Eine noch unveröffentlichte Studie zeigt, dass Solidarität und Hilfe für Bedürftige, größtenteils von ihrer ethnischen Herkunft abhängt.
Ob jemand in der Corona-Krise Solidarität von seinen Mitmenschen erfährt, hängt zu großen Teilen von seiner ethnischen Herkunft ab. Das zeigt eine noch unveröffentlichte Studie des Wissenschaftszentrums Berlin und des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung, wie das Magazin „Spiegel“ (Samstag) berichtet.
Die Wissenschaftler führten dafür ein Experiment durch: Sie hängten fiktive Hilfegesuche an Schwarzen Brettern und Straßenlaternen in elf deutschen Großstädten aus. Darauf baten entweder Ayse Yilmaz, Xiu Ying Wang oder Angelika Schneider mit einem ansonsten identischen Aufruf um Unterstützung beim Einkauf – etwa weil sie zur Corona-Risikogruppe gehörte. Der deutsche Name erhielt demnach mit Abstand die meisten Reaktionen, insgesamt 299 Menschen boten Hilfe an. Der türkische und der chinesische hätten deutlich dahinter gelegen, mit je 227 und 244 Angeboten. Studienleiterin Ruta Yemane schließt daraus: „Benachteiligte Gruppen sollten gezielt Hilfsangebote erhalten, da sie in Zeiten der Krise schnell durchs Raster fallen.“
Um die Ausbreitung des Coronavirus vorzubeugen und Risikogruppen zu unterstützen startete der Islamrat vor einem Jahr eine Aktion zur Nachbarschaftshilfe gemeinsam mit der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) in Kooperation mit „Fudul“, der Zentralstelle für Islamische Wohlfahrt und Soziale Arbeit.
Dabei halfen junge Leute den Älteren und anderen Risikogruppen, die vom Coronavirus besonders bedroht waren, im Alltag. So tätigten sie Lebensmitteileinkäufe oder sonstige Besorgungen. Hilfsbedürftige Menschen wurden in erster Linie durch telefonische Bedarfsabfragen innerhalb der eigenen Moscheegemeinde und in Bekanntenkreisen ausfindig gemacht.
„Wir legen großen Wert darauf, dass die Menschen möglichst einfach und unbeschwerlich Hilfe in Anspruch nehmen können“, erklärte damals der Vorsitzende der IGMG-Jugendorganisation Ünal Ünalan und betonte, dass das Angebot keinesfalls nur an Musliminnen und Muslime gerichtet sei. „Das Nachbarschaftsprojekt steht ausdrücklich allen Menschen in der Nachbarschaft offen.“ (dpa, iQ)