Düsseldorf

NRW-Koalition plant eigene Imamausbildung

Die schwarz-gelbe Regierung in Nordrhein-Westfalen plant eine eigene Imamausbildung. Islamische Religionsgemeinschaften kritisieren das Vorhaben.

07
03
2021
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Imame, Imamausbildung, Weiterbildung
Symbolbild Imamausbildung © shutterstock, bearbeitet by iQ.

Nordrhein-Westfalen will über die Imamausbildung in Deutschland gegen Extremismus vorgehen. Der Landtag beschloss am einen entsprechenden Antrag der Regierungsfraktionen von CDU und FDP. Darin heißt es: „Eine Ausbildung von Imamen ist für die NRW-Koalition ein Baustein im Kampf gegen radikale Tendenzen, zunehmenden Islamismus und gegen übergroßen ausländischen Einfluss in deutschen Moscheegemeinden.“

In dem Antrag plädieren CDU und FDP für eine Imamausbildung „in deutscher Sprache von in Deutschland Sozialisierten, die in unserer Gesellschaft und mit unseren Grundwerten aufgewachsen sind“. 80 bis 90 Prozent der muslimischen Geistlichen hierzulande stammten aus dem Ausland. Knapp die Hälfte seien in den Moscheen der DITIB beschäftigt, der in NRW 312 Gemeinden angehören.

Vorhaben geht völlig an der Realität vorbei

Der Generalsekretär der islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) Bekir Altaş kritisierte das geplante Vorhaben: „Wir bilden seit Jahren Imame in Deutschland aus. Die ersten Absolventen haben ihre Tätigkeit in unseren Gemeinden aufgenommen. Die Auseinandersetzung im Parlament darüber, welche Fraktion hierzu welche Idee bereits eingebracht hat und dass man die islamischen Religionsgemeinschaften doch zuerst zu einer parlamentarischen Anhörung einladen sollte, geht völlig an der Realität und täglichen Gepflogenheiten vorbei.“ Den Fraktionen habe es die ganze Zeit frei gestanden sich über die Imamausbildung zu erkundigen. Das sei bis dato nicht geschehen.

Die Imamausbildung sei eine Kernaufgabe der Religionsgemeinschaften und sei von Verfassungswegen vor staatlicher Einmischung geschützt. „Für Gesprächsanfragen, die den verfassungsrechtlichen Schutz der Religionsgemeinschaften vor staatlicher Einmischung achten und die Imamausbildung nicht für Wahlkampfzwecke instrumentalisieren, sind wir grundsätzlich bereit“, sagt Altaş gegenüber IslamiQ. Diese Gespräche sollten sich nach dem Bedarf der Religionsgemeinschaften orientieren und sich nicht nach sicherheitspolitischen Erwägungen ausrichten.

Imamausbildung aus religiösen Gründen,  nicht als Extremismusprävention

Während CDU und FDP erwartungsgemäß für den Antrag stimmten, enthielten sich SPD und Grüne und warfen den Regierungsfraktionen einen Alleingang bei dem Thema vor, statt den integrationspolitischen Konsens zu suchen. Ibrahim Yetim von der SPD beklagte, dass der Antrag nicht in die Ausschussberatungen überwiesen wurde, um das wichtige Thema weiter gemeinsam zu beraten und Experten dazu anzuhören.

Laut dem Antrag soll die Landesregierung mit muslimischen Dachverbänden über das geplante Weiterbildungsangebot für Imame an der Universität Münster sprechen. Die Universität plant zudem einen Masterstudiengang, in dem Imame ausgebildet werden sollen. Derzeit laufen Gespräche darüber mit dem Land und dem Bund.

Das Vorhaben, durch staatliche Stellen Imame auszubilden, hält auch der Vorsitzende des Islamrats für die BRD, Burhan Kesici, für problematisch. „Die Imamausbildung ist Aufgabe der Religionsgemeinschaften und sollte es auch bleiben. Aus diesem Grund sollten eher die Religionsgemeinschaften dazu motiviert und dabei unterstützt werden, die Imamausbildung voranzubringen“, sagt Kesici gegenüber IslamiQ. Zudem sei die Argumentation, ausgebildete Imame als Prävention gegen extremistische Tendenzen einzusetzen, unangemessen. Dies würde zudem auch keinen Anklang in islamischen Gemeinden finden. „Wenn man Imame und Theologen ausbildet, dann sollte man dies aus religiösen Gründen tun, als eine Art Dienstleistung für Muslime und nicht als Extremismusprävention.“

In NRW leben zwischen 1,3 und 1,5 Millionen Muslime; in dem Bundesland gibt es etwa 1.000 Moscheen. (KNA, iQ)