Nicht selten erleben Menschen mit Migrationserfahrung Diskriminierung bei der Wohnungsvergabe. Eine Bremer Baugesellschaft prüft nun Vorwürfe zur systematischen Ausgrenzung.
Bei der Bremer Gesellschaft Brebau werden Vorwürfe der systematischen Diskriminierung bei der Wohnungsvergabe von Menschen mit Migrationshintergrund geprüft. „Wir nehmen das Thema sehr ernst und werden den Sachverhalt mit aller Konsequenz aufklären“, ließ die Geschäftsführung am Donnerstag erklären. Das Nachrichtenmagazin „buten un binnen“ von Radio Bremen hatte zuvor berichtet, dass Menschen mit Wurzeln außerhalb Deutschlands von Brebau-Wohnungen ferngehalten werden sollen.
Mit Verweis auf Zeugenaussagen und interne schriftliche Anweisungen hieß es in dem Bericht, dass die Brebau spezielle Notizen über Wohnungsinteressierte erstellen lasse. Demnach soll von Mitarbeitenden vermerkt werden, ob ein Bewerber oder eine Bewerberin schwarz ist, ein Kopftuch trägt, mit der deutschen Kultur vertraut ist, westlich integriert ist oder wie die Deutschkenntnisse sind. Auch Menschen, die zuvor in sozialen Einrichtungen wie Übergangsheimen für Obdachlose gemeldet waren, sollen dem Bericht zufolge keine Wohnungen angeboten bekommen.
Von der Brebau-Geschäftsführung hieß es, dass ein solches Vorgehen im deutlichen Gegensatz zur unternehmerischen Haltung stehe und Diskriminierung nicht toleriert werde. „Sollten sich die Vorwürfe erhärten, werden wir alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um ein solches Verhalten unmittelbar abzustellen“, teilte Brebau mit.
Wer Menschen aufgrund von Alter, Behinderung, ethnischer Herkunft, Geschlecht, sexueller Identität oder Religion und Weltanschauung diskriminiert, verstößt gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz und muss mit Sanktionen rechnen – ob im Job oder auf dem Wohnungsmarkt.
Die Antidiskriminierungsstelle hatte zuvor Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zu ihren Einschätzungen und Erfahrungen befragt. Über 80 Prozent der Befragten gingen von deutlichen Nachteilen bei der Wohnungssuche aus.
Rund ein Drittel der Befragten mit Migrationshintergrund, die in den vergangenen zehn Jahren eine Wohnung oder ein Haus gesucht haben, hat nach eigenen Angaben schon rassistische Diskriminierung bei der Wohnungssuche erlebt. Ein Fünftel aus dieser Gruppe gab an, eine Immobilienanzeige gelesen zu haben, die bestimmte Personengruppen ausschloss. Mehr als jeder Zehnte wurde demnach bei der Wohnungssuche beleidigt oder beschimpft. Mehr als die Hälfte gab an, Wohnung oder Haus wegen der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe nicht bekommen zu haben. (dpa, iQ)