„Die Kunst ist frei“. Frei von Grenzen und Debatten. Muslimische Künstler nutzen diese Freiheit und machen deutlich: Wir gehören zu Deutschland. Heute mit Fatih Maraşlıoğlu.
IslamiQ: Kannst Du dich vorstellen?
Fatih Maraşlıoğlu: Mein Name ist Fatih Maraşlıoğlu (Instagram: f.mrslgl). Ich bin gebürtiger Nürnberger und studierter Architekt. Soweit ich zurückdenken kann, halte ich Stifte in der Hand und versuche seither meiner Begeisterung für die bildende Kunst, in Form von Zeichnung, Illustration und Schrift Ausdruck zu geben. Gleichzeitig hatte ich in frühen Kindesjahren auch den ersten Kontakt zur Musik und später zu Instrumenten, von denen mir Einige mit der Zeit ans Herz gewachsen sind. Nebenbei beschäftige ich mich leidenschaftlich mit der Foto- und Videographie.
IslamiQ: Was möchtest Du mit Deiner Arbeit bewirken?
Maraşlıoğlu: Ich möchte Türen öffnen. In beiden Fällen, sei es bildend oder musikalisch, möchte ich das teilen und weitergeben, was ich fühle und denke, indem ich die Türen meiner Gedanken- und Gefühlswelt öffne. Es ist oft diese Welt, die bei vielen hinter verschlossenen Türen wartet aufzublühen.
IslamiQ: Ist Dir Dein kultureller und/oder religiöser Background wichtig?
Maraşlıoğlu: Ja. Als Architekt würde ich sagen, mein religiöser Background ist das Fundament, auf dem ich versuche, zu bauen. Wohingegen meine Kultur in Form von Stützen und Trägern unumgänglich ist, damit ein stabiles und beständiges Konstrukt entsteht, das jeder Seele, die dort verweilen möchte, Aufenthaltsqualitäten bietet.
IslamiQ: Wie stark beeinflusst Dein Background Dein künstlerisches Schaffen?
Maraşlıoğlu: Mein Background öffnet mir Facetten und Wege, die anders sehr schwer zu erreichen sind. Speziell in der Musik. Gleichzeitig hat er Einfluss auf meine Gefühlswelt und somit auch auf meine Kunst. Dennoch ist es mir wichtig, die Vergangenheit nicht identisch in die Gegenwart zu kopieren, sondern sie als Inspiration und Bereicherung zu nutzen.
IslamiQ: Wirst oder wurdest Du wegen Deiner Kunst Diskriminiert? Wenn ja, von wem und wie?
Maraşlıoğlu: Nicht direkt, aber ich musste oft von Außenstehenden hören, dass sie niemals von mir als offensichtlicher Muslim erwartet hätten, dass ich Künstler bzw. Musiker bin. Also dasselbe in Grün.
IslamiQ: Ist Deiner Meinung nach die Kunst wirklich frei? Wenn nein, was muss sich ändern?
Maraşlıoğlu: Kunst und Freiheit wird oft auf unterschiedlichste Art definiert. Brecht sagt: „Kunst ist kein Spiegel, der der Gesellschaft standhält, sondern ein Hammer, mit dem sie geformt werden kann.“ Ob nun jeder die Freiheit hat, einen Hammer zu benutzen? Ja. Doch während die einen mühsam und langsam versuchen zu formen, werden andere einfach draufhauen und verformen. Wir sollten uns auf das Formen konzentrieren.