Ein umstrittenes Gesetz soll künftig regeln, wer in welchem Wohnviertel leben darf. Diese Art von Regulierung ist in Dänemark nichts Neues.
Dänemark hat angekündigt, für alle Stadtteile eine Höchstmarke für Anwohner „nicht westlicher“ Herkunft festzusetzen. Das Gesetz sieht vor, dass binnen zehn Jahren in allen Vierteln eine Grenze von 30 Prozent gelten soll. In der Vergangenheit gab es bereits eine ähnliche Quote: Sie lag bei 50 Prozent und galt in Stadtteilen, die neben einer hohen Zuwanderungsrate beispielsweise auch eine hohe Kriminalität aufwiesen. Die Initiative, die als „Getto-Plan“ bekannt war, ist umstritten: Viele Bewohner empfinden sie als diskriminierend, Integrationsexperten zweifeln am Nutzen der Zwangsumsiedlung. Trotzdem sollen die Pläne nun verschärft und ausgeweitet werden.
Innenminister Kaare Dybvad Bek erklärte, zu viele „Ausländer nicht westlicher Herkunft“ würden „das Risiko der Entstehung von religiösen und kulturellen Parallelgesellschaften erhöhen“. Über die Pläne der Regierung berichtet unter anderem die Nachrichtenagentur AFP.
Der neue Gesetzentwurf, der eine Senkung und Ausweitung der Quote auf alle Stadtviertel vorsieht, ähnelt dem bestehenden Beschluss – der Begriff „Getto“ wird jedoch nicht mehr verwendet. Das Wort sei „irreführend“, so der Minister und „lenke von der Arbeit ab, die in diesen Gegenden zu leisten ist“. Es wird erwartet, dass das Gesetz nach einer Debatte verabschiedet werden kann.
Bisher wurde jährlich eine Liste mit sogenannten Getto-Gebieten erstellt: Die Kommunen bekamen bis 2030 Zeit, die soziale Zusammensetzung dieser Gegenden zu verändern, unter anderem durch eine Umsiedlung der Bewohner. Als „Getto“ galten Viertel mit mehr als 1000 Menschen, von denen mehr als die Hälfte „nicht westlicher“ Herkunft sind und die zwei von vier Kriterien erfüllten.
Dänemark betreibt seit Jahren eine der härtesten Einwanderungspolitiken Europas. Dies hat sich auch mit dem Amtsantritt der sozialdemokratischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen im Juni 2019 nicht geändert. Etwa 14 Prozent der dänischen Bevölkerung sind Migranten oder haben einen Migrationshintergrund.