Die Dokustelle Islamfeindlichkeit verzeichnet in Österreich für das Jahr 2020 mindestens 1402 islamfeindliche Vorfälle. Ein Anstieg von über 33 Prozent.
In Österreich sind im Jahr 2020 ein Drittel mehr islamfeindliche Vorfälle gemeldet worden als im Jahr davor. Das zeigt ein am Mittwoch präsentierter Bericht. Mit 1402 gemeldeten Fällen verzeichnet die „Dokumentations- und Beratungsstelle Islamfeindlichkeit & antimuslimischer Rassismus“ die höchsten Fallzahlen für das Jahr 2020. Das seien 351 Meldungen mehr als im Vorjahr und ein Anstieg von über 33 Prozent.
Besonders viel antimuslimischen Rassismus habe es demnach nach dem Terroranschlag in Wien im November gegeben. 74 Prozent der Betroffenen seien Frauen. Vor allem Kopftuchträgerinnen seien somit häufig Ziel von rassistischen Übergriffen. Diese Zahlen zeigten jedoch nur die gemeldeten und beobachteten Fälle. Es sei von einer höheren Dunkelziffer auszugehen.
Das intensivierte Online-Monitoring der Dokustelle habe besonders Korrelationen zwischen politischen Ereignissen und deren Anstiftung zu verbaler Gewalt im Internet beobachtet. „Zum Beispiel hielt Norbert Hofer, Bundesparteiobmann der FPÖ, im Juni letzten Jahres auf einer Protestkundgebung gegen Corona-Maßnahmen eine Rede. Darin behauptete er, dass der Koran gefährlicher als Corona sei“, heißt es in dem Bericht. Dies sei nur eines von vielen Beispielen.
„Die mediale Aufhetzung im Internet hat in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass diese Handlungen nicht mehr im Internet bleiben, sondern in die Tat umgesetzt werden“, sagte Rumeysa Dür-Kweider von der Dokustelle Islamfeindlichkeit in einer öffentlichen Meldung.
„Wien, Juni 2020: Frau K. – trägt Kopftuch – wird in der Nähe der Station Stephansplatz von einer fremden Frau beschimpft und mit einer Zeitung auf den Kopf geschlagen. Im Zuge des tätlichen Angriffs fällt das Kopftuch der Frau seitlich herunter. Der Vorgang ereignet sich vor einem Schanigarten. Für die betroffene Person ist es besonders schmerzlich, dass ihr niemand hilft und alle nur zuschauen. Sie hält drei Polizist*innen auf und erzählt ihnen von dem Vorfall. Dabei bekommt sie den Vorschlag, sie hätte doch einfach zurückschlagen sollen“, geht weiter als ein Beispiel aus dem Bericht hervor.
Kritik kommt von der Dokustelle Islamfeindlichkeit vor allem am Vorgehen der Polizei nach dem Terroranschlag in Wien im November und am sogenannten Anti-Terror-Paket der Regierung. „Das Antiterrorpaket greift unverhältnismäßig in die Rechte von Menschen in Österreich ein“, äußerte sich Dunia Khalil von der Dokustelle.
Die Dokustelle fordert zudem in die Umsetzung des lange geplanten nationalen Aktionsplans gegen Rassismus eingebunden zu werden.