Berlin

Deutscher Diversity Tag – Wie vielfältig ist der Bundestag?

Wenig Frauen, wenig Menschen mit Migrationsgeschichte, wenig Muslime, wenig Menschen mit Behinderung – wie sieht es aus mit der Vielfalt im Bundestag?

19
05
2021
Deutscher Diversity Tag - Wie vielfältig ist der Bundestag?
Symbolbild: Bundestag © Shutterstock, bearbeitet by IslamiQ.

Gestern war Tag der Diversität. Es geht darum, wie vielfältig Deutschland ist. Und darum, dass bei dieser Frage manche allzu leicht vergessen werden: Ist beispielsweise der Deutsche Bundestag so divers wie die Menschen im Land?

Nein, sagen mehrere Abgeordnete auf Nachfrage. Zum Beispiel Cansel Kızıltepe (SPD-Abgeordnete mit Migrationsgeschichte) und Amira Mohamed Ali (Muslima von der Linkspartei). Der Bundestag sei wenig divers – zu wenig, finden sie übereinstimmend.

Bundestag wenig vielfältig

Verglichen mit den Anteilen in der Bevölkerung gebe es im Bundestag demnach zu wenig Frauen, zu wenig Menschen mit Migrationsgeschichte, zu wenig Muslime, zu wenig Menschen mit Behinderung, zu wenig Junge, zu wenig ganz Alte.

Allerdings sei das nicht bei allen Fraktionen gleich. Links im Plenum sei es eher bunter. Aber auch weiter rechts gibt es Ausnahmen.

Vielfalt als Normalität. Das will auch die Abgeordnete Kızıltepe von der SPD. Sie ist geborene Berlinerin und ganz bewusst Finanzpolitikerin geworden. „Ich glaube, dass wir auch in Deutschland Normalität erreichen, wenn wir als diverse Menschen eben in verschiedenen Bereichen auch aktiv sind und nicht immer in die Schublade gesteckt werden und Zuständigkeiten zugewiesen bekommen wie zum Beispiel die Migrationspolitik.“

Der Frauenanteil im deutschen Bundestag liegt gegenwärtig bei 31 Prozent. Kiziltepe fordert Parität, also Halbe-Halbe. Ungefähr so wie im richtigen Leben.

Muslime zu wenig repräsentiert

Das gelte auch für Menschen muslimischen Glaubens wie Amira Mohamed Ali. Die Fraktionsvorsitzende der Linkspartei hat Jura studiert. Der Akademikeranteil im Bundestag sei insgesamt „sehr sehr hoch“, sagt sie. „Aber wir haben relativ wenig Menschen aus nicht akademischen Berufen. Sie halte es für wichtig, „dass da eine größere Repräsentanz da wäre“.

Dass Mohamed Ali nun mal anders heißt als Meier, Müller oder Schulze und dass sie Muslima ist – das spiele in ihrer Partei keine Rolle: Es müsse dort „auch gar nicht großartig thematisiert werden“, sondern sei eine Selbstverständlichkeit. „Was ich mir wünsche und ich glaube, das wünschen sich auch viele, dass es überhaupt nicht auffällt. Dass es etwas Normales ist.“ (dpa/iQ)

Leserkommentare

Vera Praunheim sagt:
Bei der Diversity-Würdigung hier wurden leider - wie so oft - folgende Kerndimensionen von Diversity vergessen oder unterschlagen: Gendervarianten und sexuelle Orientierungen jenseits islamisch vorgegebener heteronormativer Weltbild-Vorstellungen. Es muß aber eine Selbstverständlichkeit und etwas Normales sein oder noch werden- gerade auch bei muslimisch orientierten Gruppierungen und Verbandsstrukturen - daß in Deutschland und überall die Menschen von Natur aus sehr vielfältig & divers sind. Und zwar in einer Weise, wie es traditionelle Vorstellungen früherer Religionsprediger & Moralisten nicht oder noch nicht zulassen wollten. Besonders am Diversity-Day thematisieren unsere Medien nicht-heterosexuell orientierte Menschen mit ihren Lebensentwürfen & Problemen auf verschiedene Weise. Im Gegensatz zu den streng islamisch beherrschten Ländern dieser Welt, wo derartiges in der Regel rigoros unter den Teppich gekehrt, unterdrückt, verflucht und verfolgt wird bis zum geht nicht mehr. Und darin zeigt sich auch die menschenfeindliche und dunkle Seite des Islam, die in Europa aufgeklärte Menschen aber niemals haben wollen und für nicht kompatibel erklären. Hier ist absolut kein Platz für religiös begründete Menschenfeindlichkeit im Widerspruch zu natürlichen Prozessen & Gegebenheiten, die einfach wahnhaft für teuflisch erklärt werden.
19.05.21
17:02
AntiFa09 sagt:
Vera hat den Gong der Zeit nicht gehört und das Thema des Beitrages auch nicht verstanden. Wäre sinnvoller gewesen die Schulbank noch ein paar Jahre länger zu drücken, dann würden solche peinlichen Situationen den Unwissenheitsgrad nicht zur Schau stellen… Aber nun zum Thema: Es geht hier um Diversität im deutschen Bundestag und dass Menschen anderen kulturellen, religiösen und ethnischen Ursprungs im deutschen Bundestag unterrepräsentiert sind und dass genau diese Tatsache den Anschein erwecke, als ob alle in Deutschland lebenden Menschen weißhäutig wären und einer Kulturgemeinschaft angehörten, die man vergleichsweise als eher neu bezeichnen würde. Neu im Sinne, dass es Völker gibt, die auf eine mindestens 3000-jährige Kulturgeschichte zurückblicken, während in Deutschland die Kultur eher als Konglomerat also einem Sammelsurium von unterschiedlichsten Einflüssen von überall anzusehen ist. Die deutsche Kultur per se gibt es nicht. Spätestens beim Blick in die kulinarische Welt sollte dies einem schnell klar werden. Mehr Diversität, welcher Natur auch immer würde uns allen gut tun. Dann würden wir nicht ständig dummes Geschwätz zu hören bekommen.
21.05.21
13:11
Fakhri sagt:
Diversität ist so ein großes Wort. Jetzt haben wir wiederum einen Begriff adaptiert, der das Problem Vielfalt anreißt und beim genaueren Hinschauen die peinliche Realität einer führenden und angeblich modernen sowie liberalen Nation offenbart. Wir haben die Christdemokraten und mittlerweile auch Nazisympathisanten im Bundestag sitzen, aber ein Kopftuch oder einen Sikhturban darf niemand haben. Frauen sind genauso unterrepräsentiert wie Menschen aus anderen kulturellen Backgrounds. Muslime sind nur dann willkommen, wenn sie sich als Neudeutsche mit starken Tendenzen zur nichtmuslimischen Community bekennen, wie etwa Chebli und Özdemir. Wenn man von Verhältnismäßigkeiten spricht, dann bitte auch hier. Wenn 20 bis 25 % der Deutschen einen Migrationshintergrund haben, dann ist der Bundestag kein Abbild der Realität und deshalb auch nicht liberal genug!
21.05.21
13:46