Ramadan

An vielen Orten ertönt erneut der Gebetsruf

In einigen Städten ist über den Ramadan der Gebetsruf erlaubt. Eine erfreuliche Geste für Muslime im Rahmen der Corona-Einschränkungen.

17
04
2021
Gebetsruf Minarett,
Minarett, Gebetsruf © shutterstock, bearbeitet by iQ.

In mehreren deutschen Städten ertönt der muslimische Gebetsruf über den Ramadan, im Zeitraum 13. April bis 12. Mai, um die Einschränkungen aufgrund der Pandemie zu kompensieren. Während in einigen Städten nur der Gebetsruf zum Freitagsgebet gestattet ist, ertönt in Moscheen in anderen Städten der Gebetsru täglich.

In Gelsenkirchen ertönt der Gebetsruf bereits seit 20 Jahren zum Freitagsgebet. Die Moschee im Stadtteil Hassel hat nun wegen der Pandemie eine Aunahmegenehmigung bekommen. Zum Fastenbrechen bei Sonnenuntergang wird täglich der Muezzinruf erklingen, weil es kein gemeinsames Gebet in der Moschee geben kann, berichtet der WDR. 

„Wir wollen den muslimischen Gemeindemitgliedern beistehen und eine Freude machen“, sagt Cesur Özkaya, der Vorsitzende der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) in Hassel. Auch in Krefeld soll über den Gesamten Ramadan-Monat der Gebetsruf erlaubt sein.

Gebetsruf als Trost und Spende

Auch im bayrischen Freising ist der Gebetsruf täglich erlaubt. „Zum Schutz unserer Gemeindemitglieder finden derzeit in unserer Moschee keine Aktivitäten und keine Gebete statt“, berichtet Gemeinde-Vorsitzender Ömer Korkmaz gegenüber Merkur. Dies sei bedauerlich, da viele Menschen gerade jetzt Trost und Beistand suchten. „Glaube und Religion nehmen in solchen Zeiten eine besondere Rolle ein.“ Aufgrund der Einschränkungen können nur 50 Muslime gleichzeitig in die Moschee. „Wir erreichen also nur einen kleinen Teil“. Das soll sich nun über den Ramadan lautstark ändern.

In Osnabrück wird der Muezzinruf in diesem Jahr nur jeweils vor dem Freitagsgebet ertönen. Letztes Jahr im Ramadan, als die Moscheen geschlossen waren, wurde dies für jeden Tag genehmigt. Jeden Freitag während Ramadan wird auch an sechs Hagener Moscheen in Hagen-Mitte, Hohenlimburg und Haspe der Gebetsruf zu hören sein. Auch in Wuppertal wird der Gebetsruf zum Freitagsgebet ertönen.

Zeichen der Solidarität

In mehreren deutschen Städten wurde letztes Jahr zu Ramadan die Erlaubnis eingeholt, den Gebetsruf jeden Freitag und/oder jeden Abend auszurufen. So wurde in Hannover, Garbsen, Braunschweig, Goslar, Duisburg, Kiel, Neumünster, Rendsburg, Düren, Östringen, Raunheim, Lünen, Hamburg und Berlin zum Gebet gerufen. Die Gebetsrufe sollen der muslimischen Gemeinschaft, die aufgrund der Einschränkungsmaßnahmen nicht die Moscheen besuchen können, Trost spenden.

Zum ersten Mal seit 12 Jahren ertönte damit auch der Gebetsruf vom Minarett der Duisburger Zentralmoschee. Damit soll der muslimischen Gemeinschaft Moral, Stärke und Trost vermittelt werden.

In den Niederlanden sind Gebetsrufe verfassungsrechtlich erlaubt, doch sie sind außerhalb der Moscheen seit langem nicht mehr zu hören. Grund dafür ist die steigende Islamfeindlichkeit. Die Religionsgemeinschaften vor Ort haben letztes Jahr auf den Gebetsruf verzichtet, um potentielle Unruhen zu vermeiden. Im Land bedarf es keiner gesonderten Genehmigung für den Gebetsruf. Auch in der IGMG Ayasofya Moschee in Amsterdam und in weiteren Moscheen, waren letztes Jahr Gebetsrufe aufgrund der Corona-Krise zu hören. (iQ)

Leserkommentare

Vera Praunheim sagt:
Hoffentlich nehmen solche lautstark ertönenden Änderungen und Ausnahmegenehmigungen nicht immer mehr überhand oder gleich die Oberhand. Gebetsrufe mögen grundsätzlich durchaus als freundliche Gesten verstanden werden. Aber täglich lautes und aufwendiges islamisches Verkündigungsbrimborium - überall erneut ertönend - wäre doch zuviel des Guten und für viele irritierend. Zumal wir hier auch nicht in Mekka sind und auch kein frommer Wettbewerb mit Kirchenglocken, die es übrigens seit etwa 1.300 Jahren hier gibt, stattfinden braucht. Trost und Spende im Gebet finden ist eine sehr persönliche Angelegenheit. Islamfreundlichkeit wird kaum durch auffällige Zelebrierungen im öffentlichen Leben in nichtmuslimischen Ländern herbeigeführt werden. Auch in Konstantinopel oder Istanbul mag das anders ablaufen. In Berlin, Köln und München hat aber Erdogan mit seinem politischen Religionsverständnis nicht das Sagen. Hoffentlich erkennen das immer mehr Politiker und auch die vielen toleranten Gutmenschen, die natürlich nur das Gute wollen.
20.04.21
21:48