Nach Diffamierungsversuchen wird der Mitgliedsantrag des DITIB-Landesjugendverbands beim Landesjugendring abgelehnt. Die Young Schura zieht ihren Antrag aus Protest auch zurück.
Die Young Schura Niedersachen hat ihren Antrag auf Mitgliedschaft im Landesjugendring Niedersachsen (LjR) zurückgezogen. Ebenso gab der Bund der Deutschen Katholischen Jugend in Niedersachsen (BDKJ) in einer Mitteilung am Samstagabend an, dass sie sich aus der aktiven Mitarbeit im Landesjugendring zurückziehen.
Hintergrund der Entscheidung sei die Ablehnung des Antrags auf Vollmitgliedschaft der DITIB-Landesjugendverband Niedersachsen-Bremen sowie ein unsachgemäß und antimuslimisch geführter Dialog.
Der DITIB-Landesjugendverband beklagte in einer Mitteilung, dass jungen Muslimen in Niedersachsen offiziell die politische Partizipation verwehrt blieb. „Der Prozess wurde mit der Zeit zunehmend unsachlich und persönlich. Weder habe man unsere Positionen, noch unsere Argumente ernst genommen“, äußert sich der Landesjugendverband DITIB. Zudem hätten sich „zunehmend antimuslimische Tendenzen herauskristallisiert.“
Auch die Young Schura Niedersachsen kritisiert die Vorgehensweise im Landesjugendring. Sie wollte ebenfalls Mitglied beim Landesjugendring Niedersachsen werden, um Partizipationsmöglichkeiten wahrzunehmen und einer Plattform der „Vielfalt“ und „Pluralität“ beizutragen. An der Vollversammlung des Landesjugendrings am Samstag verkündete die Young Schura jedoch ihren Austritt. „Hiermit erklären wir erneut, dass wir den Antrag auf die Mitgliedschaft beim LjR zurückziehen“, gab sich die Young Schura in einer Mitteilung.
Die letzten Wochen vor der Vollversammlung seien von einer unprofessionellen und suggestiven Kommunikation und von Diffamierungsversuchen geprägt gewesen, die zu einer solchen Entscheidung geführt hätten. Man habe feststellen müssen, dass das Selbstverständnis, ein fester Teil dieser Gesellschaft zu sein, nicht für alle Mitgliedsverbände selbstverständlich sei.
Demnach seien „Kontaktversuche“ von einigen Mitgliedsverbänden des LjR von „einem Versuch von Diffamierung und Kriminalisierung“ geprägt. „Eine Aufforderung von Mitgliedsverbänden des Landesjugendringes, uns zu nationalistischen, nationalislamischen und antisemitischen Gruppierungen zu äußern, ist nichts anderes als ein Versuch, unseren Verein zu diffamieren und unter Verdacht stellen“, so die Young Schura. Dies suggeriere nämlich, dass muslimische Jugendverbände per se ein „Problem“ mit Nationalismus und Antisemitismus hätten. „Wir sind es leid, mit sicherheitspolitischen Geschehnissen und religiös-motiviertem Extremismus in Verbindung gebracht zu werden.“ Es reiche nicht, muslimische Jugendliche auf „Werbekampagnen und Flyern abzubilden, um dann mit Diversität zu „prahlen“ und gerechte Teilhabe an Ressourcen und Zugängen zu versprechen.“ Die Young Schura forderte einen respektvollen Umgang und eine Kommunikation auf Augenhöhe.
Die BDKJ setzte im Zuge dieser Entwicklung ebenfalls ein Zeichen und gab in einer Mitteilung bekannt, dass sie sich vorläufig aus der aktiven Mitarbeit im Landesjugendring Niedersachsen zurückziehen. Die Diskussion, „bei der die Frage der Unabhängigkeit vom Erwachsenenverband in den Mittelpunkt gerückt wurde, hat mit medial verbreiteten, persönlichen Vorwürfen an einzelne Ehrenamtliche ohne die Möglichkeit der vorherigen Stellungnahme Grenzen überschritten. Dieses Vorgehen lehnen wir entschieden ab“, zeigt sich der BDKJ in einer Mitteilung.
Die BDKJ setze sich dafür ein, dass sich Jugendliche in Niedersachsen selbst vertreten und von der Politik gehört werden. „Solange eine Mehrheit der im Landesjugendring vertretenen Verbände dies nicht so sieht, ergibt eine Rückkehr zum Tagesgeschäft für uns keinen Sinn“, so die BDKJ weiter. Eine pauschale Vorverurteilung aufgrund der Zugehörigkeit von Jugendlichen zu bestimmten Gemeinden und Religionsgemeinschaften lehne man als Bund der Deutschen Katholischen Jugend strikt ab.