der Nacht zu diesem Freitag (19. Februar) online und umfasse Nachrufe, Videos, Interviews mit Angehörigen der Opfer sowie ein Kondolenzbuch, das auf bewegende Weise zeige, dass die Tat Menschen auf der ganzen Welt erschüttert habe, teilte die Stadt am Mittwoch mit. „Es ist unser unverrückbarer Anspruch, die Opfer des 19. Februar 2020 niemals zu vergessen“, erklärte der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD). „Das digitale Denkmal ist ein nachhaltiges, lebendiges Ausrufezeichen und gleichzeitig ein Aufruf, eine solche Tat nie wieder geschehen zu lassen.“
Mit der Seite wolle man informieren und einen digitalen Ort schaffen, der immer offen sei und an den sich jeder jederzeit begeben könne, wenn er trauern möchte, Fragen habe oder Hilfe suche. Zugleich lade sie die Besucher ein, sich für Vielfalt und Toleranz zu engagieren.
Am 19. Februar vergangenen Jahres hatte der 43-jährige Deutsche Tobias R. in Hanau neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen, bevor er mutmaßlich seine Mutter und schließlich sich selbst tötete. Am Jahrestag ist auch eine Gedenkveranstaltung geplant, an der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sowie Kaminsky teilnehmen werden.
Der Präsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, betonte die gemeinsame gesellschaftliche Herausforderung, Ausgrenzung und Menschenverachtung entgegenzutreten. Es sei noch immer „schockierend, mit welch abgrundtiefer Menschenverachtung die Tat verbunden war“, erklärte Jug. Hanau habe zudem gezeigt, dass rassistisch motivierter Terror in der Mitte der Gesellschaft wachse. „Rassismus vergiftet Gesellschaften. In Hanau und überall auf der Welt.“ Am Freitag werde die Hanauer Marienkirche von 12.00 bis 20.00 Uhr für Friedensgebete öffnen. Zu jeder vollen Stunde solle es mit dem Glockengeläut ein Gebetsangebot geben. (dpa, iQ)