Welche Corona-Impfstoffe gibt es? Wie werden diese getestet, und wie werden sie verteilt? Was tun Muslime, um die Impfungen zu unterstützen? Um diese Fragen ging es bei einer Online-Veranstaltung des Islamrats.
Bei einer Online-Veranstaltung des Islamrats am Dienstagabend referierten Expertinnen aus dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), dem Robert-Koch-Institut (RKI) und dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW zur Schutzimpfung gegen Corona-Viren. Moderiert wurde die Veranstaltung von Özlem Nas, Vorstandsmitglied der Schura Hamburg.
Dabei sprachen sie unter anderem über die Entwicklung des Corona-Virus, die Wirksamkeit und den Effekt des Impfstoffes, die Impfung in der Praxis und schließlich über die Maßnahmen und Initiativen zur Eindämmung der Pandemie.
„Wir haben uns die Frage gestellt, wie wir zur weiteren Aufklärung und des Themas beitragen können“, sagt der Islamrats-Vorsitzende Burhan Kesici in seiner Begrüßungsrede. „Im vergangenen Jahr haben wir festgestellt, dass Muslime die Hygienekonzepte sehr diszipliniert umgesetzt haben und auch theologisch verstanden haben, wieso man nicht mehr in die Moscheen durfte.“ Jedoch versuche man auch weiterhin über die aktuellen Entwicklungen der Pandemie, wie etwa zum Thema Impfung, aufzuklären.
Im ersten Teil referierte Julia Neufeind, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachgebiet „Impfprävention“ am Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin, zum Titel „Impfung – Information und Aufklärung“. Neufeinds Themenschwerpunkte sind Impfakzeptanz und Impfkommunikation.
Eine Impfung schütze zuverlässig und diene als Schutz für sich selbst und andere. Wichtig sei jedoch, dass ein Impfstoff nur dann in Deutschland zugelassen werde, wenn der Nutzen die Risiken vielfach übersteige, erklärt Neufeind. Auch diene ein Impfstoff als wichtiger Baustein, da er zur Stärkung des Immunsystem gegen das Virus wirke. Alle drei Impfstoffe in Deutschland – AstraZeneca, BioNTech/Pfizer und Moderna – erfüllten demnach den Schutz, seien zuverlässig und reduzierten die Symptome.
Anahita Fathi, Impfstoffforscherin am UKE informierte über das Corona-Virus und seine Wirkung auf den menschlichen Körper, Impfstoffentwicklung und Impfstoffforschung. „Impfstoffe täuschen eine Infektion vor, damit sich das Immunsystem auf eine wirkliche Infektion vorbereiten kann“, erklärt Fathi. Corona-Viren seien zuvor in unterschiedlichen Formen bei Tieren aufgetaucht. Daher sei der Virus „Sars-CoV-2“ an sich nichts Neues. Neu sei die jetzige Erscheinungsform, die es zu bewältigen gelte. Bei der Impfstoffentwicklung gehe es zunächst darum, den Erreger zu identifizieren und anschließend Tests an Tieren, später an Menschen durchzuführen. Demnach könne jedoch eine Wirksamkeit nur festgestellt werden, wenn es viele Infektionen in der Bevölkerung gibt.
Wie die Impfung in der Praxis aussieht und wie die Impforganisation läuft, erklärte als dritte Referentin Alexandra Weber vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW, wo sie Impfungen in NRW mitorganisiert. In ihrem Vortrag gab Weber einen Einblick in die Impforganisation und einen Ausblick auf das weitere Impfgeschehen.
Die Impfung in NRW mit 18 Millionen Menschen und mit einer Impfbereitschaft von 70-80 % sei eine Herkulesaufgabe. „Das ist etwas, was noch nie dagewesen ist und was alle Beteiligten vor große Herausforderungen stellt“, sagt Weber. Denn nicht nur das Impfen stelle ein Problem dar, sondern auch die Logistik der Impfstoffe. Diese müssten gelagert, gekühlt und aufbereitet werden. Dazu käme noch die Knappheit der Impfstoffe sowie deren gerechte Verteilung. Hierzu agierten Bund und Länder in Kooperation.
Aktuell würden Termine in Impfzentren für Personen über 80 Jahren vergeben. Weitere Impfberechtigte seien Berufsgruppen wie ambulantes Pflegepersonal, um ärztliches und medizinisches Personal in Praxen, Heilmittelerbringe wie Physiotherapeuten und Logopäden und weitere Personenkreise die dem medizinischen Bereich angehören. Wichtig sei herbei jedoch, dass Kreise und Städte hier auf die Gruppen zugingen, und keine Eigeninitiative erforderlich sei.
Als letzte Referentin des Abends kam Meryem Özmen-Yaylak zu Wort. Sie ist Geschäftsführerin der Fudul Zentralstelle für islamische Wohlfahrt und soziale Arbeit e. V. und sprach über die Maßnahmen und Initiativen des Islamrats zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Um die Ausbreitung des Coronavirus vorzubeugen und Risikogruppen zu unterstützen startete Fudul in Kooperation mit dem Islamrat und der der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) eine Aktion zur Nachbarschaftshilfe. Dabei halfen junge Leute Älteren und anderen Risikogruppen, die vom Coronavirus besonders bedroht sind, im Alltag behilflich sein. Neben der Nachbarschaftshilfe organisierte Fudul zusammen mit der IGMG Frauenorganisation ein europaweites Projekt zur Herstellung von Masken, um Ärzte, Pfleger sowie andere systemrelevante Berufsgruppen zu unterstützen.
Aktuell bietet Fudul zusammen mit der Jugendabteilung der IGMG ein das Projekt „Fahrdiensthilfe zum Impfzentrum“ an. Mit diesem Projekt möchte Fudul die von der Pandemie am meisten betroffenen Menschen dabei unterstützen, sie zum Impfzentrum zu begleiten.